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1712 - Verflucht bis in den Tod

1712 - Verflucht bis in den Tod

Titel: 1712 - Verflucht bis in den Tod
Autoren: Jason Dark
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Man hatte seinen Leichnam in die Newa geworfen.
    Aber war er wirklich ums Leben gekommen? Er, der Magier, der menschliche Dämon? Inzwischen glaubte Wladimir nicht mehr so recht daran, und deshalb war er auch so gespannt, ob es Karina und John schafften, eine Spur zu finden.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken. Wladimir wusste, was jetzt folgte. Es war das übliche abendliche oder jetzt schon nächtliche Ritual.
    Er musste zu Bett gebracht werden!
    In den ersten Tagen hier in der Klinik war dies für ihn fast unerträglich gewesen, doch es ging eben nicht anders. Daran gewöhnt hatte er sich allerdings nicht. Und auch jetzt stieg ihm wieder das Blut in den Kopf.
    Gala hatte das Zimmer betreten. Er sah sie, als er sich vom Fenster weggedreht hatte. Sie kam auf ihn zu und lächelte. Gala lächelte eigentlich immer. Und das bei jedem Patienten, als wollte sie ihnen stets Mut machen.
    Sie war um die vierzig Jahre alt und zudem eine Frau, die schon einiges auf die Waage brachte. Das musste so sein, denn sie brauchte Kraft, um ihren Job zu machen. Das Haar war pechschwarz, kurz geschnitten und schon mit einigen grauen Strähnen durchzogen.
    Darunter sah der Betrachter ein rundes freundliches Gesicht mit blitzenden Augen und etwas dicken Wangen, die stets eine rötliche Farbe aufwiesen.
    Wladimir mochte Gala und ihre Art, mit Patienten umzugehen. Sie war einer der wenigen Lichtblicke in dieser Klinik, die von außen aussah wie ein Gefängnis ohne vergitterte Fenster.
    »Hallo, Wladi, ich denke es ist an der Zeit, dass Sie zu Bett gehen.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Ich bin nicht müde.«
    Der kleine Mund zog sich in die Breite. »Das sagen Sie jeden Abend. Aber wenn ich sie am Morgen wecke, schlafen Sie meist noch.«
    »Nein, ich tue nur so«, erwiderte er lächelnd.
    »Ja, ich weiß.« Gala trat an das Bett und schüttelte das Kopfkissen und das dünne Oberbett auf. Ein dickes war nicht nötig, denn im Zimmer war es warm genug.
    Wladimir schaute ihr dabei zu. Das Bett stand so, dass er sich, wenn das auf der Station stehende Telefon läutete, sofort den schmalen Apparat schnappen und sich melden konnte. Ein Handy besaß er auch noch, das aber lag woanders.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Gala und nickte ihm zu.
    Wladimir verzog die Lippen. Er kannte die Prozedur, denn er erlebte sie jeden Abend. Trotzdem konnte er sich nicht daran gewöhnen, auf die Hilfe eines anderen Menschen angewiesen zu sein, das war in seiner Lebensplanung nicht vorgekommen, bis ihn die Kugeln dieser Killerin erwischt hatten.
    Wladimir fuhr bis an sein Bett heran und drehte den Rollstuhl so, dass Gala ihn unterfassen und hinlegen konnte. Sie war darin geübt, kannte die nötigen Griffe. Sie machte das am besten, das konnte Wladimir beurteilen, denn wenn Gala einen freien Tag hatte, wurde eine Vertretung geschickt, die nicht so gut war.
    Ausgezogen war er bereits. Er trug seinen Schlafanzug, lag auf dem Rücken und schaute Gala an, die sich über ihn gebeugt hatte und das dünne Oberbett auf ihn legte.
    »Darf ich Sie was fragen?«, murmelte er.
    »Bitte.«
    Wladimir wusste, dass er die Frage schon oft gestellt hatte, aber er musste sie einfach loswerden.
    »Werde ich irgendwann wieder gehen können? Was meinen Sie? Sie haben doch Erfahrung.«
    »Das wird die Zeit ergeben.«
    »Sehr diplomatisch, Gala.«
    »Man soll die Hoffnung niemals aufgeben.«
    »Ich weiß, Gala. Aber bei mir müsste schon ein Wunder geschehen.«
    »Vielleicht.«
    »Nur glaube ich nicht an Wunder.«
    »Das sollten Sie aber.«
    »Oh.« Er lächelte. »Glauben Sie denn daran?«
    »Ja, ganz fest.« In ihren Blicken stand zu lesen, dass sie nicht log. So viel Menschenkenntnis besaß der Agent.
    »Haben Sie schon mal eines erlebt? Oder sind Sie dabei gewesen …«
    »Nein, nein, Wladimir, so ist das nicht, denn glauben heißt nicht wissen. Aber der Glaube kann einem Menschen Trost geben und kann dafür sorgen, dass die Hoffnung nicht einschläft.«
    »Ja«, sagte Wladimir und deutete im Liegen ein Nicken an, »das haben Sie toll gesagt.«
    »Und dazu stehe ich auch.« Sie nickte ebenfalls. »Und jetzt schlafen Sie gut und denken zuvor vielleicht darüber nach, was ich Ihnen eben gesagt habe.«
    »Werde ich versuchen. Gute Nacht.«
    »Ihnen auch. Aber ich habe Dienst.«
    »Dann wünsche ich Ihnen eine ruhige Zeit.«
    »Danke.«
    Wladimir drehte den Kopf so lange zur Seite, bis Gala durch die Tür war. Dann fiel er wieder zurück in seine alte Rückenlage. Das Bett
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