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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Autoren: Margo Maguire
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Hütte sich ein wenig erwärmt hatte. Doch der Raum war sehr groß und ließ sich schlecht heizen, da das strohgedeckte Dach undicht war und die Wände Risse aufwiesen.
    Das Pferd wieherte, und als es begann, sich den nassen Schnee vom Leib zu schütteln, wurde Keelin erneut an ihre missliche Lage erinnert. „Ja, es tut mir leid, dass ich kein Heu für dich habe, mein Guter“, sagte sie bibbernd. „Aber ich habe auch nichts für mich, musst du wissen.“
    Das Tier schnaubte und schüttelte sich erneut, als wäre es mit der Antwort nicht zufrieden.
    Keelin schaute sich wieder im Raum um. Sie fand zwar nichts zu essen, aber immerhin könnte sie den Durst mit geschmolzenem Schnee löschen. Außerdem hatte sie nicht vor, lange an diesem Ort zu bleiben. Bei Tagesanbruch würde sie nach Wrexton zurückkehren und Hilfe holen. Das wäre zumindest …
    Die Tür wurde aufgestoßen.
    Zunächst glaubte Keelin, sie hätte den Eingang nicht richtig geschlossen, aber sie erkannte ihren Irrtum sofort.
    Der Dieb hatte sie gefunden.
    „Sieh an, sieh an …“ Seine Stimme hallte unheimlich von den kahlen Wänden der geräumigen Hütte wider.
    Keelin erkannte den Mann sofort. Es war der Ritter mit den seltsamen Augen. Eines war bläulich, das andere braun gefärbt. Sie zitterte vor Angst.
    „Habe mich ein wenig verirrt dort draußen“, sagte der Kerl, als er die bescheidene Unterkunft betrat. „Aber ich habe Eure Spuren entdeckt und bin Euch gefolgt.“
    Er sah zu mitgenommen aus von der Kälte, um im Augenblick eine Bedrohung darzustellen, aber Keelin wusste, dass er ihr jeden Moment gefährlich werden konnte. Rasch sah sie sich nach Gegenständen um, die ihr als Waffe dienen könnten, doch es gab nur die verrosteten, zerbrochenen Zangen neben dem Amboss. Sie war dem Dieb ausgeliefert.
    Er ließ sein Gepäck neben der Esse fallen und kam auf sie zu.
    Keelin wich zurück und warf einen Blick auf seinen großen Lederbeutel. Die Lanze befand sich darin. Sie musste nur an dem Mann vorbeigehen und sie nehmen, dann … Nein! Sie konnte nicht zurück in die beißende Kälte, selbst wenn es ihr gelänge, das Pferd nach draußen zu locken.
    Sie saß in der Falle. Das Wetter und dieser Mann hatten sich gegen sie verschworen.
    „Ist es nicht richtig gemütlich hier?“, grinste der Schurke abstoßend, als er sich dem Feuer näherte. „Wie aufmerksam von Euch, die Hütte zu heizen.“
    Solange sie sich von ihm fernhielt, hatte sie das Gefühl, dass der Schurke ihr nichts anhaben könnte. Also versuchte sie, ihr Pferd zwischen sich und den Fremden zu bringen.
    Aber es musste ihr auch gelingen, an die Lanze zu kommen.
    „Die alte Vettel hat recht gehabt mit diesem Ort“,sagte der Kerl, als er in seinen Lederbeutel griff. Er zog eine schäbige Tasse hervor und stellte sie auf einen kleinen Rost über der Esse. Er tat ganz so, als ob in den vergangenen Stunden nichts vorgefallen wäre.
    Sein Selbstvertrauen verunsicherte Keelin. „W…welche alte Vettel?“, fragte sie beklommen.
    „Die Alte mit der weißen Haube“, erwiderte er scheinbar unbeteiligt und wühlte in seinem Beutel. „Sie kommt mir beinahe wie eine Heilige vor.“
    „Beatrice?“, fragte Keelin überrascht. Isoldas Zofe war die einzige alte Frau in Wrexton, die ihr Haar stets unter einer weißen Haube verbarg.
    „Ja. Das war, glaube ich, ihr Name.“
    „Sie hat Euch hierhergeschickt?“
    Der Mann stieß einen widerlichen, grunzenden Laut aus. „Mich hergeschickt? Kann man so sagen, aber das war nicht alles.“
    Keelin starrte auf die Flammen und wünschte, der Dieb würde ein wenig zur Seite gehen, damit sie sich näher an das Feuer stellen konnte. „Was war n…noch?“
    Statt einer Antwort warf der Kerl eine Hand voll Münzen auf die steinerne Esse. Mit einem breiten Grinsen legte er Keelins juwelenbesetzten Dolch und die kostbare Brosche daneben. Keelin fröstelte, als sie hämische Freude in seinen durchdringenden Augen aufleuchten sah.
    „Wird mich einige Zeit kosten, diese alte Lanze loszuwerden“, schnaubte er. „Weiß nicht, wem ich die anbieten sollte. Aber diese Dinge …“ Er deutete auf die Wertsachen.
    „Ihr könnt alles haben“, sagte Keelin, „aber nicht die Lanze. Sie ist das Einzige, was ich …“
    Sein höhnisches Lachen ließ sie zusammenfahren, und sie verstummte. „Ich kann es alles haben?“, fragte er spöttisch. „Aber Teuerste, es gehört mir ja bereits. Und nicht nur das .“
    Keelin musste schlucken. Wie hatte sie nur glauben
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