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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle
Autoren: Jason Dark
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erst mal ab. In Sicherheit fühlte sie sich noch nicht. Sie saß auf der Bank und schaute immer wieder zurück, weil sie fürchtete, dass die Skelette die Verfolgung aufgenommen hatten. Das traf nicht zu. Sie waren weder zu sehen noch zu hören.
    Das Kind auf ihrem Arm bewegte sich. Es gab einen leisen Laut von sich, und Wiebke dachte daran, dass dieses kleine Wesen Hunger haben musste.
    »Was mache ich denn jetzt?«, flüsterte sie. »Ich habe das Kind. Kannst du mir einen Rat geben?« Sie war jetzt auch in den lockeren Tonfall gefallen.
    »Ach Gott, ich bin ein alter Mann und …«
    »Aber du kennst dich bestimmt aus. Hier in der Umgebung und auch im Leben.«
    Benson kicherte. »Willst du mich fordern?«
    »Nein, ich möchte nur gern wissen, was ich mit dem Kleinen hier machen soll. Behalten kann ich das Kind nicht.«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Wem könnte es denn gehören?«
    Benson lachte. »Warum fragst du mich? Ich bin weder der Vater noch der Großvater.«
    »Das weiß ich. Aber du lebst doch hier. Du kennst die Menschen. Weißt du denn nicht, wer vor Kurzem ein Kind geboren hat?«
    »Nein.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Das ist mir unbekannt. Ich lebe zwar hier, doch ich habe wenig Kontakt zu den übrigen Bewohnern. Ich gehe meinen Weg und hoffe, dass ich ihn noch einige Jahre schreiten kann, bevor ich in die Grube fahre.«
    »Aber was mache ich mit dem Kind? Ich kann es doch nicht jemandem vor die Haustür legen?«
    »Nein, das wäre unfair.«
    »Und was hältst du von der Polizei?«
    Benson fing an zu kichern. »Ja, ja, die Polizei in Melrose. Sie ist immer da, aber die Leute sind auch froh, wenn sie in Ruhe gelassen werden.«
    »Ich kenne Melrose. Da komme ich her und …«
    »Dann bist du weit gelaufen.«
    »Stimmt. Aber es gibt ja nicht nur Melrose, sondern auch die kleinen Orte, die zu der Stadt gehören. Sie liegen um Melrose herum und gehen manchmal ineinander über.«
    »Ja, ja, wir sind schon ein Knotenpunkt.«
    »Hör doch auf, so zu reden. Ich kann hier nicht bleiben. Ich muss das Kind loswerden, und ich will diejenigen finden, die es ausgesetzt haben.«
    Benson hob beide Hände. »Das würde ich dir nicht raten, Kind. Nein, auf keinen Fall.«
    »Warum nicht?«
    »Du bist fremd hier. Du solltest dich nicht in Dinge einmischen, die dich nichts angehen.«
    Wiebke ärgerte sich über diese Antwort. Sie bekam sogar einen roten Kopf. »Ach, dann hätte ich das Baby also in diesem alten Bahnhof liegen lassen sollen?«
    Benson räusperte sich und nickte. »Das hättest du.«
    Beinahe wäre Wiebke aufgesprungen und hätte dem Alten wer weiß was erzählt. Sie riss sich zusammen, und als sie sprach, war ihre Stimme ein Zischen.
    »Das Kind hätte sterben können, wenn es weiterhin allein geblieben wäre. Ich konnte das nicht zulassen und …«
    Benson unterbrach sie. »Ach, ich denke nicht, dass es gestorben wäre.«
    »Wieso?«
    »Die anderen Kinder sind auch nicht gestorben. Sie alle kamen wieder zurück.«
    Wiebke Hiller sagte erst mal nichts mehr. Sie war eigentlich nicht auf den Mund gefallen, in diesem Fall allerdings hatte es ihr doch die Sprache verschlagen.
    »So ist das, Mädchen.«
    Wiebke schnappte nach Luft. Sie gab ein kurzes Lachen von sich und flüsterte: »Soll das heißen, dass hier noch andere Kinder entführt worden sind? Ist das so?«
    »Ja.«
    Ihr fehlten erst mal die Worte. Sie musste schlucken und fragte dann nach. »Und weiter?«
    Benson bohrte in seinem linken Ohr. »Kein Kind ist getötet worden. Die Entführten sind wieder bei ihren Eltern. Dort leben sie normal.«
    Wiebke Hiller konnte es nicht fassen. Da sprach der Mann neben ihr so lässig von Entführungen, als hätte er ihr etwas über seine schottische Heimat erzählen wollen.
    Sie dachte anders. Die Entführungen waren für sie Verbrechen, denen man nachgehen musste. Das war wohl nicht geschehen. Trotzdem fragte sie: »Da muss die Polizei doch …«
    »Ach nein.« Benson schüttelte den Kopf. »Wo kein Kläger ist, da gibt es auch keinen Richter. Die Kinder sind ja alle wieder in ihren Elternhäusern.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter.«
    Wiebke gab nicht auf. »Es muss doch einen Grund gegeben haben, dass man die Kinder entführte! Oder liege ich da falsch?«
    »Nein, das liegst du bestimmt nicht.«
    »Und was ist der Grund?«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    Sie gab nicht auf. »Wenn ich das Kind auf dem Bahnhof liegen gelassen hätte, dann wäre es unter Umständen zu einer Beute der Skelette geworden.«
    »Da
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