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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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stieg sie widerwillig mit ihm hinab. All die verdrehten Körper, die immateriellen Aggregateblöcke nahmen sie genau in Augenschein.
    Weitere zwei Stunden später sagte Mila: „Ich kann nicht mehr, Voltago. Wenn ich hinuntergehe, verliere ich den Verstand. Dann kannst du mich nicht mehr stabilisieren, sieh es ein. Da unten existiert keine Spindel."
    „Sie muß existieren. Sonst war alles umsonst."
    Mila schüttelte ohne Bedauern den Kopf. Sie war ganz einfach leer. Und sie hatte nicht die Absicht, für ein Hirngespinst diese Tortur weiter auf sich zu nehmen. „Mach, was du willst, Voltago. Ich fliege jetzt nach oben zu Nadja."
    „Du bleibst hier."
    „Nein."
    „Ich kann dich zwingen."
    Der Kyberklon hing bewegungslos vor ihr in der Luft, getragen vom Feld seiner Wadenblöcke. In diesen Sekunden sah sie ihn als schwarzen, drohenden Schatten, sehr viel bedrohlicher als den Henker von Sloughar oder andere Gefahren, die auf den Sampler-Planeten lauern mochten. Zweihundert Kilogramm. Kosmokratentechnik, Kosmokratenklon.
    Komm mir nicht zu nahe, ich warne dich.
    Mila starrte in sein plötzlich reifüberzogenes Gesicht, und sie begriff, daß er unter einem unglaublichen Druck erzitterte. Voltago mußte diese Spindel haben. Aus welchem Grund auch immer.
     
    *
     
    Nadja wartete stundenlang in aller Seelenruhe ab. Für ihre Nerven war die Umgebung Balsam. Was für eine Odyssee... Die grüne Vegetation wirkte dagegen wie ein Erholungsort.
    Ringsum hörte sie Geräusche, aber nicht zu viele, in normalen Rahmen. Ab und zu ließen sich Tiere sehen. Es war dann immer dasselbe: Ein fremdartiges Wesen bahnte sich seinen Weg durchs Gebüsch - traf auf den Zugang zur Höhle und verschwand wieder. Nur die merkwürdige Orientierungslosigkeit der Tiere gab ihr zu denken.
    Als sie nach zwei Stunden den Blick zum Horizont richtete, kräuselte sich dort ein dünner Rauchfaden in den Himmel. Der Ausgangspunkt lag noch jenseits des Felsenkamms, der das Tal vom unbekannten Rest des Planeten trennte.
    Nadja saß von einer Sekunde zur anderen stocksteif. Sie aktivierte den Armbandorter und versuchte, etwas auf den Schirm zu bekommen. An Zufälle glaubte sie nicht. Der Boden war feucht, an manchen Stellen sogar naß. Daß sich ausgerechnet hier ein Feuer von selbst entwickelte, war so gut wie ausgeschlossen.
    Trotzdem rührte sich Nadja nicht vom Fleck. Wahrscheinlich brauchten sie da unten mehrere Versuche. Immer wenn Mila auftauchte, mußte sie die Nähe ihrer Schwester haben.
    Funkverkehr? Nein, der reichte nicht nach unten, höchstens stark verzerrt. Also wartete Nadja ab, auch wenn es schwerfiel. Nach langer Zeit tauchten die beiden im Höhleneingang auf.
    Von weitem spürte Nadja Erschöpfung und Enttäuschung. Rasch zählte sie die Spindeln über Voltagos Kopf -und kam auf achtzehn. Nicht neunzehn, wie es hätte sein sollen. „Es hat nicht geklappt?"
    „Nein", antwortete Mila ärgerlich. „Was jetzt? Geht ihr noch mal runter?"
    „Nochmals nein!" gab Mila mit finsterem Seitenblick auf Voltago zurück. „Da unten ist nichts. Leer. Jemand hat die Spindel vor uns abgeräumt."
    „Was heißt das, jemand?"
    „Wenn wir das wüßten, Schwester ..."
    „Wir treten den Rückweg an." Voltago faßte sowohl Mila als auch Nadja beim Arm und zog sie in Richtung Höhleneingang. Jedenfalls hatte er das tun wollen; denn zumindest Nadja machte sich voller Ärger frei. „Hört zu...", bat sie. „So schnell geht das nicht. Ich habe dahinten, auf der anderen Seite, Rauch gesehen. Ich schlage vor, wir untersuchen die Sache. Vielleicht hat dieser Jemand die Spindel genommen und hier irgendwo versteckt."
    „Ausgeschlossen." Der Kyberklon stand mit gestrecktem Arm da - doch Nadja reagierte nicht. „Nur ganz besondere Wesen sind imstande, so ein Pyramidenprisma zu bergen. Wer es getan hat, der ist bestimmt nicht damit hiergeblieben."
    „Aber die Rauchfahne!"
    „Vermutlich planetare Einwohner."
    Mila winkte kraftlos ab. „Hör zu, Nadja: Er hat recht. Wir verschwinden von hier. Vergiß deinen Rauch und komm."
    „Nein. Der Rauch interessiert mich. Fragt bloß nicht, wieso, aber irgend etwas steckt dahinter.
    Das spüre ich genau."
    „Nadja ... Bitte laß den Ärger. Ich bin todmüde."
    „Ich lasse mich von euch keine Sekunde länger bevormunden. Ich sehe nach, was es mit diesem Rauch auf sich hat. Und wenn ihr ohne mich verschwinden wollt, dann könnt ihr das tun. Bitte."
    Sie spürte den maßlosen Zorn, den Mila trotz ihrer Müdigkeit plötzlich
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