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1712 - Verflucht bis in den Tod

1712 - Verflucht bis in den Tod

Titel: 1712 - Verflucht bis in den Tod
Autoren: Jason Dark
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stand so, dass er die beiden Fenster sah, die die Hauswand unterbrachen. Es war der übliche Blick, den er manchmal mochte, aber auch wieder hasste, denn er war nicht in der Lage, durch ein offenes Fenster nach draußen zu klettern.
    Er würde viel dafür geben, um das wieder schaffen zu können. Aber es war wohl nicht möglich, obwohl man in der Reha alles tat, um ihn auf den Weg dorthin zu führen.
    Wladimir war auch kein fauler Mensch. Er hatte sich mit seinem Schicksal beschäftigt und einiges darüber gelesen. So war ihm in einer Fachzeitschrift ein Artikel aufgefallen, in dem über neue Methoden der Heilung geschrieben wurde. Man stellte Versuche mit kleinen Chips an, die einem Menschen unter die Haut gepflanzt wurden. Durch die Signale, die der Chip aussandte, wurden bestimmte Zonen im Körper so gereizt, dass sie wieder funktionierten.
    Das hörte sich alles sehr nach einer fernen Zukunft an, aber Wladimir wusste auch, wie schnell der Fortschritt in der Medizin manchmal voranging, und wenn schon über das Problem geschrieben worden war, konnte es nicht mehr lange dauern.
    An diesen Hoffnungsfaden klammerte er sich fest, obwohl er wusste, wie leicht dieser reißen konnte.
    Eine Bettschwere erlebte er nicht, aber schon ein Gefühl der Müdigkeit, worüber er sich immer wieder wunderte, weil er den Tag über ja nichts tat.
    Ein paar Mal schon fielen ihm die Augen zu. Das Licht hatte er gedimmt. Ganz ausschalten wollte er es nicht, er schlief auch, wenn es nicht stockfinster war.
    Dann geschah es.
    Irgendwie hatte Wladimir es im Gefühl gehabt, dass die Nacht nicht so ablaufen würde wie immer. Das genau deutete sich jetzt an, denn das Telefon meldete sich und erfüllte mit seiner weichen Melodie den Raum.
    Weg war die Müdigkeit. Er fühlte sich wie elektrisiert und dachte sofort an Karina, der möglicherweise etwas passiert war. Deshalb zitterte seine Hand auch leicht und sein Atem ging schwer, als er nach dem Telefon griff und es von der Station holte.
    »Ja …«
    Er hörte ein Lachen. Es war zwar eine Frau, die ihm diese Botschaft schickte, aber nicht Karina Grischin.
    Dann verstummte das Lachen, und er hörte erst mal nichts. Er legte nicht auf, weil er wusste, dass die Anruferin noch dran war.
    »Melden Sie sich!«
    »Du kannst es wohl nicht erwarten, mich zu hören, wie?«
    Er hatte jetzt die Stimme gehört. Etwas schoss durch seinen Kopf. Es waren keine guten Gedanken. Ihm wurde heiß, denn jetzt wusste er, wer ihn angerufen hatte.
    »Chandra!«, keuchte er in das Telefon …
    ***
    »Genau die bin ich, mein Freund. Du hast mich also nicht vergessen.«
    Wladimir lachte spöttisch. »Wie könnte ich die Person vergessen, die schuld an meinem Schicksal ist?«
    »Das verstehe ich, Wladimir. Du hättest dich eben nicht so weit aus dem Fenster lehnen sollen. Und du hättest daran denken müssen, dass ich besser bin als du.«
    Am liebsten hätte er geschrien, doch er riss sich zusammen. »Was willst du von mir?«
    »Ach, nur ein wenig mit dir plaudern.«
    »Das soll ich dir glauben?«
    »Es bleibt dir nichts anderes übrig, ich habe immer darüber nachgedacht, ob ich dir nicht den Rest geben soll. Es wäre für mich kein Problem gewesen, aber dann habe ich mir vorgestellt, wie du in deinem Rollstuhl sitzt und langsam an der Welt verzweifelst.«
    »Da hast du dich geirrt. Ich verzweifle nicht an der Welt. Ich habe mich eingerichtet.«
    »Genau das ist mir auch zu Ohren gekommen. Du versuchst noch immer, mitzumischen.«
    »Ist das ein Fehler?«
    »Nein, das ist es nicht, Wladimir. Ich kenne dich ja. Du gibst erst auf, wenn man dich in den Sarg packt. Aber so weit ist es ja noch nicht.«
    »Genau.«
    »Aber es könnte bald so weit sein …«
    Der Agent horchte auf. Die letzten Worte hatten ihm nicht mehr gefallen, auch deshalb nicht, weil eine Person wie Chandra nicht einfach grundlos daher redete. Er wollte nicht, dass sich sein Herzschlag beschleunigte, es war trotzdem der Fall. Irgendwie ahnte er schon, dass etwas Besonderes auf ihn zukam.
    »Was willst du von mir?«
    »Gut, mein Freund. So kommen wir der Sache schon näher. Wie du sicherlich inzwischen gemerkt hast, weiß ich über dich Bescheid. Aber nicht nur über dich. Es gibt da jemanden, die mich ungemein hasst und noch immer ihrem Job nachgeht. Sie ist dir sehr verbunden. Du weißt, wen ich meine …«
    Ja, das wusste er, aber er sprach es noch nicht aus. Es konnte sich nur um Karina Grischin handeln, seine Partnerin, die er liebte. Sie und Chandra
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