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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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aufbaute; und konnte es sogar verstehen, weil ihre Schwester auf sie angewiesen war. Sobald sich Nadja in eine Richtung wandte, hatte Mila keine andere Wahl. Sie mußte mit, ob sie wollte oder nicht.
    Insofern verhielt sich Nadja unfair, ja erpresserisch. Aber die beiden hatten sie lange genug herumgestoßen.
    Brüsk wandte sich Nadja ab. Sie schlug exakt die Richtung ein, in der sie den Rauchfaden gesehen hatte, und nach einer Weile kamen die beiden anderen hinter ihr her. Eine halbe Stunde brauchten sie, um den Rand des grünen Tals zu erreichen. An diesem Punkt ging es steil bergan. Mila blieb murrend zurück. Demonstrativ hielt sich Voltago neben ihr.
    Nadja dagegen lugte vorsichtig über den Rand des Felsenkamms. Fassungslos schüttelte sie den Kopf, immer wieder, bis die beiden anderen aufmerksam wurden. „Das darf doch nicht wahr sein!"
    Aufgeregt winkte sie Mila und Voltago. „Kommt endlich rauf! Seht euch das an!"
    Sekunden später schauten sie zu dritt in die seltsame Ebene, die das Tal umgab. All das Grün war plötzlich verschwunden. Kein Braun, kein Rot oder Blau. Nichts ... In dieser Ebene sah alles schwarz oder weiß aus, sämtliche Grauschattierungen inklusive. Man konnte lediglich Helligkeitswerte unterscheiden, ähnlich wie beim Blick durch eine Infrarotkamera. „Diese Welt ist monochrom", stellte Nadja nüchtern fest. „Einfarbig schwarzweiß. Wie kann das sein?"
    „Was ist mit deinem Rauch?" fragte Mila statt dessen.
    Sogar zu müde, um zu staunen, Schwester. Du hattest harte Tage. „Ich weiß nicht."
    „Aber ich", sagte Voltago. „Ich sehe ein kleines Feuer."
    Nadja folgte seiner Blickrichtung und versuchte, in der schwarzweißen Suppe Details zu erkennen, stellte aber fest, daß sie mit Details in der Entfernung Schwierigkeiten hatte. Nadja schloß ihren Helm und schaltete die Anzugoptik zu. Was sie dann sah, verschlug ihr die Sprache: Es waren Menschen! Drei Männer in SERUNS mit offenem Helm - die über einem Feuer ein soeben erlegtes Stück Wild brieten. Und das war eine Nachricht, die sogar in Mila die Lebensgeister wieder weckte. „Wir sind fast 300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt", stellte Nadja tonlos fest. „Wie also kommen Menschen hierher? Was zum Teufel ist da los?"
    „Gehen wir hin", -bestimmte Mila, „und fragen wir die Kerle."
     
    *
     
    Es waren tatsächlich Menschen, tatsächlich Männer. Und die Verblüffung, als die sechs sich gegenüberstanden, war auf beiden Seiten riesengroß.
    Die Männer stellten sich als Keith Junker, Norman Bliss und Donald Hagen vor. Sie stammten von Jan Ceribos Shaft-Expedition. Damals, im November 1206 NGZ, waren sie eigenmächtig in den Schacht von Shaft gestiegen und hatten den Rückweg nicht mehr gefunden.
    Jan Ceribo hatte sie als Verlust gemeldet, als unbekannt verschollen.
    Keith Junker, der schmächtige, blonde Wortführer des Trios, übernahm es, ihre Geschichte zu erzählen. Demnach hatten sie alle Anweisungen mißachtet, die Jan Ceribo gab. Sie wußten zwar, daß keine der syntronischen Sonden aus dem Schacht zurückgekehrt war, aber das hatte sie nicht aufgehalten.
    Immerhin waren sie klug genug, die Syntrons ihrer Anzüge auszuschalten. So gelangten sie zum Grund des Schachtes. Die Wissenschaftler gerieten in den Bann des Übergangs, traten hindurch und kamen an einem völlig unbekannten Punkt heraus - eben auf diesem Monochrom-Planeten ... Da der Planet in exakt 18 Stunden einmal um seine Achse rotiert^ gaben sie ihm den Namen Achtzehn. Der Rückweg nach Shaft war versperrt, zurück ging es nicht mehr. Mit ihren Antigravs stiegen sie auf, passierten das Höhlensystem und stellten fest, daß sie sich im Tal der Farben befanden. Weitab von Shaft, irgendwo am Rand der Großen Leere. Sooft sie auch versuchten, den Rückweg zu finden, alles war umsonst.
    Also richteten sie sich im Tal der Farben auf Achtzehn ein, so gut es ging. Später unternahmen sie Expeditionen in die monochrome Ebene.
    Anfangs hatten sie gehofft, irgendein Ennox möge sie durch Zufall finden, aber die Wissenschaftler waren keine Dummköpfe. Sie wußten genau, wie unwahrscheinlich ein solcher Glücksfall war. „Ich habe eine Frage an euch", sagte Voltago. Sein schwarzer Arm deutete nach oben, auf die Spindeln über seinem Kopf, die im Bann des Fesselfeldes jede Bewegung nachvollzogen. „Ihr seht die achtzehn Pyramidenprismen hier. Habt ihr bei eurem Übergang ein ähnliches Objekt gesehen oder vielleicht sogar mitgenommen?"
    „Nein", entgegnete
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