Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
eine Tiefenbohrung durchführen lassen. Die kalkulierten Vulkanausbrüche in der Folge legten Kanäle zu Hunderten von heißen Quellen frei, die seitdem aus neuntausend Längen Tiefe an die Oberfläche des Nordmeers strömten. Die unablässig sprudelnden, heißen Wassermassen bewirkten schon nach wenigen Umläufen eine starke Meeresströmung nach Südwesten. Diese wiederum hielt die Eismassen des Nordpols in Schach und sorgte zugleich dafür, dass auf den Südhängen des Tiefen Grabens die Wasserwälder, die Grashaine und die Algenfelder üppiger als je zuvor gediehen; und die reichhaltige Flora schließlich zog zahlreiche Arten von Fischen, Schalentieren und Korallen an.
    Bald erreichten sie die Randgebiete des Euso'lot-Stromes.
    Drei Stunden waren vergangen und noch immer tauschten die Wulrochs nicht auf. Ein deutliches Zeichen, dass sie um ihr Leben fürchteten. Unter den Thurainas stieg der Hang steil an.
    Hier wuchsen kaum noch Wasserwälder, dafür hartes hohes Seegras. Bald trennten nur noch zweihundert Längen sie von der Wasseroberfläche. Nicht mehr lange und die Herde musste auftauchen.
    Gilam'eshs Erzeuger hatte die Lichtkorallen deaktiviert. In völliger Dunkelheit glitten die Reitfische zwischen Wasseroberfläche und Seegrasfeldern dahin. »Da sind sie.«
    Barton'esh deutete auf das Sichtfeld in der Armaturenmembran.
    Acht Wärmefelder bewegten sich darin. Der Schallsensor empfing nur noch vereinzelte Wellen. Die erwachsenen Dickzahn-Wulrochs verhielten sich still, lediglich die Jungtiere stießen hin und wieder Angstlaute aus. Schließlich, von einem Augenblick zum anderen, schossen sie aus dem Seegrasfeld zur Wasseroberfläche hinauf und sprangen in hohen Bögen durch die Luft.
    Gilam'esh klatschte mit der Armflosse gegen die Kuppelmembran, mit dem Finger seiner Rechten deutete er in den Seegraswald hinunter.
    »Ich hoffe, du hast dir das gut überlegt, mein Sohn«, sagte Barton'esh mit einer Zärtlichkeit, die der junge Kandidat selten bei seinem Erzeuger gespürt hatte. »Wir sorgen dafür, dass der Altbulle das Gebiet nicht verlässt.« Er öffnete die Kuppelmembran über dem Hauttaschencockpit.
    »Du weißt, worauf es ankommt«, sagte sein Lehrer. Eine sorgenvolle Ausstrahlung ging von Kazar'bal aus.
    Gilam'esh antwortete nicht. Schweigen war ihm auferlegt, egal was geschehen würde. Auf vielen Streifzügen hatte er den Meister der Jagd begleiten dürfen. Bald würde sich erweisen, ob er ein aufmerksamer oder ein gleichgültiger Schüler gewesen war.
    »Möge die Geduld der Schöpfer dir Kraft verleihen und das Glück auf deine Seite ziehen«, sagte sein Vater. Der Hochrat verständigte die Besatzung des zweiten Reitfisches, sah den Kandidaten ein letztes Mal an und nickte schließlich.
    Gilam'esh packte seinen Dreispieß, stieß sich ab und schoss aus der Hauttasche. In engem Bogen schwamm er um den Thuraina herum und tauchte in das Seegrasfeld hinab…
    ***
    »Willkommen! Ich bin Gilam'esh. Höre meine Geschichte – die Geschichte deines Volkes. Erfahre vom Aufbruch der Hydree…«
    Die Eintönigkeit, mit der die Stimme aus dem Kristall die fast immer gleichen Worte wiederholte, hatte etwas Gespenstisches. Matthew Drax trat näher heran an den schwebenden Kristall und die runde Plattform unter ihm. Der Stein schwebte so bewegungslos in Brusthöhe, als würde er auf einem unsichtbaren Sockel ruhen. Tiefrot strahlte er, und tiefrot pulsierte es in seinem Inneren. Je länger der Mann aus der Vergangenheit ihn betrachtete, desto wahrscheinlicher erschien es ihm, keinen Gegenstand, sondern ein Lebewesen vor sich zu haben. Er kam ihm fast lebendiger vor als das rote Hologramm, obwohl dieses sich bewegte.
    »… höre meine Geschichte – die Geschichte deines Volkes. Erfahre vom Aufbruch der Hydree…«
    Matthew ging um die Plattform und den Kristall herum und musterte ihn aufmerksam. Wenn man die Projektion genauer betrachtete, konnte man unterschiedliche Rottöne unterscheiden. Das Gesicht der Gestalt war von einem anderen Dunkelrot als seine Brust oder der Scheitelkamm. Der gedrungene Kamm selbst schien aus mindestens sieben dunklen Rottönen zusammengesetzt zu sein. Er vermutete, dass der Kristall nicht die Originalfarben projizieren konnte.
    »… der Hydree. Willkommen! Ich bin Gilam'esh. Höre meine Geschichte…«
    Chandra verlor allmählich die Geduld. Das Klacken zehrte an ihren Nerven. »Ja, ich möchte deine Geschichte erfahren!«, rief sie der roten Gestalt zu. »Erzähl sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher