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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle
Autoren: Unbekannt
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Luft. „Wir haben etwas gefunden ..."
    Die beiden Männer wechselten einen raschen Blick.
    Vielleicht gab es eine Hoffnung?
     
    2.
     
    Carl Liramm schloß für ein paar Sekunden die Augen. Er fühlte sich ausgelaugt und zerschlagen nach zehn Stunden echter Knochenarbeit; jeder Muskel, jede Faser schien vor Anspannung und Schmerz zu vibrieren. Außerdem brauchte er mit geschlossenen Augen die Landschaft nicht zu sehen, deren Anblick an seinen Nerven zerrte und seinen Mut zermürbte und Angst schürte.
    Er ging langsam weiter, hinüber zu dem kleinen Lager, in dem man die Verletzten und Verwundeten untergebracht hatte. Tonya Cinistrella war eine der Verletzten gewesen; noch vor dem Absturz hatte sie sich ein Bein gebrochen.
    Nichts, worüber man sich dabei wirklich Sorgen zu machen hatte; die moderne Medizin, die auch auf Thyssan größtenteils noch zur Verfügung stand, wurde mit solchen Schäden schnell, gründlich und zuverlässig fertig. Und in der absolut keimfreien Luft waren Wundinfektionen nicht zu befürchten.
    Allerdings fehlte es vielfach an der wichtigsten und ältesten aller erprobten Medizinen - am Vertrauen und der Zuversicht der Kranken.
    Tonya schlief noch oder dämmerte wenigstens vor sich hin. Carl Liramm blieb neben ihrem Lager stehen und blickte auf die Schlafenden hinab. Ihre rabenschwarzen Haare hätten eine Wäsche und einen Kamm brauchen können, stellte der Techniker fest und lächelte dabei selbstironisch. Früher - früher hieß: vor ein paar Tagen noch... - hätte er auf solche Dinge nicht geachtet.
    Tonya atmete ruhig und gleichmäßig. Also verzichtete Carl darauf, sie aufzuwecken. Er setzte sich neben sie auf den Boden, nachdem er eine Handvoll Kristallsplitter beiseite gewischt hatte.
    Er runzelte die Stirn. Etwas hatte sich verändert, und er brauchte einige Augenblicke, bis er hatte feststellen können, was sich geändert hatte. Tonya lag etwa eine Handbreit tiefer als vorhin.
    Wie war das möglich? Carl Liramm beugte sich auf den Boden hinab und betrachtete den Rand von Tonyas Lager genauer. Er hatte sich nicht getäuscht: Tonyas Körper war geringfügig in diesen Kristallboden eingesunken; als wäre er unter dem Gewicht ihres Körpers zusammengedrückt worden wie ein Kissen oder wie eine Lage Schnee.
    Einen Augenblick lang kämpfte Carl Liramm gegen einen Anflug von Panik an, aber dann faßte er sich wieder.
    Es stand für die Mannschaft der ODIN genügend Platz zur Verfügung, ein ganzer Planet sogar. Selbst wenn die Kristalloberfläche Thyssans Anstalten machte, die Wesen, die auf ihr gelandet waren, gleichsam in sich aufzunehmen und zu verschlingen, so vollzog sich dieser Prozeß doch so langsam, daß man ihn nicht ernst zu befürchten hatte. Es sei denn ...
    Carl stieß Tonya sanft an. Sie zuckte zusammen, öffnete die Augen, die tief in dunklen Höhlen lagen. Ihre Miene war umwölkt; erst als sie Carl erkannte, war die Andeutung eines Lächelns zu sehen.
    „Du?" fragte sie leise.
    „Wer sonst?" antwortete Carl mit einer sanft ironischen Gegenfrage.
    „Wie geht es dir?"
    Tonya Cinistrella setzte sich auf, und genau das hatte Carl erreichen wollen. Also brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen, daß Tonya an dem Kristallboden irgendwie festgewachsen sein konnte, wie er einen Augenblick lang ernsthaft befürchtet hatte.
    „Ausgesprochen lausig", antwortete die junge Technikerin. Sie hatte Grund zu dieser Antwort. Zum einen waren ihre Verletzungen noch nicht zur Gänze abgeheilt, zum anderen stand sie unter dem Schock, den ihr der Beinaheabsturz der ODIN versetzt hatte. Was sie vermutlich am meisten verdroß, war die Tatsache, daß sie von ihren Fähigkeiten bis jetzt keinen Gebrauch hatte machen können. Ausgerechnet in einer solchen Lage, in der technisches Geschick und Einfallsreichtum gefragt waren, war sie außer Gefecht gesetzt und konnte nicht helfen. „Und bei dir?"
    Carl Liramm nickte langsam.
    „Es geht." Eine bessere Antwort fiel ihm nicht ein. „Wir machen Fortschritte, langsam zwar, aber ..." Er bemerkte Tonyas fragenden Blick und seufzte leise. „Nein, keine Nachricht von Rhodan oder Philip."
    „Abgeschnitten also", stellte Tonya fest und strich sich die Haare aus der Stirn. „Ich muß ja scheußlich aussehen."
    Carl Liramm versuchte es mit der Andeutung eines Kompliments; er war nicht sonderlich geschickt in diesen Dingen.
    „Für mich genügt es", beteuerte er. „Außerdem haben wir jetzt wahrhaftig andere Sorgen. Was hast du vor?"
    „Aufstehen",
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