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1708 - Geheimsache Gender

Titel: 1708 - Geheimsache Gender
Autoren: Unbekannt
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Murmeltier.
     
    *
     
    Die Robotershow war nicht gerade das, was einen fesselte.
    Timmersson Gender hatte andere Dinge im Kopf. Nur was genau - das vermochte er nicht zu sagen.
    Er verließ den Rathausplatz der Ortschaft, ohne daß ihm jemand Beachtung schenkte. Darüber war er sehr froh. Gender irrte stundenlang durch Meesam-Gyst. Ihm wurde immer klarer, daß er in der Sahara seinen Auftrag nicht erfüllen konnte.
    Wenn der Ort falsch war, mußte er den Ort eben wechseln. Dabei konnte er sich nur auf seinen Instinkt verlassen. Es gab nicht viele Orte auf Terra, die er kannte. Viel herumgekommen war er nie. Er verfügte lediglich über Landkartenwissen.
    Terrania, die Stadt seiner Geburt, war immer sein Zentrum gewesen.
    Wenn er irgendwo etwas ausrichten konnte, dann in der Hauptstadt des Planeten.
    An diesem Punkt verwirrte sich Timmerssons Denken. Er war nicht mehr fähig, Ursache und Wirkung zu berechnen.
    Mit dem Wort „Terrania" verband er nicht nur seine Kindheit, sondern auch schreckliche Einsamkeit, Bedrohungen hinter jedem Schatten, den größten Verlust seines Lebens.
    Etwas wird aus der Mitte meines Herzens gerissen. Es läßt sich nur ersetzen, wenn ich sterbe. ,Gender war jedoch sicher, daß er die Angst überwinden konnte.
    Genauso wie das Trauma drückender Enge. Er versetzte sich in eine Art Trance, die jedes Furchtgefühl erstickte.
    Wenn er nach Terrania wollte, mußte er die Sahara durchqueren, über Kairo, Mesopotamien, den Hindukusch und Tibet nach Zentralasien. Dort lag die Hauptstadt, in der Wüste Gobi.
    Plötzlich war er sicher, daß er keine Minute zu verlieren hatte. Er wanderte aus der Ortschaft hinaus, über die bewässerten Felder von Meesam-Gyst in die schneidend kalte Wüste. Dabei dachte er nicht an Details wie Himmelsrichtung oder zurückzulegende Entfernung. Für ihn war entscheidend, daß Bewegung in die Dinge kam.
    Die Kälte fühlte er nur im Gesicht und an den Händen, weil seine Kleidung eine hervorragende Isolation gegen Temperaturunterschiede darstellte. Dennoch begannen seine Augen bald zu tränen, weil gegen zwei Uhr morgens mindestens zehn Grad minus herrschten.
    Timmersson Gender wanderte die ganze Nacht hindurch. Es fiel ihm bald schwer, sich auf den Beinen zu halten. Er hatte weder ausreichend Flüssigkeit im Magen, noch hatte er gegessen. Seit wie langer Zeit nicht mehr?
    Der Gedanke an seinen Auftrag hielt ihn jedoch aufrecht; auch wenn die Schritte durch feinen Sand und über steinige, hartgebrannte Oberfläche viel Kraft erforderten.
    Es wurde allmählich Morgen.
    Er hätte eine Hütte oder einen Unterstand brauchen können. Zuerst empfand er die Sonne als Wohltat. Doch es dauerte nicht lange, bis sie auf seinen ausgedörrten Körper herabbrannte, bis sie das letzte bißchen Flüssigkeit als Schweiß von seiner Haut dampfte.
    Timmersson Gender begriff nun, daß er einen Fehler begangen hatte.
    Er hätte Meesam-Gyst nicht ohne Gleiter verlassen dürfen.
    Sein Blick wanderte über den leeren Horizont. Eine Staffel Lastengleiter zog in zehn oder zwanzig Kilometern Entfernung über den blauen Himmel. Er brauchte gar nicht erst zu winken; so etwas hatte keinen Zweck und vergeudete nur Körperkraft.
    Mehrmals drehte er sich um die eigene Achse. Vorn und hinten sah die Landschaft absolut identisch aus.
    Er war kein besonders kräftiger oder zähiger Mann. Ein hagerer Körper wie der seine speicherte weder viel Wasser noch Fett. Und als Spezialist für positronische Serviceanlagen verfügte er über keinerlei Überlebenstraining.
    Terrania.
    Ich muß nur glauben, daß ich es schaffen kann.
    Timmersson Gender setzte stundenlang einen Fuß vor den anderen, roboterhaft, in ewig gleichem Rhythmus.
    Warum hast du das zugelassen? Du hättest wissen müssen, daß es der falsche Ort ist. Wahrscheinlich hast du es wirklich gewußt. Aber du machst es deinen Helfern niemals leicht.
    Gegen Mittag begann er zu taumeln. Er schleppte sich mit schwindender Kraft von einer Sanddüne zur nächsten, über ausgedehnte, scharfkantige Felder aus Trümmergestein - voller Starrsinn immer in die Richtung, die er für Osten hielt.
    Er würde nicht mehr lange leben. Seltsam, daß der Gedanke ihn nicht sonderlich berührte ... Timmersson Gender brach am Ende einer langgestreckten Düne zusammen. Ausruhen, nur einen kleinen Augenblick. Nicht mehr die Beine im monotonen Gleichschritt nach vorn bewegen, nicht mehr den Kopf aufrecht halten und die endlose Linie zwischen Sand und Himmel anstarren.
    Den
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