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1690 - Die Schwelle zum Jenseits

1690 - Die Schwelle zum Jenseits

Titel: 1690 - Die Schwelle zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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abzuholen.«
    Also doch!
    Sie schluckte, versuchte ein Lächeln, was ihr kaum gelang, denn damit hatte sie nicht rechnen können. Dass sie abgeholt wurde, schon, aber von einem solchen Mann, auf dessen Kopf kein Haar wuchs. Das sah sie, weil die Kapuze nicht über den Kopf gestreift worden war.
    Reiß dich zusammen!, sagte sie sich und schaffte sogar ein Lächeln. »Ja, das bin ich.«
    »Wunderbar. Wir freuen uns auf dich.«
    Nur um etwas zu sagen, fragte sie: »Haben wir denn miteinander telefoniert?«
    »Nein, meine Liebe, das steht mir nicht zu. Es war eine andere Person. Keine Sorge, du wirst sie noch kennenlernen. Zunächst einmal bringe ich dich zum Ziel.«
    »Und wohin fahren wir?«
    Der Glatzkopf lächelte. »Das wirst du noch früh genug sehen. Es ist ein Ort, an dem du deine Ruhe haben wirst.«
    Hört sich an wie ein Friedhof, dachte sie, wollte aber nicht weiter darüber nachdenken. »Wenn es denn sein muss.«
    »Sicher, Marcia. Wir alle erwarten dich.«
    »Bin ich denn die Einzige?«
    »Warte es ab, bis wir am Ziel sind. Da wird sich alles aufklären, und ich denke, dass du zufrieden sein wirst.«
    »Das ist auch mein Wunsch.«
    »Dann verstehen wir uns.« Der seltsame Mönch drehte sich halb um. »Komm bitte.«
    Marcia folgte ihm, wenn auch mit weichen Knien. Sie dachte in diesem Moment darüber nach, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Diesen Empfang sah sie schon als leicht befremdlich an. Sie hatte ihn sich anders vorgestellt, wusste aber auch nicht genau wie.
    Zu Fuß mussten sie nicht gehen. Vor dem Bahnhof parkte ein Auto. Es war ein Fiat Croma, in den die beiden einstiegen. Marcia setzte sich neben den Fahrer, der ihr einige Male zulächelte, bevor er den Motor startete.
    Sie rollten an.
    Marcia hatte sich angeschnallt. Starr wie eine Puppe saß sie auf dem Sitz. Mit jedem Kilometer, den sie zurücklegten, wuchs ihre Beklemmung …
    ***
    Wir waren fast da. Bis zum See waren es nur einige Kilometer, doch wir waren von der Straße abgebogen und fuhren in ein Gelände, das den Namen Park verdiente. Eine mit Kies bestreute Auffahrt wurde von Agaven und Palmen flankiert, die auf einer perfekt gemähten Rasenfläche standen.
    Um sie so grün zu halten, wurde sie bewässert. Die Fontänen wirbelten kreisförmig durch die Luft, und zahlreiche Tropfen schimmerten im Schein der Sonne.
    Die lange Auffahrt reichte bis zum Haus, das schon den Namen Palazzo verdiente. Ein helles Gebäude. Ein Vorbau gehörte dazu, der von Säulen abgestützt wurde. Wer hier lebte, der gehörte nicht zu den Armen.
    Wir hörten den Kies unter den Reifen knirschen, und wenig später stoppten wir vor dem Eingang und der breiten Treppe.
    »Hier kann man es schon aushalten«, meinte Bill.
    Ich fragte: »Für immer?«
    Bill verzog die Lippen. »Nein, das glaube ich nicht.«
    Carlo öffnete uns die Türen, und so konnten wir den Mercedes verlassen.
    »Man erwartet Sie.«
    Bill nickte Carlo zu. »Das hoffe ich doch.«
    Es waren nicht zu viele Stufen, ziemlich flach und von übergroßer Länge. Die Tür bestand aus dickem Holz, war zweiflügelig und wurde von innen aufgezogen, kaum dass wir die Treppe betreten hatten.
    Nicht die Hausherrin selbst begrüßte uns, sondern ein hübsches Dienstmädchen, das so gekleidet war wie in früheren Zeiten. Dazu gehörten der schwarze Rock und die weiße Schürze. Hinter uns fuhr Carlo den Wagen weg.
    Ich flüsterte Bill zu: »Bist du schon mal hier gewesen?«
    »Nein, Sheila und ich waren immer in der Mailänder Stadtwohnung. Aber das Häuschen ist schon imposant.«
    »Kannst du laut sagen.« Wir traten ein und die Kühle einer wunderbaren Halle empfing uns. Über uns lag die hohe Stuckdecke. Wer aber gedacht hätte, hier eine Einrichtung zu finden, die vor zweihundert oder mehr Jahren gepasst hätte, der irrte sich. Die Gittis hatten sich für ein modernes Design entschieden. Möbel, die im Trend waren oder bald sein würden. Hinzu kamen die tollen Stoffe, die sich an den seitlichen Vorhängen der großen Fenster wiederfanden.
    Und dann kam sie.
    Romana Gitti, die Hausherrin. Ich hatte mir über sie keine Gedanken gemacht und wäre auch nicht enttäuscht gewesen, eine vornehme und distinguiert wirkende Signora zu sehen.
    Es war nicht der Fall.
    Vor uns erschien das glatte Gegenteil. Eine Frau in mittleren Jahren, die flache Schuhe trug, dazu Jeans und einen mit Perlen besetzten Gürtel. Die Jeans war blau, das T-Shirt, das bis zum Gürtel reichte, weiß. Möglicherweise befand sie sich
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