Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Richtungen des Nordmeeres zur Tunnelfeldanlage unterwegs.
    Man sorgte dafür, dass kein Chaos unter den Wartenden entstand. Den Neuankömmlingen wurden Notquartiere in den Felshängen rings um die Tunnelfeldanlage zugewiesen. Rund sieben Millionen Ditrydree lebten zu jener Zeit in den Marsmeeren. Gilam'esh ging davon aus, dass der Exodus etwa achtzig Tage dauern würde.
    Ein solches Mammutprojekt erforderte eine exakte Organisation und Ausrichtung des Strahls, um die Zeit, da der Atlantische Ozean dem Mars zugewandt war, optimal auszunutzen. Matthew Drax prägte sich alle Vorgänge genau ein. Dabei war es fraglich, ob er dieses Wissen irgendwann selbst würde anwenden können; er versuchte jedoch mit brennender Hoffnung daran zu glauben. Er hatte ja nicht die geringste Ahnung, was aus ihm werden würde, wenn sein Wirt durch das Tunnelfeld ging und ob er je einen Weg aus Gilam'eshs Gehirn fand.
    Am Ende des vierten Tages nach Beginn der Hauptevakuierungswelle waren etwas mehr als 350.000 Ditrydree durch das Tunnelfeld gegangen. Die logistische Arbeit, die an seinem Zielpunkt zu leisten war, vermochte Matt sich kaum vorzustellen. Vermutlich schliefen die gesunden Ditrydree auf der Erde noch weniger als Gilam'esh und sein Stab. Der Tunnelfeldmeister legte sich alle zwölf Stunden für zwei Stunden auf eine Ruhequalle, die man für ihn in die Schaltzentrale gebracht hatte. Wenn er wach war, tat er nichts anderes, als die Berichte der Ordnungskräfte vom Hauptportal und aus der Tunnelfeldgrotte entgegenzunehmen, die Arbeit seines Stabes zu koordinieren und die Instrumente auf den Terminals der Schaltzentrale im Auge zu behalten.
    Die Reihe der mathematischen Zeichen in der Sichtfeldmembran, die den eingestellten zeitlichen Zielpunkt des Tunnelfeldes angab, lautete in arabische Ziffern übersetzt 1.710.180.216. Exakt diese Anzahl von Umläufen überbrückte der Zeitstrahl im Augenblick. Um die irdischen Jahre anzugeben, müsste die Zahl ungefähr doppelt so groß sein.
    Matthew Drax rechnete: Der Tag, an dem er – eingesperrt in Gilam'eshs Körper – in den vorgeschichtlichen Atlantik nahe der nordamerikanischen Küste stürzen würde, lag exakt 91.326 Jahre vor seiner Geburt!
    Matt rechnete weiter: 91.358 Jahre, bevor er selbst auf einer Mission zur Beobachtung des angeblichen Kometen
    »Christopher-Floyd« mit dem Rand des Tunnelfelds in Berührung kam und um 504 Jahre in die Zukunft transportiert wurde, würden Gilam'esh und er ins irdische Meerwasser eintauchen; also 91.868 Jahre, bevor er mit einem alten Space Shuttle zum Mond flog und dort auf die Nachkommen der Mars-Siedler traf. Und noch etwas mehr als fünfzigtausend Jahre würden vergehen, bevor der Homo sapiens auftauchte…
    Die Zahlen sprengten seine Vorstellungskraft. Matt Drax schüttelte die Rechnereien und Grübeleien ab – lieber nicht mehr daran denken! Er konzentrierte sich wieder auf den Steuerkristall, die Tastfelder und die Anzeigen im Seitenrand der Sichtfeldmembran. Er wollte vorbereitet sein auf die Möglichkeit, einmal selbst diese Schaltzentrale bedienen zu müssen…
    ***
    Gilam'esh sank zu einem kurzen Schlaf auf die Liegequalle.
    Durch die Augen des Hydree sah Drax, wie sein Wirt den Kombacter aus der Hüfttasche zog und neben sich ablegte, den er aus dem Tunnelfeld mitgebracht hatte.
    Matt dachte an die Schiffslaterne der U.S.S. RANGER, die Sternsang aus dem Zeitstrahl mitgebracht hatte. Der Waldmensch hatte die »Blaupause« des Flugzeugträgers im Zeitstrahl besucht und die Lampe daraus gelöst. Wenn der Strahl seit dem Mars-Exodus nicht abgeschaltet worden war, mussten sich also in ferner Zukunft auch die Jets seiner Fliegerstaffel darin befinden – und in ihnen die Besatzungen: Jenny Jensen und Irvin Chester, Hank Williams und David McKenzie, außerdem der irre Professor Jacob Smythe… und natürlich auch er selbst. Bis auf Jenny und ihn alle tot inzwischen.
    Gilam'esh hatte gesagt, ein Mitnehmen von Lebewesen aus dem Strahl wäre unmöglich – aber hatte er es überhaupt richtig versucht? Was, wenn es doch möglich war? Wenn man die Kopien der Toten aus dem Überraum holen und neu erwecken konnte? War dies vielleicht der wahre Grund, warum Sternsang so ein Geheimnis darum machte? Weil die Waldleute das Leben zu sehr achteten, um Gott zu spielen?
    Und wenn es möglich war – was würde er, Commander Matthew Drax, an Sternsangs Stelle tun…?
    Gilam'esh schlief zwei Stunden lang. Danach stand er von der Liegequalle auf und begab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher