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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
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Schatten.«
    »Ihren Schatten?« Chandra begriff genauso wenig wie Drax.
    »Wovon genau sprechen Sie, verehrter Herr Sternsang?«
    »Alles, was je den Strahl passierte, hinterlässt eine Art dreidimensionalen Schatten, ein schwaches energetisches Feld.« Der Uralte wandte sich nach Matthew Drax und Chandra Tsuyoshi um. »Man darf sich den Strahl nicht als Nichts vorstellen, versteht ihr? Er hat Substanz, und alles, was durch ihn hindurchgeht, hinterlässt eine Art Abdruck darin. Ich nenne diesen Abdruck gern einen ›energetischen Schatten‹.«
    »Du meinst, alles was der Strahl jemals an einen anderen Ort und in eine andere Zeit transportierte, ist noch in ihm enthalten?«
    »Ja und nein. Als energetischer Schatten, ja. Sofern es materiell war. Als Ding an sich – also als Original – nein.«
    »Aber du hast Dinge aus dem Strahl mitgenommen in die Realität!«, entfuhr es Matt. »Die Mercedes-Sterne! Das alte Armeegewehr! Die Schiffslampe von der U.S.S. RANGER!«
    »Es ist wahr«, stimmte Sternsang zu. »Von all diesen Dingen gab es Schatten im Strahl – auch von Dingen, Transportmitteln und Menschen, die ihn unbeabsichtigt und Jahrmilliarden später durchquert haben.«
    Matt wurden die Knie weich, als er den Gedanken weiter spann.
    Es war so offensichtlich: Im Jahr 2006 war die RANGER, ein Flugzeugträger der US Navy, in den Gewässern vor Guantanamo verschollen – und 466 Jahre später wieder aufgetaucht. [2] Die Lampe, die Matt bei Windtänzer gesehen hatte, trug eine Widmung für den Kapitän der RANGER; ein Irrtum war also ausgeschlossen. Sternsang hatte sie von einer seiner Wanderungen mitgebracht.
    Matts Gedanken entglitten seiner Kontrolle: Sie schweiften noch weiter zurück, hin zu jenem schicksalhaften Augenblick am 12. Februar 2012, als er und sein Geschwader knapp zwölf Kilometer über dem Erdboden den Beschuss des Kometen
    »Christopher-Floyd« beobachteten. Waren sie – wie sechs Jahre zuvor die RANGER – durch denselben Strahl geflogen?
    Durch jenen Strahl der Alten, der seit dreieinhalb Milliarden Jahren auf die Erde zielte?
    Gab es auch von ihren Jets »energetische Schatten« im Strahl – Abbilder ihrer selbst?
    Der Gedanke ließ ihn schaudern. Und als er das Wort an Sternsang richtete, klang Matts Stimme kratzig und heiser:
    »Wenn du Materie mit zurück in die Wirklichkeit nehmen kannst… wie ist es mit Lebewesen? Mit den Schatten der Hydree… und der Menschen, die sich darin befinden?«
    »Kein Weltenwanderer hat jemals versucht, das Abbild eines lebenden Wesens mitzunehmen«, sagte Sternsang mit großem Ernst. »Denn es kann nur ein seelenloses Abbild des Originals sein. Wir würden uns an der Schöpfung vergehen!«
    Matt wollte nachhaken, doch der Uralte bedeutete ihm mit einer Geste zu schweigen. »Der Strahl rührt an die Mysterien des Universums«, sagte er, »und birgt Geheimnisse, die ein Weltenwanderer immer nur einem einzigen Menschen offenbaren darf – seinem Schüler.«
    »Windtänzer ist eingeweiht?«
    »O ja. Und so viel kann ich noch sagen: Es ist die Kraft der Korallenbäume, die uns befähigt, den energetischen Schatten eines Dings zu materialisieren und das Ding selbst aus dem Strahl zu reißen, wenn wir von einer Geistreise zurückkehren.«
    »Aber wie kommen denn Waffen und Lampen und solche verrückten Metallsterne in den Strahl?«, wollte Chandra wissen. »Wenn Matt Recht hat, stammen diese Dinge doch von der Erde und nicht von den Alten?«
    Sternsang zuckte mit den Schultern und bestätigte, was Matt schon erkannt hatte: »Der Strahl ist seit Jahrmilliarden aktiviert und ausgerichtet. Hin und wieder trifft er auf die Meeresoberfläche der Erde. Nur dann wird er aktiv; die Hydree mussten natürlich sicherstellen, beim Verlassen des Strahls nicht auf dem Land aufzuschlagen. Da er nicht starr wie Licht, sondern biegsam wie ein Wasserstrahl ist, kann so ein Zeitfenster mehrere Minuten dauern. In dieser Zeit müssen sich Schiffe in ihn verirrt haben, Flugzeuge, Treibgut – und auch Menschen.«
    Damit drehte sich Sternsang wieder zu der roten Projektion um und signalisierte so, dass sein Auskunftswille fürs Erste erschöpft war. Er betrachtete die Konturen der Gestalt. Ihr Raunen nahm kein Ende.
    Eine Zeitlang sprach keiner ein Wort. Nur die klackende Stimme aus dem Kristall erklang in ihren Köpfen. »Er sagt also: ›Höre die Geschichte deines Volkes‹?«, fragte der Uralte.
    Drax lauschte. »Unterschiedlich. Meistens heißt es: ›Höre meine Geschichte und die
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