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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle
Autoren: Jason Dark
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keine Sorge, ich bin stark. Ich werde dich tragen können.«
    Das hatte sie sich fest vorgenommen. Sie wollte auch nicht trödeln. Zwar wurde es immer dunkler, aber den Weg zum letzten Ort würde sie auch bei diesen Sichtverhältnissen finden.
    Noch auf dem Bahnsteig stehend drehte sie sich um. Wiebke hatte sich wieder einigermaßen gefangen und sich auch mit ihrer neuen Lage abgefunden. Was sie jetzt sah, war unglaublich. Ohne dass sie es bemerkt hatte, war ein dünner Dunst aufgekommen. Er hatte sich als Nebel auf dem Bahnsteig verteilt, aber das hätte sie nicht erschreckt und sie veranlasst, das Kind noch fester an sich zu pressen.
    Es waren die Personen, die sich im Dunst aufhielten. Zuerst hatte sie an normale Menschen gedacht. Das traf nicht zu, denn was sich da im Dunst zeigte, waren Skelette …
    ***
    Die Frau, die mir gegenübersaß, hießt Mary Kendrick und hatte eine lange Reise hinter sich. Sie lebte in Schottland, arbeitete dort als Kindergärtnerin und hatte unbedingt mit mir sprechen wollen.
    Nach ein paar Anrufen hatten wir einen Termin vereinbart. Jetzt saßen wir uns in einem Bistro gegenüber, und Mary Kendrick aß ein Sandwich.
    Ich trank nur Kaffee und dachte darüber nach, was sie mir erzählt hatte.
    Als Kindergärtnerin hatte sie einen gewissen Überblick. Zudem war sie nicht mehr so jung. Vor mir saß eine gestandene Frau Mitte vierzig. Sie hatte dichtes schwarzes Haar, ein weiches Gesicht, helle Haut und eine hohe Stirn.
    Mary Kendrick kam aus der Nähe von Lauder, wo auch meine Eltern mal gelebt hatten. Sie wusste um den Namen Sinclair und mit welchen Dingen ich mich beschäftigte.
    Jetzt brauchte sie Hilfe. Und wenn ich sie mir anschaute, kam ich nicht auf den Gedanken, dass sie mir etwas vorspielte.
    »Sie sind also davon überzeugt, dass aus Ihrer Nähe Kleinkinder entführt werden?«
    »Ja.«
    »Aber man tötet sie nicht?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Nein. Glücklicherweise nicht. Aber sie werden entführt.«
    »Und dann?«
    »Wird man …« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, ich weiß es auch nicht. Aber wenn sie wieder da sind, haben sie sich verändert.«
    »Sie sprachen von den Augen.«
    »Genau. Sie haben einen anderen Ausdruck gezeigt. Diese Kinder müssen etwas Schreckliches erlebt haben, das sie traumatisierte. Es sind nur Kinder aus den Horten gewesen, und man hat sogar mal ein Baby entführt, es aber nach einigen Stunden wieder zurückgebracht.«
    »Haben Sie denn einen Verdacht, wer die Kinder entführt haben könnte, um sie wieder zurückzubringen?«
    »Nein, Mr Sinclair, den habe ich nicht. Ich fürchte mich nur vor dem Ausdruck oder den Veränderungen in ihren Augen. Sie waren schon schlimm, so kalt und unmenschlich.«
    »Was haben die Eltern gesagt? War es Ihnen möglich, mit ihnen zu sprechen?«
    »Ja, das war es. Aber man hat mich nicht für ernst genommen. Ich wurde ausgelacht. Außerdem waren die Eltern froh, dass sie ihre Kinder zurückbekommen haben. Da sieht man über manches hinweg. Ich kann das nicht. Ich bin der Meinung, dass sich etwas in unserer Nähe zusammenbraut, was nicht normal ist. Ich bin keine Person, die an übersinnliche Dinge glaubt, doch in diesem Fall habe ich schon meine Zweifel. Deshalb bin ich ja zu Ihnen nach London gefahren. Es wäre doch schlimm, wenn schon kleine Kinder durch irgendeine Seite manipuliert würden. Oder liege ich da so falsch?«
    Ich schüttelte den Kopf und schob meine Tasse zur Seite. »Nein, das auf keinen Fall. Ich weiß auch, dass Sie nicht hergekommen sind, um mir irgendwelche Märchen zu erzählen. Der Hintergrund ist schon sehr ernst, denke ich mir.«
    »Er ist mehr als ernst.«
    »Das nehme ich Ihnen ab.«
    Mary Kendrick sah mich flehendlich an. »Bitte, Mr Sinclair, ich kann Ihnen nur sagen, dass ich eine fürchterliche Angst um die Kinder habe. Sie wurden entführt und kamen bisher immer wieder zurück. Aber was ist, wenn sie entführt werden und nicht mehr zurückkehren?«
    »Ist es denn schon passiert?«
    »Nein, Mr Sinclair.«
    »Und was haben meine Kollegen zu diesen Entführungen gesagt? Wie haben sie reagiert?«
    Mary Kendrick verzog die Lippen. »Gar nicht.«
    »Bitte?«
    Sie nickte heftig. »Ja, Mr Sinclair. Aber das kann ich Ihnen auch erklären. Wenn das eine oder andere Kind verschwand, wurden die Behörden nicht eingeschaltet. Es war ja keine normale Entführung. Die Kinder waren sehr schnell wieder da. Irgendjemand fand sie in der freien Natur oder in einem Haus, und die Eltern sahen keinen
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