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1690 - Die Schwelle zum Jenseits

1690 - Die Schwelle zum Jenseits

Titel: 1690 - Die Schwelle zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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froh sie war, Marcia wieder bei sich zu haben.
    »War sie denn weg?«, rief jemand.
    »Ja, für ein paar Tage. Aber sie hat ihr Versprechen gehalten und ist zu unserer kleinen Party wieder zurückgekehrt. Ich finde das toll. Und jetzt lasst uns feiern.«
    Die Gäste wussten, was sie zu tun hatten, denn sie klatschten brav.
    Bill und ich hatten uns etwas abseits hingestellt. Wir beobachteten Mutter und Tochter, die beide zusammen blieben und miteinander sprachen. Das heißt, Romana war diejenige, die sprach, während Marcia so gut wie nichts sagte, hin und wieder nickte, sich ansonsten aber umschaute, doch das geschah mehr heimlich, als würde sie etwas Bestimmtes suchen.
    Das konnte sich auf Bill und mich beziehen. Wir zogen uns beide noch weiter zurück und fanden hinter einer hohen Statue Deckung, die wohl einen römischen Gladiator zeigte.
    »Sag nicht, dass du ein komisches Gefühl hast, John.«
    »Doch, habe ich.«
    »Und weiter?«
    »Warte ab. Es kann durchaus sein, dass es Marcias große Schau wird. Irgendwas muss passieren. Mir geht dieser Matthias nicht aus dem Sinn. Der hat sich mir nicht grundlos gezeigt, und ich bin mir sicher, dass auch Marcia ihn kennt.«
    »Na ja, dann warten wir mal ab.«
    »Genau das tun wir.«
    Die beiden Frauen standen noch immer auf der Terrasse, während sich die Gäste wieder im Garten verteilten. Musik untermalte die festliche Stimmung. Sie war zu hören, aber sie störte nicht, und sie verstummte plötzlich. Jemand hatte sie abgestellt.
    Es wurde ruhiger. Und es dauerte eine Weile, bis alle Gäste etwas bemerkt hatten.
    »Liebe Freunde«, rief Romana Gitti, »darf ich mal für einen Moment um euer Gehör bitten? Meine Tochter möchte etwas sagen, und ich finde, wir sollten ihr zuhören.«
    Einige der Gäste klatschten, andere riefen »Ruhe!«, und es wurde tatsächlich still.
    Bill und ich schauten uns an. Keiner wusste, was es werden sollte, nur hatten wir beide kein gutes Gefühl.
    »Da bin ich mal gespannt, was sie uns sagen will«, murmelte mein Freund.
    Das war ich auch, fand aber, dass wir zu weit entfernt standen, und verließen unsere Deckung. Wir gingen näher an die anderen heran, wo wir ein wenig Schutz durch Hibiskussträucher fanden.
    Kurze Zeit später hörten wir Marcias Stimme. Sie klang laut. Dahinter steckte eine gewisse Kraft und auch Selbstsicherheit. Das überraschte mich schon, denn ich dachte daran, dass Marcia in den letzten Tagen nicht nur Freude erlebt hatte.
    »Ja, meine Mutter hat sich nicht geirrt. Ich war einige Tage weg und bin jetzt wieder hier. Die Zeit, in der ich weg war, sehe ich als eine besondere an. Sie hat mir viel gegeben, denn mir wurden die Augen geöffnet für ein Leben, das noch völlig neu für mich ist, das ich aber als wunderbar empfinde.«
    »Was ist das denn für ein Leben, Marcia?«, rief jemand.
    »Eines, das alles ändert.«
    »Und wie hast du das geschafft?«
    Mit lauter Stimme sagte sie: »Ich stand an der Schwelle zum Jenseits. Ich habe dort hineinschauen können, und ich habe eine Welt erblickt, die für mich einfach sensationell und fantastisch war. Das Jenseits hat sich ganz allein für mich geöffnet und ich sah, dass es eine Hölle gibt. Ja, man ließ mich in die Hölle schauen …«
    Nach diesem Satz lachte sie so schrill auf, dass sich ihr Gelächter schon künstlich anhörte.
    »Ich glaube, dass es jetzt ernst wird«, flüsterte ich Bill zu.
    »Und ob.«
    Wir waren noch zu weit von der Terrasse und der Frau entfernt. Das änderten wir.
    Ich konnte es noch immer nicht richtig fassen, dass vor den Menschen die Person stand, die wir in dem BMW ihrer Mutter nach Hause gefahren hatten. Für mich stand fest, dass sie eine Veränderung durchlebt hatte, und dafür konnte nur Matthias verantwortlich sein. Nicht grundlos hatte er sich mir in seinen Konturen gezeigt.
    Wir näherten uns der Terrasse von der Seite her. An ihrem Rand blieben wir stehen.
    Marcias Worte hatten zunächst für Schweigen gesorgt. Niemand stellte mehr eine Frage, denn von einem solchen Thema zu sprechen gehörte nicht auf eine Party.
    So dachte auch Romana Gitti. Sie hatte sich ein paar Schritte von ihrer Tochter entfernt. Jetzt trat sie wieder auf Marcia zu und umfasste ihren linken Arm, den sie schüttelte.
    »Was – was – redest du denn da für einen Unsinn?«
    »Das ist kein Unsinn!«
    »Du hast von der Hölle gesprochen.«
    »Ich weiß.«
    »Aber die Hölle gibt es nicht und …«
    Marcia drehte ihrer Mutter das Gesicht zu. »Hör auf!«,
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