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1708 - Geheimsache Gender

Titel: 1708 - Geheimsache Gender
Autoren: Unbekannt
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normalerweise ein festgelegtes Programm in Gang gesetzt. In diesem Fall jedoch geschah das nicht.
    „Von wem habt ihr die Roboter?" fragte er.
    „Von einer Firma in Marrakesch", gab die Frau mit den Sommersprossen zurück.
    „Marrakesch?" Timmersson Gender fühlte die Verwirrung zurückkehren. Er kannte das Wort, konnte es aber nicht mehr einordnen. „Wo sind wir hier?"
    „In Meesam-Gyst. Zentralsahara. Terra."
    Duabe agh Intells antwortete nicht ohne Ironie.
    Bevor sie jedoch mißtrauisch werden konnte, sprach er weiter: „Ihr habt diese Robotertruppe also in Marrakesch angefordert. Hat man euch für die Bühne eine bestimmte Mindestgröße genannt?"
    „Ja", gab die Frau zögernd zurück. „18 mal 9 Meter. Wir konnten aber nur 16 mal 9 unterbringen. Du siehst ja selbst. Es ist eng hier."
    „Ja, ich sehe ... Die Kommandoeinheit verfügt nur nicht über eine flexible Programmierung. Sie kann nur arbeiten, wenn mindestens 18 mal 9 zur Verfügung stehen."
    „Deswegen regen sich die Blechkisten nicht?"
    Die seltsame Formulierung irritierte ihn; er hatte nie gehört, daß Roboter als „Blechkisten" bezeichnet wurden. Timmersson Gender wollte sich jedoch nichts anmerken lassen.
    „Ich werde die Kommandoeinheit umprogrammieren."
    Er nahm ein paar rasche Schaltungen vor, denen das Auge kaum zu folgen vermochte. Seine Finger wußten immer noch, was zu tun war.
    „So. Sie werden nun funktionieren. Allerdings fallen exakt sieben Prozent des Programms aus, weil die entsprechenden Tanzschritte auf 16 Metern Breite nicht möglich sind, Duabe agh Intells musterte ihn abwägend, aber auch mit wachsender Anerkennung.
    Klimaanlagen oder Roboter. Positronik bleibt Positronik.
    „Okay, versuchen wir's."
    Er ließ sich von der Bühne gleiten und wartete ab, bis Duabe agh Intells den Sensorknopf gedrückt hatte. Dann sprang sie neben ihn. Sie war ihm sehr nahe. Dennoch wagte er nicht, ihr weißes Kleid zu berühren.
     
    *
     
    Einen so seltsamen Menschen wie Timmersson Gender hatte sie nie in ihrem Leben kennengelernt. Vielleicht konnte sie später mit ihm reden.
    Duabe agh Intells setzte die ROBOTERSHOW MARRAKESCH in Gang. Ein lauter, bassiger Gong ertönte, der das Kleidungsmaterial der Menschen flattern ließ. Exakt in derselben Sekunde nahmen die Roboter mit dem Rhythmus einer zirpenden Melodie ihre Bewegungen auf. Es war Musik der Blues. Tellerkopf-Sonate; eine vollkommen unerträgliche Ansammlung hoher Noten, die ab und zu in den Ultraschallbereich umschlug.
    Dennoch verharrten die Zuschauer wie gebannt. Tanzende Roboter hatten etwas Irreales. So etwas durfte es nicht geben, und wenn doch, so war es pure, eigentlich nicht erlaubte Spielerei.
    Zunächst schafften es die Roboter, miteinander im Einklang zu bleiben. Die Bewegungen kamen synchron, mit etwas gutem Willen schön anzusehen. Dann jedoch erfolgte der erste Zusammenstoß.
    Sämtliche Tanzschritte wurden über den Haufen ge worfen, während die Führungseinheit und drei andere Maschinen den Rhythmus hielten.
    Jemand lachte.
    Es war das Signal für alle. Das simple Mißgeschick wurde weiter aufgebauscht, bis die Blues-Sonate in einem Schlachtfeld scheinbar zerlegter Metallglieder endete.
    Heutzutage lebte der Mensch mit unfehlbaren Maschinen zusammen.
    Seine Umwelt war perfekt geordnet, praktisch fehlerlos. Und wenn dieselbe Technik, die den Menschen so sehr behütete, plötzlich Fehlfunktionen aufwies, dann war das lustig.
    Die Roboter rappelten sich unter schrecklichem Gerassel zur nächsten Nummer auf. Diesmal war es ein antikes Ballett; ein noch größerer Erfolg als die Blues-Musik zuvor.
    Duabe agh Intells hatte sich lange nicht mehr so amüsiert.
    Als sie zur Seite blickte, war der Fremde verschwunden. Sie schaute sich suchend um, konnte ihn aber in der Menge nicht mehr finden. Niemand wollte ihn gesehen haben - obwohl ein schmalschultriger Griesgram mit Folienkombination so leicht nicht zu übersehen war.
    Egal, Die ROBOTERSHOW MARRAKESCH war ein voller Erfolg.
    Mit Sean und ungefähr tausend anderen Menschen trank sie Schaumsaft. Auch Bennt Fersten kam wie versprochen an die Reihe; um diese Zeit, kurz vor Morgengrauen, war alles vergeben und vergessen. Sie kümmerte sich weder um ihre Sommersprossen noch um die nassen Schaumsaftflecken auf ihrem weißen Kleid.
    Und als sie endlich den Abend beendete, als sie ihr Haus erreichte und das Kleid in die Ecke warf, hatten die Wärmestrahler alles längst wieder getrocknet. Duabe agh Intells schlief wie ein
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