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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer
Autoren: Jo Zybell
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genug gewesen, die Möglichkeit, es könnte doch etwas Wahres daran sein, wenigstens in Erwägung zu ziehen. Um das zu überprüfen, waren sie heute hier in der Grotte des Zeitstrahls versammelt. Auf Matts Bitte hin hatte man den Roboter eingesetzt, um den Seegrund an einer Stelle auszuheben, die er ihnen gewiesen hatte.
    Der Mann von der Erde hielt den Atem an. An manchen Tagen in den letzten Wochen war er nahe daran gewesen, selbst zu glauben, er hätte die hundert Jahre auf dem Rotgrund nur geträumt. Was ihm letztlich immer wieder Sicherheit gegeben hatte, waren die letzten Worte Gilam'eshs vor seiner Geistreise gewesen, an die er sich erinnert hatte: »Dein Leben sei mein Leben. Erfahre die Vergangenheit. Denn der Geist ist zeitlos…«
    Diese Worte hatte der Hydree bei der Aufzeichnung nicht gesprochen. Also mussten sie den Beginn der realen Kontaktaufnahme markieren.
    Wie das möglich war? Matt hatte eine Theorie entwickelt, die er natürlich nie würde beweisen können: Nach seinem organischen Tod hatte sich Gilam'eshs Geist in den Strahl gerettet, ohne Chance, ihn jemals verlassen zu können. Er musste einen Weg zum Archivraum gefunden haben – möglicherweise über den Energietransfer dorthin, bevor der Verteilerkristall ausbrannte. Als Matthew die Datenübertragung aktivierte, war Gilam'eshs Geist erneut mit ihm verschmolzen.
    Wie er in ferner Vergangenheit in seinen Körper gelangt war? Dafür hatte Matt noch keine Antwort gefunden. Aber wer vermochte zu sagen, welche Fähigkeiten ein unsterblicher Geist in dreieinhalb Milliarden Jahren entwickelte…?
    Der spinnenartige Roboter hatte die Wartenden erreicht und klappte seine Schaufel aus. Ein Aufschrei ging durch die Reihe der Männer und Frauen. Maya und Chandra schlugen die Hände vor den Mund, Barcon Petero Gonzales und die anderen Mitglieder des Rates rissen Augen und Münder auf. Matt aber kamen die Tränen.
    Jetzt lagen die Beweise vor ihnen, nach denen sie mehr oder weniger offen verlangt hatten.
    Matthew Drax warf nur einen flüchtigen Blick auf den Kombacter, den der Große Euso'lot sich einst geschaffen hatte – er war vollkommen schwarz –, berührte auch nur flüchtig den Siegelring, der Gilam'esh einst als Hochrat von Tarb'lhasot ausgewiesen hatte, und nahm zärtlich den Schädel hoch, der dort zwischen Schlamm und Geröll und weiteren Gebeinen lag.
    Drax wischte ihn mit dem Ärmel sauber und betrachtete ihn.
    Dies war über hundert Jahre lang sein Gefängnis gewesen; oder sein Zuhause.
    Das versteinerte Haupt war nicht so hoch wie ein menschlicher Schädel, dafür breiter und länger. Am Scheitel wölbte sich ein Wulst – der Ansatz des Scheitelkamms. Eine tiefe Kerbe trennte ihn in zwei Hälften.
    »Gilam'esh«, flüsterte der Mann von der Erde. »Mein Bruder, mein Freund…«
    ***
    Epilog
    Dies sind die Aufzeichnungen, die der Große Ramyd'sam im Auftrag des Hochrates von Ork'huz im sechshundertsten Ork'huz-Umlauf nach der großen Weltenwanderung dem Buch der Chroniken hinzufügte.
    Möge Ork'huz' Wärme und das Lachen seiner Schöpfer mit euch sein, die ihr das lest, und möge euch die Geduld der Schöpfer erhalten, wie sie mich erhalten hat. Dies ist die Geschichte des Großen Gilam'esh, dem Weltenwanderer, der seinem Volk vor dreihundert Rotgrundumläufen den Weg auf diese Welt bahnte, die er selbst nur in seinem Geist sehen durfte.
    Bevor ich jedoch diese Geschichte aufzeichne, lasst mich klagen über das, was aus den Hydree geworden ist. Fisch fressen sie ohne Maß, und das Sekret ihrer Tandrumdrüse vergiftet ihren Geist! Es ist, als hätten sie den Verstand und den Geist der Patrydree in diese schöne Welt eingeschleppt – den Geist der Westbarbaren, die wir doch erfolgreich daran hindern konnten, hier Fuß zu fassen! Sie kämpfen um die höchsten Ränge in den Räten und den Forschungsgruppen! Sie stellen einander nach, locken einander in Fallen, streiten sich und erschlagen sich wegen Jagdregionen und Bauplätzen! Dabei ist diese Welt so groß und so voller Nahrung, dass es für Milliarden von Hydree reichen würde, und wir sind nicht einmal sechs Millionen!
    Eine Finsternis des Geistes ist angebrochen über dem Volk der Hydree! Schon bereiten diejenigen, die sich Hochräte nennen und doch weiter nichts als wollüstige und fressgierige Fischfettbäuche sind, die vierte Kriegszeit vor. Friedliche Ditrydree – ich preise die Schöpfer; auch solche gibt es noch! – haben begonnen, Waffen zu zerstören und Kampffische zu
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