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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut
Autoren: Karl May
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in Verbindung steht. Weißt du nicht, wo Karanirwan-Khan liegt?“
    „Diesen Namen kenne ich nicht.“
    „Kennst du auch keinen Mann, der Kara Nirwan heißt?“
    „Ebensowenig.“
    „Aber einen Perser kennst du, welcher das Geschäft des Pferdehandels treibt?“
    „Ja. Der heißt aber im Mund des Volkes Kara Adschemi. Was ist's mit diesem?“
    „Ich habe ihn im Verdacht, der Schut zu sein.“
    „Was? Dieser Perser?“
    „Beschreibe ihn mir einmal.“
    „Er ist länger und stärker als du und ich, ein wahrer Riese, und trägt einen schwarzen Vollbart, welcher weit bis zur Brust herabreicht.“
    „Wie lange befindet er sich im Lande?“
    „Das weiß ich nicht genau. Es sind wohl an die zehn Jahre her, daß ich ihn zum erstenmal gesehen habe.“
    „So lange ist es wahrscheinlich auch, daß man von dem Schut gesprochen hat?“
    Er blickte mich überrascht an, sann ein wenig nach und antwortete dann:
    „Ja, so ungefähr wird es sein.“
    „Wie ist das Auftreten dieses Pferdehändlers?“
    „Er benimmt sich überaus gebieterisch, wie alle Leute, welche wissen, daß sie reich sind. Er geht stets bis an die Zähne bewaffnet und ist als ein Mann bekannt, mit welchem man keinen Spaß machen darf.“
    „So ist er zu Gewalttätigkeiten geneigt?“
    „Ja, er ist gleich mit der Faust oder mit der Pistole zur Hand, und man erzählt sich, daß schon mehrere, die ihn beleidigt hatten, den Mund nicht wieder öffneten, weil ein Toter nicht mehr reden kann. Aber von Raub und Diebstahl weiß ich nichts zu berichten.“
    „Diese Beschreibung paßt ganz genau zu dem Bild, welches ich mir von ihm gemacht habe. Weißt du vielleicht, ob er mit dem Köhler Scharka verkehrt?“
    „Davon habe ich noch nichts erfahren. Hast du mit dem Kohlenbrenner auch zu tun?“
    „Bis jetzt noch nicht; aber ich denke, daß ich mit ihm zusammentreffen werde, die fünf wollen zu ihm. Seine Wohnung ist ihnen also bekannt. Weißt auch du sie vielleicht?“
    „Ich weiß nur, daß er in einer Höhle wohnt, welche jenseits von Glogovik im tiefen Wald liegt.“
    „Hast du ihn gesehen?“
    „Nur vorübergehend.“
    „Er muß doch von Zeit zu Zeit den Wald verlassen, um seine Kohlen zu verkaufen, oder es müssen Leute zu demselben Zweck ihn aufsuchen.“
    „Er verkauft nicht selbst. Da drüben in den Bergen ist ein Kurumdschy (Rußhändler, Rußbuttenmann), welcher ihm das alles besorgt. Dieser zieht mit seinem Wagen, auf welchem sich die Kohlen und die Rußfäßchen befinden, im Land umher.“
    „Was ist er für ein Mann?“
    „Ein finsterer, wortkarger Kerl, der sich mit keinem Menschen abgibt. Man sieht ihn lieber gehen als kommen.“
    „Hm! Vielleicht bin ich gezwungen, ihn aufzusuchen, um von ihm die Höhle des Köhlers zu erfahren.“
    „Als Wegweiser könnte ich dir wenigstens einen Knecht bis Glogovik mitgeben. Weiter hinauf kennt auch er die Wege nicht.“
    „Wir nehmen dieses Anerbieten herzlich gern an. Dein Sohn erzählte mir, daß der Köhler im Verdacht des Mordes stehe.“
    „Das ist nicht nur Verdacht, man weiß es sicher, obgleich es keine Zeugen gibt, mit deren Hilfe er überführt werden könnte. Er hat sogar im Verkehr mit den Aladschy gestanden, welche von den Soldaten freilich vergeblich bei ihm gesucht worden sind.“
    „Auch dein Sohn sprach davon. Er hat diese beiden Menschen heute gesehen.“
    „Die Scheckigen? Wirklich? Ich habe oft gewünscht, ihnen einmal zu begegnen, natürlich aber so, daß ich sie nicht zu fürchten habe.“
    „Nun, das ist ja geschehen.“
    „Wann sollte das gewesen sein?“
    „Heute. Hast du denn unter den fünf Reitern nicht zwei gesehen, welche auf scheckigen Pferden ritten?“
    „Himmel! So befinden sie sich also hier, drüben im Konak meines Nachbarn! Da ist ja das Unheil in der Nähe!“
    „Heute brauchst du sie nicht zu fürchten, denn wir sind hier. Sobald sie erführen, daß wir uns bei dir befinden, würden sie sich aus dem Staub machen. Übrigens wirst du sie vielleicht sehen, wenn du jetzt heimlich hinübergehst. Suche zu erfahren, ob man sie vielleicht belauschen kann.“
    Er ging, und wir beschäftigten uns während seiner Abwesenheit angelegentlich mit dem Abendessen. Nach einer kleinen halben Stunde kam er zurück und meldete uns, daß er sie gesehen habe.
    „Aber es waren ihrer nur vier“, sagte er. „Der Verwundete befand sich nicht bei ihnen. Sie sitzen neben der Schlafkammer des Nachbarn. Ich habe mich rund um das ganze Haus geschlichen und an allen Läden
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