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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu
Autoren: Unbekannt
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vorbeidrängender Trepeccos. Atlan wandte sich wieder dem Turm zu. Er spürte keine Wehmut. Niisu hatte schon recht: Es war eine Gemeinschaft auf Zeit gewesen, nicht mehr. Trotzdem tat es ihm leid, weil er den seltsamen Kauz liebgewonnen hatte. Vorbei. Du kannst dir keine Romantik leisten. Richte deinen Blick nach vorn.
    Atlan brauchte eine halbe Stunde, den Turm überhaupt zu erreichen.
    Direkt vor einem der schmalen Zugänge stand eine für diesen Ort höchst ungewöhnliche Gestalt: Es war ein Terraner im SERUN. Die Gestalt winkte heftig; Atlan drängte sich zu ihm hin und fragte: „Wer bist du? Was machst du hier?"
    „Mein Name ist Burphos, Chemiker von der LAIRE. Myles Kantor hat mich als Wache draußen gelassen. Um dich abzufangen, Atlan."
    „Wo ist Myles?"
    Der Mann namens Burphos deutete mit dem Daumen hinter sich, auf die brüchige Wandung des Turms. „Da drinnen. Du wirst schon erwartet."
    Atlan trat durch den Mauerspalt ins Innere. Die Atmosphäre, die ihn umgab, war weniger heiß als draußen, dafür stickiger und voller Staub. Er stellte Funkkontakt zu Myles Kantor her und ließ sich vom Peilsignal zum Mittelpunkt des Turms leiten. Dort tat sich das Wunder auf, von dem Philip gesprochen hatte: in Form eines kreisrunden, 200 Meter durchmessenden Schachtes. Atlan hörte nicht auf die Einflüsterungen seines Logiksektors, er ignorierte den nervösen Schlag seines Herzens und starrte nur mit brennenden Augen ins Dunkel. Das mußte es sein!
    Colounshaba und Paunaro behaupteten übereinstimmend, man könne den Boden des Schachtes nicht finden, nicht einmal unter Einsatz von Ortergeräten. Hier, so sagten sie, entsprangen die fünfdimensionalen Ortungen, die man aufgefangen hatte. „Wie geht es jetzt weiter, Atlan?" fragte Kantor.
    Der Arkonide hob die Augenbrauen. „Das fragst du mich, Myles?"
    „Na ja, wen sonst?"
    „Also gut. Wir werden alles an Meßgeräten hier herunterschaffen, was die LAIRE, die ATLANTIS und die LAMCIA hergeben. Und dann sehen wir, was es mit diesem Schacht auf sich hat."
     
    *
     
    Atlan strich mit vor Aufregung tränenden Augen am Rand des Abgrunds entlang.
    Sosehr er auch versuchte, ein Licht zu erkennen, starrte er doch nur in ein Nichts. Die Wissenschaftler leuchteten am Grat entlang - ohne Ergebnis. Rauhe Wände waren es, die aussahen, als habe sie jemand in Jahrmillionen währender Kleinarbeit von Hand geschlagen. Er horchte auf die Geräusche ringsum, die Wortwechsel der Galaktiker, dazu Colounshaba und der Nakk mit ihren fremdartigen Lauten, das Geschrei, das Hämmern und Klopfen der arbeitenden Trepeccos.
    Viele Tonnen Masse ballten sich über ihren Köpfen. Und das alles ruhte auf porösen Mauern, denen nicht einmal die Terraner des Mittelalters vertraut hätten. Vergiß nicht die Decke, Arkonide. Da wird alles noch schlimmer. Die Decke, ja. Holzbohlen zogen sich über die gesamte Breite des Schachtes, ohne daß ein einziges Stützelement für Stabilität garantiert hätte. Lange konnte dieser Turm nicht halten. Nicht, wenn die „Baumeister" schlechtes Material tonnenweise übereinanderschichteten.
    Ein SERUN war es, was er brauchte. In seinem Schutzanzug war Atlan verwundbar; die Ausführung paßte für Touren ins Freie, nicht aber für einen kleinen Weltuntergang.
    Dennoch blieb er an Ort und Stelle. Etwas lag in der Luft, er spürte es mit jeder Faser seines Körpers.
    Im selben Moment, als er seinen Rundgang beendet hatte, fand auch die relative Ruhe ein Ende. „Da kommt jemand!" rief Myles Kantor.
    Aus einem der Korridore trat eine ganze Horde Nomaden. Einen Moment lang fürchtete Atlan, sie hätten Tabus verletzt oder die Ruhe irgendwelcher Geister gestört. Aber nichts - die Trepeccos verhielten sich völlig gleichgültig. An diesem Ort Fremde zu sehen, interessierte sie nicht einmal. Warum haben sie unter unglaublichen Mühen diesen Turm gebaut? Er muß doch eine Funktion haben! Sie tun das nicht zum Spaß.
    Atlan stellte sich den Nomaden in den Weg. Es waren zehn Männer, wovon sechs auf ihren Rücken Frauen trugen. „Ich möchte mit euch reden!" sagte er laut. „Mein Name ist Atlan. Ich und meine Freunde wüßten gern, aus welchem Grund ihr diesen Turm erbaut."
    Keiner schenkte ihm Beachtung.
    Lange Zeit starrten die Nomaden auf das riesenhafte Loch. Mancher Blick irrte hoch zur Bohlendecke, doch schon in der folgenden Sekunde schauten wieder alle ins Nichts hinunter.
    Einer der Männer breitete die Arme aus.
    Er tat einen letzten Schritt nach vorn - den
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