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1689 - Rendezvous auf Phegasta

Titel: 1689 - Rendezvous auf Phegasta
Autoren: Unbekannt
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Zuneigung und Moral... Gerade du, Reginald Bull, hast versucht, mir darin so vieles beizubringen - und gerade du hast mich auf diese schändliche Art und Weise hintergangen und betrogen!"
    „Es war nur zu deinem Besten", verteidigte Bull sich. „Glaub mir, Fünf, mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dich zu belügen - aber es war einfach zu früh, dir alles zu sagen! Du hättest nicht soviel auf einmal verkraften können!"
    „Ich verkrafte es jetzt auch"/erwiderte Fünf scharf. „Und ich hätte es schon damals verkraftet. Was ist soviel besser daran, unter dieser Unwissenheit zu leiden, ständig mit dieser Leere in sich herumlaufen zu müssen, die einen quält? Wir wußten, daß dahinter etwas steckte, wir wußten, daß wir eine Aufgabe zu erfüllen haben, das trieb uns voran und belastete uns zugleich, um so mehr, als wir nichts über unsere Herkunft wußten!"
    „Fünf, was hat dir diese Erkenntnis letztlich gebracht?" versuchte Bull es von neuem. „Weißt du inzwischen, was deine tatsächliche Aufgabe ist? Oder ist deine Unruhe nicht noch dieselbe? „ „Haarspaltereien!" Fünf winkte heftig ab. „Haarspaltereien bringen uns nicht weiter.
    Selbstverständlich ist dies bei weitem noch nicht befriedigend, aber wir sind ein Stück weiter."
    Sechs trat einen Schritt nach vorn und starrte Bull durchdringend an. „Sag mir, Reginald Bull, weshalb habt ihr das Wissen vor uns verborgen? Weshalb?"
    „Ich sagte es schon, weil wir euch schützen wollten", antwortete der Unsterbliche.
    Fünf stieß ein kaltes, hartes Lachen aus. „Hör mit diesen Spielchen auf", sagte er abfällig. „Ich weiß genau, was der Grund für eure Lügen war: Ihr hattet Angst vor uns! Und ihr habt immer noch Angst, ich sehe es in jeder deiner Bewegungen, am Blick deiner Augen. Unterschätze mich nicht, Reginald Bull, ich hatte Zeit genug, die Menschen zu studieren. Ihr fürchtet euch vor unseren körperlichen Kräften ebenso wie vor unseren geistigen Fähigkeiten, über deren tatsächlichen Umfang ihr euch nicht einmal im klaren seid.
    Ihr wißt nahezu nichts über uns und fürchtet, je mehr wir - vor euch - über uns selbst herausfinden, desto mehr werden wir zu einer Gefahr für euch. Du redest von dem Frieden und der Eintracht zwischen den vielen Völkern, dabei hast du Angst, mir den Rücken zuzudrehen. Du vertraust weder mir noch diesem Narren Trajus von Klaphor, der sich einbildet, leichtes Spiel mit uns zu haben."
    „Wir sind Monster für euch!" rief Sechs. „Ihr heuchelt uns Freundschaft und Fürsorge vor, gleichzeitig haltet ihr uns von allem fern, was wir eurer Ansicht nach gegen euch benutzen könnten!"
    Bull wandte sich ab und ging langsam zu dem Felsgrat zurück. Drunten in der Ebene zog die Huftierherde langsam weiter. Das erlegte Tier war von den Hyänenartigen inzwischen fast vollständig vertilgt worden; sie lagen träge neben dem Kadaver, fast vollständig ausgestreckt, und betrieben zärtliche Fellpflege.
    Nach einer Weile spürte er, daß Fünf an seine Seite gekommen war und ebenfalls hinuntersah.
    Beobachtete er wirklich in diesem Augenblick die Tiere dort unten und machte sich Gedanken darüber, oder wollte er nur sehen, was Bulls Aufmerksamkeit in diesem Moment in Anspruch nahm?
    Plötzlich war ihm klar, was für eine Kluft zwischen ihnen lag. Diese Kluft konnte niemals überwunden werden. „Es tut mir leid", sagte Bull leise. „Das weiß ich", gab Fünf ruhig zurück. „Und das enttäuscht mich um so mehr. Gerade von dir hatte ich diese Verlogenheit nicht erwartet, Reginald Bull, nach allem, was du mir beigebracht hast. Ich dachte, du wärst mein Freund."
    „Ich bin dein Freund", erwiderte der Unsterbliche. „Aber gerade eine Freundschaft fordert manchmal große Opfer und stellt sich auf eine harte Probe. Ich habe dein Vertrauen nicht mißbraucht, Fünf. Ich hätte dir die Wahrheit gesagt, es war nur noch zu früh. Ich erwarte nicht, daß du unsere Gedankengänge verstehst, aber ich stehe voll zu dem, was ich tat. Ich würde es heute wieder genauso machen und darin nichts Falsches sehen. Es tut mir nur leid, daß ihr es auf diese Weise erfahren habt; es war völlig anders geplant."
    „Tatsache ist, daß wir allein sind", sagte Sechs bitter. Sie stand ein wenig abseits von den beiden Männern und starrte ins Leere. „Wir haben weder Freunde noch Verbündete. Wir sind Fremde in einer fremden Welt, wir werden gefürchtet und mißtrauisch beobachtet. Warum habt ihr uns überhaupt erschaffen?"
    „Sechs hat
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