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1712 - Verflucht bis in den Tod

1712 - Verflucht bis in den Tod

Titel: 1712 - Verflucht bis in den Tod
Autoren: Jason Dark
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geschah urplötzlich, und selbst Chandra wurde davon überrascht. Von der anderen Seite her wuchtete sich jemand gegen die Tür, die nach innen gestoßen wurde.
    Wäre Chandra nicht einem Reflex folgend zurückgezuckt, hätte die Tür sie voll erwischt. So aber warf sie sich nach hinten und sah die Veränderung im Fallen wie eine Momentaufnahme.
    Auf der Schwelle zeichnete sich für einen kurzen Augenblick Karina Grischin ab. Eine Frau, die zwei Pistolen in den Händen hielt und die jetzt ihre große Chance sah und in die Kapelle stürmte …
    ***
    Sobotin kannte nur ein Ziel. Es war die Kapelle, auf die er schnurgerade zuging. Dass die Toten auf dem Schnee lagen, störte ihn nicht. Und auch ich war nicht wirklich für ihn da, obwohl ich eine Waffe in der Hand hielt.
    Er ging wie ein Roboter.
    Beim jedem Schritt knirschte der Schnee. Seine lange Kutte wehte dabei um seine Waden. Der Kopf war hoch erhoben. Die Haut schien mir noch dünner geworden zu sein. Große Augen ohne Pupillen. Hände mit langen Knochenfingern, die sich zuckend bewegten, ebenso wie der dünne Hals unter dem Kinn.
    Ich ließ ihn kommen, und ich sah, dass sich seine Lippen bewegten. Er sprach. Es waren geflüsterte Worte, die aus seinem Mund drangen, doch laut genug gesprochen, dass ich sie verstand.
    Er sagte nur einen Namen.
    »Rasputin …«
    Und diesen Namen wiederholte er ständig. Es gab nichts anderes mehr für ihn. Nur Rasputin kam ihm in den Sinn, und ich hatte sogar Verständnis dafür, denn beide waren schließlich lange getrennt gewesen.
    Es wurde Zeit für mich, dass ich eingriff. Leider sah ich nicht, was sich hinter mir tat. Ich dachte nur daran, dass Karina den härteren Teil übernommen hatte.
    »Rasputin …«
    Erneut hörte ich den Namen des großen Magiers und Zauberers. Für Sobotin gab es keine Hindernisse auf seinem Weg zu ihm.
    Doch ich war ein solches Hindernis. Als er ging, war ich ein paar Schritte zurückgewichen, jetzt aber stand ich und ließ ihn kommen, wobei ich zugleich den Arm ausstreckte und mit der Waffe auf den Mönch zielte.
    »Keinen Schritt weiter!«
    Er hatte mich gehört, aber er dachte nicht daran, stehen zu bleiben. Ich wusste nicht, was sich in seinem Kopf abspielte. Er ging einfach weiter und murmelte immer wieder den Namen seines Herrn und Meisters.
    Sein knochiges Gesicht mit der dünnen Haut konnte ich nicht verfehlen. Aber er war waffenlos. Ich zögerte, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen. Ich war kein Killer, und er war auch für mich kein Dämon, sondern irgendwie immer noch ein Mensch, wenn auch ein Mörder. Eine Kreatur, die lange Zeit überlebt hatte, aus welchen Gründen auch immer. Rasputin war sein Mentor, er hatte das Mittel gefunden, um den Tod zu besiegen.
    Ich stoppte meine Gedanken, denn er war nahe an mich herangekommen. Mit dem übernächsten Schritt würde er gegen mich prallen, und er traf keinerlei Anstalten, seine Richtung zu ändern oder stehen zu bleiben.
    Wie sollte ich ihn stoppen?
    Ich schlug mit der Waffe zu. Ich hämmerte sie gegen seine Brust und war ihm entgegen gesprungen, um die Wucht meines Schlags noch zu verstärken.
    Er schrie nicht mal auf. Er nahm den Schlag hin. Aber er wurde gestoppt und schwankte sogar. Ich rechnete damit, dass er auf den Rücken fallen würde, aber da hatte ich mich geirrt. Er konnte mehr einstecken, als ich gedacht hatte.
    Er warf sich vor.
    Und diesmal hatte ich nicht aufgepasst. Von der Größe her überragte er mich, und ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell sein konnte.
    Ich wankte nicht, als wir zusammenstießen, ich flog direkt nach hinten und landete im Schnee. Dabei wurde ich so überrascht, dass ich erst mal nichts tat und liegen blieb. Natürlich ärgerte ich mich über mein Verhalten, ich war einfach zu naiv, zu harmlos und vielleicht sogar zu menschlich gewesen.
    Für Sobotin zählte nur, dass er ein Hindernis aus dem Weg geräumt hatte und er seinen Weg fortsetzen konnte.
    Als ich mich auf dem Boden liegend umdrehte, da schaute ich schon auf seinen Rücken. Zwischen ihm und der Kapelle gab es kein Hindernis mehr, das ihn hätte aufhalten können.
    Ich blickte an ihm vorbei, kniete noch immer und sah, dass Karina Grischin die Tür regelrecht auframmte.
    Jetzt war der Weg noch freier für ihn.
    Ich hörte Karinas Schrei, der aber im Krachen meiner Beretta unterging. Diesmal hatte ich keine Zurückhaltung geübt.
    Sobotins rechtes Bein war getroffen worden. Zumindest glaubte ich das, denn die Kutte verdeckte
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