Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schrecklichste Phantasie, die ich nicht einmal zu träumen wagte. Der Alptraum, der niemals Wirklichkeit werden durfte.
    Nadja wollte röcheln, aber sie konnte es nicht mehr. Sie blieb auf den Beinen stehen, doch selbst das war ein Verdienst des SERUMS und nicht ihr eigener.
    Ich bin der Henker, sprach eine Stimme in ihrem Geist, die sie fast um den Verstand brachte.
    Ich töte zuerst deinen Geist, Nadja Vandemar... Ich lese deine Gedanken und freue mich an deiner Qual... Und dann, wenn von Vernunft und Wissen nichts mehr übrig ist, wenn ich dich auf eine lallende Idiotin reduziert habe, nach tausend Jahren, dann töte ich die leere Hülle, die dein Körper ist. Dann lege ich dich ins Grab.
    Nadja reagierte nicht. Kein Zucken ihrer Beine, nicht einmal die Finger zitterten.
    Aus dem Wirbelsturm tauchte dasselbe rotglühende Augenpaar auf, das sie vor einer Minute gesehen hatte. Der massige Körper des Henkers wuchs vor ihr aus dem Boden auf, die langen Arme zu einer mörderischen Bewegung erhoben.
    Und vom Zentrum des Wirbels her tauchte ein schwarzer Schatten auf.
    Nadja sah es, registrierte es jedoch nicht.
    Aus den Wadenblöcken des Schattens schoß ein blauer Strahl. Diesmal war der Henker aber vorbereitet. Der Strahl traf auf eine Mauer in derselben Farbe. Unter ihren Füßen erzitterte der Boden; der erste äußere Reiz, auf den Nadja nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder zu reagieren imstande war. Aus dem Stand schnellte sie sich zur Seite. Der Reflex rettete ihr Leben. Denn in diesem Augenblick prallten Kress und der Kyberklon zusammen. Nadja wälzte sich mit schrecklichen Schmerzen am Boden, bis endlich Mila heran war: Ihre Schwester packte sie und brachte sie irgendwie zur Besinnung.
    Kress wuchs zu einem Giganten von mehr als zehn Metern Größe an. Im Wirbelsturm erkannte Nadja nur wenig von dem Kampf, den sich die beiden lieferten. Doch von einer Sekunde zur anderen legte sich in begrenztem Umkreis, dreißig Meter etwa, der Sandsturm völlig. Jede Bewegung kam zum Stillstand. Lediglich Voltago und der Henker bewegten sich mit geringer Geschwindigkeit aufeinander zu. Der riesenhaft vergrößerte Kress schob ebenso wie sein Gegner eine Art Walze aus blaustrahlender Energie vor sich her. Wenn die beiden zusammentrafen, so wußte Nadja instinktiv, würde einer von beiden sterben. Oder explodieren, vielleicht den ganzen Planeten mit sich nehmen.
    Stopp! Hört auf!
    Aus der Grenze zum Sturm hoppelte ein kleines Wesen von achtzig Zentimetern Größe.
    Fopper! Der Gefährte des Henkers stürzte sich mit wütenden, fiependen Geräuschen auf den Kyberklon, mitten ins blaue Leuchten hinein.
    Kress bewegte sich unkontrolliert, als wolle er Fopper noch halten. Doch zu spät. Bevor das Wesen Voltago erreichen konnte, verging es im Zusammenprall der blauen Walzen. In der Luft zerrieselte ein letztes Häufchen Asche. Schock, Verlust. Ich kann es spüren, Kress. Das war der Augenblick, den Voltago nutzte. Ein greller Blitz schlug von ihm zum Henker über.
    Alle Energie war plötzlich weg, das blaue Licht erlosch. Und Kress geriet ins Wanken, schrumpfte auf fünf, dann drei, zwei Meter zusammen.
    Ein fürchterlicher Schrei übertönte selbst den Sturm.
    Die Gestalt mit dem geflügelartigen Unterkörper und den rotglühenden Augen veränderte sich rasend schnell. Daß der Henker ein Gestaltwandler war, wußte Nadja. Nun aber erlitt er die letzte Wandlung unfreiwillig. Am Ende sank ein entfernt humanoider, eineinhalb Meter großer Körper mit Schuppenhaut und dünnen Gliedern zum Boden nieder.
    Was für ein zerbrechliches Wesen. Ein kahler Schädel, ein Ei ohne Augen. Im Tod verliert der Henker seinen Schrecken.
    Nadja und Mila starrten regungslos auf den Körper, bis der Sturm wieder einsetzte und die Leiche binnen zehn Sekunden mit Sand bedeckte. Dann packte sie ein harter Griff von hinten: Voltago. Nadjas Herzschlag normalisierte sich nur langsam. „Wo ist Voltago?" fragte Mila ängstlich. „Ohne ihn kommen wir hier nie weg."
    Nadja sprang auf. Doch bevor sie Zeit hatte, sich ernstlich Sorgen zu machen, tauchte der Kyberklon aus dem Wirbel auf.
    Nicht unverletzt, sondern unbeschädigt. Wie eine Maschine.
    Sie zählte flüchtig die Spindeln durch und stellte fest, daß ein neues Exemplar hinzugekommen war. Keiner sagte ein einziges Wort. An den Händen gefaßt, näherten sich die drei dem Herzen des Sturms. Mit raschen Schritten passierten sie den Übergang
     
    9.
     
    DIE MONOCHROM-WELT Das Gefühl der Benommenheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher