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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Autoren: Margo Maguire
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Marcus grimmig. Er richtete die Schwertspitze auf den Schurken, aber es war nicht seine Art, einen unbewaffneten Menschen aufzuspießen. Wenn der Kerl hingegen Keelin ein Haar krümmte …
    „ Bleibt stehen , Mylady!“, zischte der Mann und ließ seinen Blick durch die Hütte schweifen, auf der Suche nach einem Ausweg aus der misslichen Lage. Er konnte sich nicht von Keelin lösen, ohne Marcus ausgeliefert zu sein. Wenn er indes der Edelfrau etwas antat …
    Endlich schien er seine aussichtslose Lage zu begreifen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Arme sinken zu lassen und Keelin freizugeben, denn er war machtlos gegen die Klinge des Grafen.
    Plötzlich duckte sich der Kerl, machte einen Satz nach vorne und bekam den juwelenbesetzten Dolch zu fassen, den er auf die Esse gelegt hatte. Im selben Moment war er wieder auf den Beinen und zielte mit dem Dolch auf Marcus’ Brust, um ihm eine tödliche Verletzung beizubringen.
    Die Klinge glitt jedoch an dem gefütterten Wams ab und fiel klirrend zu Boden. Der Dieb bückte sich geschwind, ergriff die Waffe erneut und stürzte sich aus geduckter Haltung abermals auf seinen Gegner.
    Marcus wich diesem Angriff geschickt aus, als der Mann jedoch zu Boden fiel, klammerte er sich an seine Beine und versuchte, ihn zu Boden zu reißen, während er weiter mit dem Dolch auf ihn einstach. Er verlor das Gleichgewicht, doch als der Kerl zustieß, rammte Marcus ihm das Schwert in den Leib.
    In der Hütte herrschte eine gespenstische Stille, bis Marcus ein leises Wimmern vernahm. Als er Keelin erblickte, ließ er das Schwert fallen und lief zu ihr. Er nahm sie in die Arme und trocknete ihre Tränen mit seinem Umhang.
    „Oh, Marcus“, flüsterte sie aufgelöst. „Ich habe noch nie solche Angst gehabt …“
    „Beruhige dich“, sagte er mit sanfter Stimme und küsste sie liebevoll auf die Stirn. „Es ist alles vorüber. Du bist in Sicherheit.“
    „Ja“, flüsterte sie, „gewiss. Aber was ist mit dir? Dein Bein …“
    „Es ist nichts“, antwortete er leise, obwohl er noch ganz aufgewühlt war.
    Marcus beruhigte sich mit der Gewissheit, dass die größte Gefahr beseitigt war. Trotzdem galt es immer noch, den Schneesturm zu überstehen, der draußen tobte. Zwischen Keelin und ihm hatte sich hingegen nichts geändert. Sie hatte ihre kostbare Lanze und würde sich bei nächster Gelegenheit nach Kerry aufmachen.
    Marcus schwieg und sprach keinen der so trüben Gedanken aus, die sehr schwer auf seiner Seele lagen. Er hielt Keelin eng umschlungen und genoss ihren weichen Körper. Vielleicht gab es etwas, das er …
    Das Pferd schnaubte und schreckte beide auf. Keelin musste lachen. „Ich habe ihn hereingeholt“, sagte sie, während sie sich an seine Brust schmiegte. „Er weigerte sich, draußen zu bleiben.“
    Marcus nickte. Er streichelte ihren Rücken und versuchte, ihr Trost zu spenden, während er ihre Tränen, die nicht versiegen wollten, zärtlich wegwischte. Mit ganzem Herzen hoffte er, dass er einen Weg fände, sie von der Heimreise abzuhalten.
    „Oh, Marcus“, sagte Keelin schließlich. „Kannst du mir vergeben, dass ich so töricht gewesen bin?“
    Er legte die Hände an ihr Gesicht und schaute ihr in die Augen. Dann beugte er sich vor und küsste sie. „Meine einzige Sorge war, dass dir etwas zustößt. Hat der Schurke dir etwas angetan?“
    „Hab Dank, du hast das Schlimmste verhindert“, erwiderte sie. „Ich hätte die Burg niemals verlassen dürfen. Aber ich hatte Angst, Ga Buidhe an Lamhaigh für immer zu verlieren, und du warst nicht da.“
    Marcus wandte sich ab. Er wollte jetzt weder an die verfluchte Lanze denken noch an die Gefahren, denen Keelin sich ausgesetzt hatte, um das Heiligtum ihres Clans zu suchen. Er konnte einfach nicht länger daran denken, dass sie vorhatte, ihn zu verlassen, nur um die Lanze zurück in ihre Heimat zu bringen.
    „Keelin“, sagte er und sah sie wieder an. Dann schluckte er und rang nach Worten. Er zog seinen Handschuh aus und strich ihr mit einem Finger zärtlich über Wange und Lippen. „Warte hier, während ich mich um alles kümmere“, meinte er schließlich. Er war im Augenblick so verwirrt, dass er nicht vernünftig mit ihr reden konnte.
    Er ließ Keelin los und ging hinüber zu dem Mann, der leblos neben der Esse lag, packte die Hände des Toten und schleifte ihn ins Freie. Er zog den Körper zu einem schneebedeckten Hügel, der vormals ein Gebäude gewesen sein musste – vermutlich eine kleinere Hütte,
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