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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle
Autoren: Jason Dark
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keine Chance hatte, zu überleben, wenn man sich nicht um es kümmerte. Sie fragte sich auch, warum es gerade an diesem Ort lag. Hatte das eine besondere Bewandtnis?
    Das alles war im Moment nicht wichtig. Gründe waren sicherlich vorhanden. Darum wollte sich Wiebke später kümmern. Jetzt war es für sie wichtig, das Kind in Sicherheit zu bringen.
    Das Baby blieb jetzt ruhig und gab auch keinen Laut von sich, als die junge Frau die Tür aufstieß und den schmalen Raum betrat, in dem früher mal jemand gesessen hatte, der Fahrkarten verkaufte. Das war nun vorbei. Alles war vorbei, hier gab es keinen Zug mehr.
    Das Baby schlief jetzt. Es hielt die Augen zu, und als sich Wiebke vorbeugte, da hörte sie die schwachen Atemzüge.
    Sie hatte ihre Probleme. So wusste sie nicht, wie es jetzt weitergehen sollte und was richtig oder falsch war. Jedenfalls konnte sie das Kind nicht hier liegen lassen. Sie musste sich darum kümmern und hoffte, dass es länger schlafen würde.
    Wiebke bückte sich und streckte dem Baby ihre Arme entgegen. Wenig später hatte sie es angehoben und drückte es gegen ihre Brust. Obwohl sie selbst keine Kinder hatte, wurde sie doch von mütterlichen Gefühlen erfasst. Sie würde den menschlichen Fund nicht allein lassen können. Da musste etwas getan werden. Irgendwas. Zurück in eines der Dörfer bringen. Vielleicht wurde da das Baby vermisst.
    Das Baby lag in ihrem Arm und schien sich wohl zu fühlen. Aber es erwachte langsam. Aus dem kleinen Mund drangen die ersten Laute. Es war so etwas wie ein Jammern, ein sich leichtes Beschweren. Die kleinen Ärmchen wurden angewinkelt und mit den Fingerchen fuhr das kleine Geschöpf über seine Augen.
    Blaue Augen!, dachte Wiebke. Das Kind hat blaue Augen. Es passte zu dem hellen Haar. Ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge war, wusste sie auch nicht. Es war für sie auch nicht wichtig. Sie fühlte sich verantwortlich und musste irgendetwas tun.
    Dass sie zum Bahnhof gegangen war, sah sie nun als einen Wink des Schicksals an. Wäre sie nicht gewesen, niemand hätte das Kind wohl je gefunden.
    Aber es war bestimmt nicht grundlos hier abgelegt worden. Darüber dachte Wiebke nach, und sie gelangte zu dem Schluss, dass es möglicherweise von einer anderen Person abgeholt werden sollte, die dann mit ihm auf Nimmerwiedersehen verschwand.
    Plötzlich kam ihr wieder in den Sinn, was der alte Mann zu ihr gesagt hatte. Er hatte den Teufel erwähnt, und plötzlich keimte in ihr ein grauenvoller Verdacht auf.
    Sollte das Kind mit der Hölle oder dem Teufel in Verbindung gebracht werden?
    Bei diesem Gedanken schlug ihr Herz schneller. Sie wurde auch abgelenkt, denn das Baby fing leise an zu weinen. Sie dachte daran, dass es vielleicht Hunger hatte.
    »Ich habe nichts für dich, Kleines. Meinen Proviant kannst du nicht essen oder trinken. Aber ich werde zusehen, dass du etwas bekommst. Wir gehen irgendwohin. Zu einem Haus. Da wird man dir bestimmt helfen können …«
    Als sie bei ihrem Rucksack angelangt war, bückte sie sich und warf ihn sich mit der Rechten über die Schulter.
    Das Baby in ihrem linken Arm weinte weiter. Wiebke schaukelte es ein wenig. Ein Kinderlied fiel ihr ein, das ihre Mutter immer mit ihr gesungen hatte, als sie klein gewesen war.
    Den Text kannte sie.
    »Guten Abend, gute Nacht, von Englein bewacht …«
    Das Baby hörte zu. Die sanfte Stimme tat ihm gut. Die Laute, die jetzt noch aus dem Mund drangen, hörten sich zufriedener an, und Wiebke Hiller ging mit dem Baby weiter. Sie achtete nicht auf den Weg, wunderte sich aber, dass sie plötzlich auf dem leicht zugigen Bahnsteig stand.
    Das Kind sollte davon nichts merken und sich auf keinen Fall erkälten. Sie öffnete ihre Jacke, schlug sie auf und sorgte dafür, dass das Kind geschützt wurde.
    Auf dem leeren Bahnsteig ging sie hin und her und überlegte, wie es weitergehen sollte. Sie war in dieser Gegend fremd. Die Bewohner kannte sie nicht, abgesehen von dem alten Mann, und der war ihr suspekt.
    Wie ging es weiter?
    Immer wieder beschäftigte sie sich mit diesem Gedanken, ohne ein Ziel zu finden. Sie wusste auch nicht, wo sie das Kind abgeben sollte. Jemand, der hier lebte, war ihr nicht bekannt – aber es gab eine Lösung.
    Die Kirche!
    Ja, es gab hier auch Kirchen. In Schottland war man katholisch, und ein Pfarrer konnte den Wunsch nicht ablehnen. Deshalb wollte sie so schnell wie möglich los und eine Kirche finden mit einem dazugehörigen Pfarrhaus.
    »Ja, mein Kleines, das tun wir. Und
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