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1703 - So grausam, schön und tödlich

1703 - So grausam, schön und tödlich

Titel: 1703 - So grausam, schön und tödlich
Autoren: Jason Dark
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Jane Collins wusste Bescheid. Sie trat mit dem Fuß hinein, stemmte sich ab und streckte die Arme hoch, sodass sie die Kante umfassen konnte.
    Ich drückte noch mal nach, und Jane kletterte auf den Rand, wo sie erst mal sitzen blieb.
    Für mich allein war sie etwas hoch, aber Jane legte sich auf den Bauch und streckte mir ihre Hand entgegen. Mit der anderen klammerte sie sich fest.
    Sie zog mich nicht hoch, aber sie unterstützte mich, und so war es auch für mich leichter, die Krone zu erreichen. Nach einer knappen Drehung saß ich so, dass ich auf die andere Seite und schon auf das Terrain schaute, in dem alles begonnen hatte. Noch immer ging es dort recht lebhaft zu. Zwar nicht so laut wie im Sommer, aber noch immer irgendwie unwirklich. Die Leute bekamen einfach nicht genug von ihrer Party.
    Ich sprang zuerst nach unten, kam gut auf und fing Jane ab, als sie von der Mauerkante rutschte.
    »Jetzt geht es mir besser!«, flüsterte sie.
    »Okay, dann mal los!«
    Wer sich hier austobte, der wollte die Normalität hinter sich lassen. Das war legitim, solange nichts passierte und man seinen Nebenmann in Ruhe ließ.
    Zwei Vampirinnen mit Kettensägen würden dieses Idyll grausam zerstören.
    Noch war nichts zu hören, als wir uns unter die Leute mischten. Wir gingen ein paar Meter und blieben nahe einer Feuertonne stehen, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen.
    Es war wie immer, wie wir es kannten. Es gab keine Panik, es waren auch keine Gestalten zu sehen, die sich bewaffnet hatten. Zwei Gruppen leicht angetrunkener junger Leute sangen irgendwelche Lieder, die in kein Gesangbuch gepasst hätten.
    »Sollen wir jemanden fragen?«
    Die Idee war nicht schlecht, doch ich stimmte Jane nicht zu. »Nein, wir würden uns entweder lächerlich machen oder dafür sorgen, dass die Menschen Angst bekommen.«
    »Richtig.«
    »Wir suchen weiter!«
    Ich wollte gehen, als Jane gegen meine Schulter tippte. »Ich weiß nicht, ob wir das wirklich müssen.«
    »Wieso nicht?«
    Sie war etwas unsicher, und so klang auch ihre Antwort. »Zwar kann ich mich nicht in diese Wiedergängerinnen hinein versetzen, aber manchmal reagieren sie wie Menschen.«
    »Möglich«, gab ich zu. »Aber was bedeutet das für uns?«
    »Ich habe mir gedacht, dass sie unter Umständen an einen Ort zurückkehren, den sie schon kennen.«
    Jetzt war alles klar. »Du denkst an das Halfmoon?«
    »Ja, John, genau das meine ich.«
    Da hatte Jane einen guten Gedanken gehabt. Ehe wir hier herumliefen und die beiden suchten, war es schon besser, uns auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren.
    »Die Idee ist gut.«
    »Sollen wir?«
    »Und ob.«
    Ich wollte nicht eine Sekunde länger warten. Immer mehr gelangte ich zu der Überzeugung, dass Jane recht haben könnte. Und ich hätte mir immer Vorwürfe gemacht, wenn wir ihrer Idee nicht nachgegangen wären.
    Der Halbmond über der Tür grüßte noch immer. Und trotzdem war etwas anders geworden. Wir standen vor einer geschlossenen Tür, und ich spürte, dass sich mein Herzschlag beschleunigte, denn ich glaubte nicht, dass das hier normal war.
    Hinzu kam das Schild mit der Aufschrift closed .
    Jane lachte. »Glaubst du, dass sie hier freiwillig zugemacht haben?«
    »Nein.« Ich probierte es. Die Tür hatte eine normale Klinke. Schnell stellte ich fest, dass man den Eingang nicht abgeschlossen hatte. Die Tür ließ sich nach innen bewegen, allerdings nicht so weit, als dass wir hätten hindurchgehen können. Sie war irgendwie von innen verkantet worden.
    »Und jetzt?«, fragte Jane. »Sollen wir ein Fenster einschlagen?«
    »Nein, wir versuchen es. Hilf mir bitte!«
    Gemeinsam stemmten wir uns gegen die Tür. Und wir schafften es tatsächlich, sie nach innen zu drücken, denn sie war nicht durch einen Keil verkantet worden. Man hatte einfach nur einen schweren Gegenstand vor sie gestellt.
    Ich tauchte als Erster in das Haus ein. Augenblicklich fiel mir die Ruhe auf. Es spielte keine Musik mehr und mir fiel auf, dass es dunkler war als bei meinem ersten Besuch.
    Jane folgte mir. Auch ihr kam die Szenerie nicht geheuer vor. Wir nahmen uns trotzdem die Zeit, die Vitrine wieder gegen die Tür zu drücken. Andere Gäste sollten nicht reinkommen.
    Wir zogen unsere Waffen und wandten uns nach links. Dort hatten wir eine bessere Sicht. Noch war nicht viel zu sehen, aber zu hören, denn das grelle Frauenlachen bewies uns, dass wir hier genau richtig waren.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Jane leise, und die Gänsehaut auf ihrem Gesicht
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