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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle
Autoren: Jason Dark
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sollte es dort abgeholt werden. Ihr waren auch die Skelette nicht entgangen, und jetzt fragte sie sich, was wohl noch alles auf sie zukommen würde und wie die Eltern reagierten, wenn sie plötzlich mit deren Kind vor der Tür stand.
    Es musste sein, es gab keinen anderen Weg. Sie konnte es nicht behalten.
    Der Hauseingang lag an der Seite. Zwei trübe Kugelleuchten standen in einem Beet und gaben ein wenig Helligkeit.
    Wiebkes Herz klopfte schneller, als sie schellte. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn man sie vorher entdeckt hätte. So aber musste sie alles auf sich zukommen lassen.
    Sie hörte Schritte. Ein Mann sprach, dann auch eine Frau – und einen Moment später wurde die Tür aufgerissen.
    »Guten Abend«, sagte Wiebke. Ihr war in diesem Moment nichts anderes eingefallen.
    Ein Mann schaute sie an. Auf seinem Kopf wuchs das rötliche Haar recht lang.
    Da das Licht auch gegen sein Gesicht fiel, entdeckte Wiebke den stechenden Blick seiner Augen.
    »Was wollen Sie?«
    Wiebke Hiller konnte sich nur wundern. Dabei lag es auf der Hand, was sie wollte.
    »Ich bringe Ihnen Ihr Kind zurück!«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein. Das ist nicht mein Kind.«
    So leicht gab Wiebke nicht auf. »Aber Mick hat mich hergeführt. Er hat behauptet, dass Lucas Ihr Kind ist.«
    »Gehen Sie wieder!«
    Die Stimme hatte einen drohenden Klang angenommen. Wiebke fiel auf, dass der Mann den Kleinen nicht mal mit einem Blick betrachtet hatte, und sie trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, um die zuschlagende Tür nicht gegen den Kopf zu bekommen.
    Für sie war zwar keine Welt zusammengebrochen, aber was sie hier erlebt hatte, das konnte sie nicht fassen. Dieser Vater verleugnete sein eigenes Kind, und sie fragte sich, warum er dies getan hatte.
    Wiebke drehte den Kopf. Sie sah zum Fenster und zur Tür hin, aber keines wurde geöffnet.
    Sie kam sich vor wie bestellt und nicht abgeholt.
    Was soll ich tun? Diese Frage brannte sich bei ihr fest. Sie hatte keine Ahnung, sie konnte nur hilflos mit den Schultern zucken, aber sie würde es auch nicht übers Herz bringen, das Kind vor die Tür zu legen und wegzulaufen. Nein, das war nicht möglich.
    »Die sind alle verrückt hier«, flüsterte sie. »Das scheinen keine normalen Menschen mehr zu sein. Die haben einen …« Sie lachte bitter auf und schlug den kurzen Weg zur Straße ein. Dass Mick sie angelogen hatte, daran glaubte sie nicht. Dafür gab es keinen Grund. Aber was war mit dem Vater des kleinen Lucas? Warum hatte er sich so angestellt? Das war einfach nicht zu begreifen.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sich als Tramperin mit einem Baby abzugeben, das war unmöglich. Sie musste das Kind irgendwo lassen. Andere Häuser abzuklappern brachte wohl nichts. Aber sie musste einen Ort finden, wo man den kleine Lucas aufnahm und sich um ihn kümmerte.
    Und da fiel ihr nur einer ein.
    Eine Kirche!
    Genau. Die Kirche, der Pfarrer. Er würde sie und den kleinen Jungen nicht wegschicken. Jedenfalls konnte sie sich das nicht vorstellen. Nicht bei einem Gottesmann.
    Die Kirche zu finden war nicht schwer. Selbst in der Dunkelheit sah sie den Turm, der in den Himmel ragte.
    »Dann wollen wir mal«, sagte sie mit leiser Stimme und machte sich auf den Weg …
    ***
    Zweimal verlief sich Wiebke, bis sie die korrekte Richtung einschlagen konnte. Sie fand auch einen Weg, der sie bis zur Kirche brachte. Aus der Nähe betrachtet sah der Bau gar nicht mal so hoch aus, und jetzt hoffte sie nur, dass die Tür nicht verschlossen war.
    Nach einem Pfarrhaus hatte sie noch nicht Ausschau gehalten, das wollte sie später tun. Erst mal musste Lucas in Sicherheit gebracht werden.
    Hundertprozentig überzeugt war sie davon nicht. Hier lief einiges nicht so, wie es hätte sein müssen. So wie der Vater reagiert hatte, das war völlig unnormal, und auch Mick hatte sich ängstlich gezeigt, als hätte sie eine Schublade geöffnet, die besser geschlossen geblieben wäre.
    Sei’s drum. Jetzt startete sie den zweiten Versuch und war froh, die Tür öffnen zu können. Ihr Blick fiel in den Innenraum der Kirche, der nicht völlig dunkel war. In Höhe des Altars gaben Kerzenflammen ihr Licht ab.
    Es gab hier keinen Mittelgang, der die Sitzreihen geteilt hätte. Wiebke musste sich für die rechte oder linke Seite entscheiden. Sie nahm die rechte und ging auf den Altar zu.
    Sie tat es nicht grundlos, denn sie wusste, dass sich in dessen Nähe meist eine Tür befand, die in eine Sakristei
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