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1690 - Die Schwelle zum Jenseits

1690 - Die Schwelle zum Jenseits

Titel: 1690 - Die Schwelle zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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in einem Alter, in dem das Haar schon ergraut war. Dagegen hatte sie etwas getan. Die Haarfarbe schimmerte bei ihr in einem warmen braunrot.
    Die dunklen Augen in dem fein geschnittenen Gesicht, in dem die Lippen nur blass geschminkt waren, funkelten, als sie federnd auf uns zukam.
    »Ach, wie freue ich mich, dass du gekommen bist, Bill. Und Sie natürlich auch, Signore.«
    »Danke.«
    Bill wurde umarmt. Dabei flüsterte ihm Romana noch etwas ins Ohr, was ich nicht verstand. Wenig später wurde auch mir die Hand gereicht, und ich wunderte mich über den festen Händedruck, der mir sehr sympathisch war.
    »Sie hatten einen guten Flug?«
    Ich gab eine positive Antwort.
    »Ja, das ist nicht immer der Fall. Unser Flughafen ist berüchtigt wegen seiner Nebelbänke. Aber lassen wir das. Sie sind hier, ich freue mich und ich denke, dass wir auf die Terrasse gehen sollten. Ich habe dort etwas vorbereiten lassen.«
    Damit war ich einverstanden und auch Bill hatte nichts dagegen.
    Viel sah ich vom Innern des Hauses nicht, dafür war die Terrasse ein Traum auf einer kleinen Insel, auf der man sich mehr als wohl fühlen konnte. Terrakottafliesen bedeckten den Boden. Die Stühle und die Bank bestanden aus filigranem Metall. Alles war weiß gestrichen. Unser Blick fiel in den Garten und ebenfalls auf einen Pool, in dem das Wasser türkisfarben schimmerte.
    Der Garten endete einige Hundert Meter weiter. Dort begrenzten ihn Pinien und auch Laubbäume aus nördlicheren Regionen.
    Wir konnten uns auf Kissen setzen und uns von kleinen Köstlichkeiten bedienen, die auf Platten und Schüsseln verteilt waren. Schinken, Salamischeiben, Melonen, kleine Süßigkeiten, Weißbrot und zartes Kalbfleisch in Scheiben geschnitten und dünn gehobelter Käse.
    »Erwartest du Besuch?«, fragte Bill.
    »Nicht mehr. Er ist schon da.«
    »Und das sollen wir alles essen?«
    »Nehmt, so viel ihr schafft. Einen kleinen Schluck dürft ihr nicht ablehnen.«
    »Ganz und gar nicht.« Bill hatte da für mich mit gesprochen.
    Das junge Mädchen, das wir schon kannten, trat hinzu. Auf einem Tablett standen drei mit Prickelwasser gefüllte Gläser. Wir erfuhren, dass es ein toller Prosecco war, und das stimmte, denn als wir ihn tranken, waren wir schon davon angetan.
    Der Kaffee stand ebenfalls bereit. Es gab auch Wein, der im Eis stand, aber wir waren nicht hergekommen, um zu feiern oder nur zu essen. Es ging um andere Sachen.
    Dass sich Romana Gitti Sorgen machte, war ihr anzusehen. Ab und zu hatte sie Mühe, das Lächeln zu bewahren, und auch das Zittern ihrer Finger war nicht zu übersehen.
    Wir bedienten uns und Bill, der etwas Schinken auf seinen Teller legte, sagte: »Bitte, Romana, du musst dich nicht verstellen. Wir können nachvollziehen, wie es in dir aussieht.«
    »Danke, Bill. Ich will ehrlich sein und sagen, dass es mir nicht gut geht.«
    »Ein Wunder, wenn es anders wäre.«
    Romana Gitti senkte den Blick und nickte, sie schaute dabei auf den vor ihr stehenden leeren Teller und machte nicht den Eindruck, als wollte sie das ändern. Sie trank nur Kaffee.
    Die Angestellte hatte sich entfernt, und so konnten wir reden. Es war nicht still, denn das Zwitschern der Vögel verstummte nicht.
    Ich hatte mich an den dünnen Kalbfleischscheiben bedient und sie mit einer Soße übergossen. Als ich die ersten Bissen aß, übernahm die Frau das Wort.
    »Ich soll beste Grüße von meinem Mann Flavio bestellen. Er kann leider nicht hier sein, weil er beruflich sehr angespannt ist. Er musste nach Paris, weil es dort Probleme mit unserer neuen Boutique gibt, die in einem Monat eingeweiht werden soll.« Sie hob die Schultern. »So brutal es auch klingen mag, für uns geht das Leben weiter. Und wir sind dafür bekannt, dass wir so leicht nicht aufgeben.«
    »Das ist auch richtig«, sagte ich. »Aber von Ihrer Tochter haben Sie nichts gehört?«
    »So ist es, Signore Sinclair. Leider.«
    »Dann können wir eine Erpressung ausschließen?«
    »Sicher.« Die Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. »Ich wollte, es wäre eine Erpressung gewesen, dann hätten wir gezahlt und dich auch nicht angerufen und um Hilfe gebeten, Bill. Aber das war es nicht. Es läuft alles ganz anders.«
    »Gibst du Marcia die Schuld?«
    »Eine gute Frage, Bill. Ja, auch. Aber wir hätten ebenfalls aufmerksamer sein müssen, was wir nicht waren. Es ging immer nur um das Geschäft, aber ich habe Marcia stets gesagt, dass sie sich an uns wenden soll, wenn sie mal Probleme hat.« Sie hob die
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