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1708 - Geheimsache Gender

Titel: 1708 - Geheimsache Gender
Autoren: Unbekannt
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eleganten Satz hinauf. Unten bekamen die Menschen mit, daß der Show-Teil begann, und stimmten sich mit Klatschen ein. Ganz links in der Reihe stand die Kommandoeinheit der Robotertruppe; Duabe öffnete die rotmarkierte Klappe unterhalb des Schädels. Darunter kamen ein Sensorknopf und ein miniaturisiertes Schalterfeld zum Vorschein. Um die Schalter kümmerte sie sich nicht. Statt dessen berührte sie den Sensor.
    Duabe brachte sich mit einem weiten Sprung in Sicherheit. Man wußte nie, was man von so altertümlichen Robots zu erwarten hatte.
    „Hee! Es geht los!" brüllte jemand. „Gut so, Duabe!"
    Ganz vorn am Bühnenrand standen Sean und Louis Milligal, der Bürgermeister. Weiter hinten ließ sich jetzt auch wieder Bennt Fersten sehen. Er ragte einen Kopf hoch über die Menge, schien sich ansonsten aber zu benehmen.
    In Gedanken zählte sie einen Countdown. Zehn Sekunden, so hatte Boreol, der Pilot, behauptet.
    Als sie bei hundert angekommen war, fand sich Duabe agh Intells damit ab, daß irgend etwas nicht funktionierte.
    Sie sprang erneut auf die Bühne. Nochmals berührte sie den Sensorknopf, wieder ohne Erfolg.
    „Sind die Dinger kaputt, Duabe?" fragte der Bürgermeister sorgenvoll. „Was denkst du denn, was sie sind, Louis?"
    Die Menge wurde unruhig.
    Duabe winkte Geddy auf die Bühne. „Du kennst dich doch mit so was aus, behauptest du immer. Also sieh zu, was du machen kannst."
    Im Widerschein der Lasershow sah sich Geddy den Haufen miniaturisierter Schalter an. „Das ist altes Positronik-Zeug. So was wird seit vielen hundert Jahren nicht mehr hergestellt. Baujahr 3700 oder so, und da war es schon unmodern. Ich hab' keinen Schimmer, wie man die Dinger repariert. Dafür brauchen wir einen Spezialisten aus Terrania."
    „Einen Tag vor Silvester?" fragte sie. „Vergiß es, Geddy."
    „Und was ist mit dem Piloten? Diesem alten Kerl, der im Rathaus schläft?"
    „Der hat von Robotern keine Ahnung", antwortete Duabe.
    „Außerdem ist er wahrscheinlich besoffen."
    Sie ließ ihren Blick ratlos über die versammelten Leute wandern. Die ROBOTERSHOW MARRAKESCH war so etwas wie der Kern der Gründungsfeier; man konnte sie durch Schaumsaft und Musik nicht ersetzen.
    Es tat ihr um die vielen Leute leid. Plötzlich blieb ihr Blick an einem flüchtig bekannten Gesicht haften. Es war derselbe vornübergeneigte Mann mit Halbglatze, dem sie mit Sean im Halbdunkel begegnet war. Er hatte immer noch diesen rätselhaften Blick. Wie ein Hypno-Mutant.
    Seine Kleidung war eine Art braune Folienkombination. Der unmoderne Schnitt paßte nicht zu seinen dürren Gliedern. Die Füße steckten in dünnen Mokassins. An Körpergröße konnte er es fast mit Bennt Fersten aufnehmen, allerdings sah er sehr viel schwächer aus: mit seinem breiten Becken und den schmächtigen Hängeschultern. Er wirkte so verloren, so achtlos zur Seite gedrängt, daß sie unwillkürlich Mitleid verspürte.
    Unbewußt fuhr sie sich mit beiden Händen durch die Frisur. Sie hoffte, daß man in diesem Licht ihre Sommersprossen nicht so sah.
    Im selben Moment löste sich der Fremde von der Rathauswand. Er drängte vor bis an die Bühne.
    „Ihr habt ein Problem", sagte er so leise, daß es nur Duabe verstehen konnte. „Ich helfe euch gern."
    „Ach ... Ich glaube nicht, daß du eine Positronik reparieren kannst."
    Der Fremde sah einen Augenblick lang sehr irritiert aus.
    „Du irrst dich", behauptete er dann mit allem Ernst.
     
    2.
     
    Timmersson Gender hatte sich inmitten dieser lärmenden Gruppe wiedergefunden.
    „He, Fremder!"
    „Von wo kommst du? - Was führt dich her? - Du siehst blaß aus! - Ja, blaß! - Der ist krank, sage ich!"
    Jemand berührte ihn von hinten, einer von vorne, von der Seite spürte er Hände und Schultern. Er konnte nicht anders, als an die Zeit der Enge zurückzudenken, auch wenn sie lange vorbei war.
    Teufelskreis, Spirale dreht sich. Timmersson verliert den Verstand, wenn er nicht ausbrechen kann.
    Der Mann stieß einen spitzen Schrei aus.
    Von einer Sekunde zur anderen verstummten die Leute. Nur das allgegenwärtige Gemurmel blieb, dazu die Musik und die Lasershow, die sich in seinen Schädel fraß. Details verschwammen zu einem unbegreiflichen Ganzen, das ihn lückenlos umfing.
    Timmersson Gender schlug mit beiden Armen um sich. In diesem Moment der Panik war ihm egal, wen er traf, vor allem welche Körperteile. „Schluß!" brüllte jemand.
    Er wurde gepackt, festgehalten, bis zur Bewegungslosigkeit umklammert. Das war das
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