Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1689 - Rendezvous auf Phegasta

Titel: 1689 - Rendezvous auf Phegasta
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Du aber stehst nur als teilnahmsloser Beobachter daneben, du schließt dich völlig aus."
    „Ich kann den Sinn in eurer Handlungsweise nicht erkennen."
    „Den Sinn? Mann, der Sinn besteht darin, daß du lebst! Ich weiß auch nicht, weshalb ich geboren wurde, aber ich bin mir meiner Person selbst bewußt. Ich bin ein Teil des Lebens, so wie alles andere auch. Das Leben selbst ist der Sinn, nichts sonst. Du erfährst Glück und Leid, manchmal kannst du Einfluß darauf nehmen, manchmal nicht."
    „Aber wohin führt das?" fragte Fünf. „Bist du damit nicht irgendwann einmal an einem Ziel?
    Kannst du dir das aussuchen?"
    Bull lächelte. „Es ist ein und dasselbe, Fünf. Das Wort ich bedeutet auch, daß letztendlich nur du die Entscheidung über dein Leben fällen kannst."
    „Aber du beeinflußt mich ständig dabei. Du willst mich ändern. Damit fällst du doch die Entscheidung über mein Leben."
    Bull schwieg einen Moment, weil Fünf recht hatte und ihm kein Gegenargument einfiel. Das Gespräch nahm eine Wendung, die ihm nicht gefiel. Aber so war es jedesmal, wenn er mit Fünf zu diskutieren anfing; die Mauer war nicht zu durchbrechen. „Es gefällt dir also, einfach nur dazustehen und dich für nichts zu interessieren?"
    „Ich weiß nicht, ob es mir gefällt. Es ist mir einfach egal. Ich bin herumgelaufen und habe über meine Existenz nachgedacht, doch bin ich zu keinem Ergebnis gekommen; und du bestärkst mich nur darin, daß es einfach nicht wert ist, sich damit zu beschäftigen."
    „Nun, aber gelernt hast du trotzdem."
    „Ja. Einerseits wollte ich es, andererseits war mir bereits klar, daß das nicht die Frage nach mir selbst klären wird."
    „Du fühlst dich sehr einsam, nicht wahr?"
    „Ich gehöre nicht hierher. Es gefällt mir hier nicht. Es kann kein Sinn darin liegen, daß ich hier bin."
    „Fünf, ich habe dir das bereits gesagt; vielleicht hast du es nur vergessen. Es gibt noch ein Wesen, das so ist wie du. Du wirst es bald treffen, und dann wirst du nicht mehr einsam sein; du wirst eine Antwort auf deine Fragen bekommen. Freut dich das denn nicht?"
    „Es ist mir egal."
    „Das kann ich einfach nicht glauben, Fünf! Nach allem, was du zuvor gesagt hast, muß dich diese Tatsache doch gespannt machen, erwartungsvoll - du bist nicht mehr allein! Es gibt jemanden, der genauso denkt und fühlt wie du. Ihr könnt miteinander sprechen, und ihr könnt euch gegenseitig helfen."
    „Wobei denn helfen? Ich... wie sagt man ... leide doch keine Not."
    „Fünf, ich meinte, bei euren Fragen."
    „Aber du könntest mir die Antworten doch geben, Reginald Bull. Du warst bei meiner Entstehung dabei."
    „Nun, meine Antworten scheinen dir aber offensichtlich nicht zu genügen."
    „Ich verstehe sie nicht."
    „Nun, siehst du. Triffst du aber mit einem Gleichartigen zusammen, kann sich das ändern."
    Fünf hob plötzlich den Kopf und fixierte Bull. „Warum sind wir nicht von Anfang an zusammengewesen?"
    „Es erschien uns sicherer, Fünf. Dieser Prozeß erfordert einen gewaltigen Energieaufwand, und er hätte sich als sehr gefährlich für euch erweisen können. Deshalb wollten wir euch lieber behutsam zusammenführen."
    „Und wann wird das sein?"
    Bull hob die Hände. „Bald, hoffe ich. Sobald wir Nachricht erhalten haben, geht es los."
    Fünf stand übergangslos auf. „Ich bin müde, ich gehe jetzt." Sein Gesicht nahm die gleichförmige, ausdruckslose graue Tönung an; Farbe konnte man das nicht nennen. Er verließ den Raum, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren.
    Bull ließ ihn allein gehen, er war sicher, daß Fünf genau das tun würde, was er gesagt hatte.
    Er ließ sich von einem Servo einen Drink servieren, den konnte er jetzt brauchen. Stirnrunzelnd trank er in kleinen Schlucken. Auch dieses Gespräch war sehr unbefriedigend verlaufen, wie alle anderen zuvor.
    Leider wußte Bull nicht, welche weiteren Erfahrungen die anderen inzwischen gemacht hatten; möglicherweise hätte ihm das geholfen - was er jedoch bezweifelte. Fünf war fast autistisch, er lebte in seiner eigenen, leeren Welt und zeigte kein Verlangen, diese jemals zu verlassen.
    Reginald Bull seufzte. Es hatte keinen Sinn, sich ständig den Kopf zu zerbrechen. Irgendwann würde es weitergehen
     
    3.
     
    Fünf Ich kann es einfach nicht verstehen.
    Das Licht ist so grell, es ist alles so hart und kalt.
    Es ist so fremd.
    Ich bin fremd.
    Sie nennen mich Fünf. Eine Zahl. Sie sagen, es gibt noch einen wie mich.
    Aber es muß außer ihm und mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher