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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle
Autoren: Unbekannt
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antwortete Tonya und versuchte sich aufzurichten.
    Sie kam auf die Füße, lächelte und wagte einen vorsichtigen Schritt.
    Das Lächeln wurde offener. Dann knickte sie plötzlich ein; hätte Carl sie nicht schnell aufgefangen und gestützt, wäre sie der Länge nach hingeschlagen. Tonya stieß eine Verwünschung aus.
    „Du solltest dich noch ein wenig schonen", schlug Carl Liramm vor.
    Er setzte seinen Charme ein. „Ich höre so was zwar selbst nicht gerne, aber es wird auch ohne dich gehen."
    „Wie tröstlich", seufzte Tonya. Ihre Miene wurde finster, als Carl sie behutsam in ihre alte Lage zurückbeförderte. „aber wir überhaupt eine Chance, von diesem Planeten wegzukommen?"
    „Eine Abwandlung des klassischen Gesetzes von Sankt Murphy, dem Schutzheiligen aller Techniker und Ingenieure: Es gibt immer auch eine Chance, daß es gutgeht."
    „Nur ist sie nicht besonders groß", gab Tonya lächelnd zurück. „Tu mir einen Gefallen, paß auf dich auf, ja?"
    Carl Liramm nickte. Seine Kehle wurde trocken und eng. Einen Satz wie den letzten hatte er in den letzten Jahren nicht oft zu hören bekommen, und dann war er auch nicht so ernst gemeint gewesen wie in diesem Fall. Und schon gär nicht so wichtig für ihn.
    Er beugte sich langsam über Tonya und küßte sie sanft. Dann wandte er sich schnell ab. Schlimm genug, daß er von seinen Gefühlen derart übermannt wurde, er brauchte sie nicht auch noch zu zeigen.
    Andererseits: wenn nicht Tonya gegenüber, wem sonst?
    „Ich peile die Lage", sagte er und stand auf. „In ein paar Stunden bin ich wieder da."
    Er zwinkerte Tonya zum Abschied zu und stapfte davon. In einiger Entfernung erkannte er den kahlen Spitzschädel von Magkue. Sicherlich hatte der Ara auch einen zweiten Namen, aber an Bord der ODIN hieß er nur Magkue oder Doc.
    Natürlich war der Ara kein Doktor der Medizin, einen solchen Titel hatte es auf Aralon nie gegeben. Aber das knappe Kürzel hatte seinen Weg aus einer alten irdischen Sprache ins Interkosmo gefunden und sich dank der Emsigkeit der terranischen Unterhaltungsindustrie galaxisweit verbreitet und durchgesetzt - auch auf Aralon, sehr zum Verdruß der standesdünkelhaften Galaktischen Mediziner.
    „Doc ... !"
    Der hagere Ara sah auf, als Carl Liramm sich ihm näherte. Ein Lächeln spielte um die Züge des Mediziners. Natürlich war ihm nicht verborgen geblieben, daß der als strohtrocken verschriene Carl Liramm neuerdings romantische Anwandlungen hatte.
    „Was gibt es?" wollte Magkue wissen. „Gegen Liebeskummer und Schnupfen gibt es allerdings nirgendwo Medikamente, das laß dir gesagt sein."
    Carl Liramm grinste breit.
    „Ich weiß", sagte er amüsiert. „Neulich hörte ich Gucky erzählen, er habe sogar den Alten von Wanderer einmal mit laufender Nase und belegter Stimme angetroffen. Spaß beiseite, es geht um Tonya."
    Der Ara furchte die Stirn.
    „Sie hat gerade versucht aufzustehen, ist dabei aber eingeknickt und beinahe hingefallen. Der Bruch ist doch längst geheilt, oder?"
    „Natürlich, das dauert nicht so lange", beteuerte der Ara.
    „Andererseits hält der Schock einer solchen Verletzung oft sehr viel länger an. Die Patienten glauben dann noch, nicht voll funktionsfähig zu sein, und dann kommt es unbewußt ... Du hast etwas anderes im Sinn?"
    „Gebrochen hat sie sich das rechte Bein, richtig? Und eingeknickt ist sie mit dem linken ..."
    Der Ara antwortete einige Sekunden lang nicht. Auf seiner Stirn tauchten steile Falten auf.
    „Ich werde mich darum kümmern", versprach er dann.
    „Wahrscheinlich ist es nur eine Kleinigkeit."
    Carl Liramm war kein Psychologe, aber eine Portion Menschenkenntnis besaß auch er. Er spürte, daß die Stimme seines Gegenübers nicht normal klang. Die Sache schien mehr Gewicht zu haben, als der Ara zugeben wollte, und das erfüllte Carl Liramm mit Sorge.
    Er bemühte sich um ein zuversichtliches Lächeln.
    „Ich weiß, daß sie bei dir in besten Händen ist", beteuerte Carl Liramm. An der rechten Schulter des mageren Aras vorbei konnte er Michael Rhodan sehen, der offenbar ausgerechnet ihn zu sich heranwinkte. „Und ich werde wohl dort drüben gebraucht."
    Der Techniker entfernte sich rasch. Vielleicht gab es ein kniffliges technisches Problem zu lösen, genau das Ideale in diesem Augenblick, um auf andere Gedanken zu kommen.
    „Wir haben unter dem Kristallboden etwas gefunden", berichtete Michael Rhodan, als Carl bei ihm angelangt war. „Es sieht wie ein Schott aus, eine Tür oder
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