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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu
Autoren: Unbekannt
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Stimme klang dumpf. Der Schacht reflektierte keinen Schall, sondern schluckte ihn. Immer wieder wanderte der Blick ihrer Knopfaugen ins bodenlose Loch hinunter, als sie gemeinsam mit Paunaro entlang der Galerie zur anderen Seite lief. „Habt ihr Messungen angestellt?" fragte sie.
    Kantor verzog sein Gesicht. „Nein, haben wir nicht. Weil wir nicht die geringste Ahnung haben, was wir überhaupt messen sollen. Ich wüßte aber gern, wie tiefes da hinuntergeht. Sieht nicht so aus, als ob der Boden Licht reflektieren würde."
    Einer der anderen Galaktiker meldete sich nervös zur Wort: „Ich bin bereit, mit meinem SERUN hinunterzufliegen. Dann sehen wir ja."
    „Nein, Marteens!" Myles Kantors Stimme klang betont ruhig. „Keiner, ich wiederhole: Keiner von uns geht in dieses Loch. Es wäre lebensgefährlich."
    „Woher weißt du das?" gab der Mann zurück. „Wir haben nicht mal Energieortung.
    Was soll mir im SERUN passieren?"
    „Weiß ich nicht. Daß wir nichts orten können, gibt mir zu denken. Ginge da unten alles mit rechten Dingen zu, hätten wir zumindest den Boden gemessen."
    Und plötzlich erhob Paunaro seine Stimme, unerwartet von jedermann. „Es gibt keinen Boden", sagte er mit ruhiger Stimme. „Was?"
    „Es gibt keinen Boden", behauptete das Schneckenwesen an Colounshabas Seite noch einmal. „Ich kann keinen Boden sehen."
    Zuerst dachte die Konstrukteurin, daß das nichts zu sagen hätte; denn über Augen in normalem Sinn verfügte der Nakk ja nicht. Dann aber ging ihr die wahre Bedeutung der Äußerung auf. Paunaro schaute in den Supraraum. Wenn er behauptete, er könne keinen Boden sehen, so meinte er das ganz anders als die Galaktiker. Dieser Schacht war im fünfdimensionalen Sinne bodenlos.
    Was immer das bedeuten mochte ...
    Alles in ihr drängte danach, sich an einem Netzfaden in dieses Loch gleiten zu lassen, die Dunkelheit auszukundschaften, den nicht existierenden Boden zu erreichen und zu sehen, was es dort gab.
    Aber Kantor hatte recht: Es war zu gefährlich.
     
    *
     
    Atlan und Niisu wanderten weit um den Talkessel herum. An vielen Stellen brach die Kante steil nach unten ab, und wer versucht hätte hinunterzuklettern, hätte sich leicht den Hals gebrochen. Über eine Serpentine erreichten sie den Boden. Gestank hing in der Luft; die Trepeccos produzierten mehr davon als eine Herde terranischer Rinder. Etwas an der Szenerie erinnerte ihn an mittelalterliche Schlachten. In grauer Vorzeit auf der Erde hatte er diese Art Gewimmel oft erlebt, und selbst er, der Unsterbliche, war jedesmal heilfroh gewesen, wenn er herausgekommen war.
    Die ersten Zelte ...
    Niemand schenkte ihm Beachtung. Weder seine blasse Haut noch der Schutzanzug erregten Interesse. Und so wandte Atlan bald seine Aufmerksamkeit wieder Niisu zu.
    Der Nomade war ihm vertraut; an seinem Beispiel vermochte er Veränderungen am besten abzulesen. In den Augen seines Weggefährten spiegelte sich Hektik. Ein unsteter Schimmer trat in Niisus Blick, und seine Hände zuckten häufig, als Ausdruck von unbändigem Schaffensdrang. „Warte, Atlan!"
    „Was ist?"
    Sie traten beiseite, damit einige Trepeccos mit schweren Lasten passieren konnten. „Atlan, ich verlasse dich jetzt. Es ist, als ob all diese Nomaden mein Stamm wären. Ich bin zurückgekehrt... auf eine Weise, die ich dir nicht erklären kann."
    „Du willst am Turm bauen."
    „Ja. Vielleicht. Bald."
    „Aus welchem Grund? Ist es die Frucht, die dir befiehlt?"
    „Befehlen? Hoo ..."
    Er ist verwirrt. Er denkt nicht mehr klar. „Befehlen sie dir?" fragte Atlan hartnäckig. „Nein, sie befehlen nicht. Sie lösen nur einen Drang aus. Einen Drang, den nur die Wurzeln aus der Nähe des Tals vermitteln. Ich weiß es selbst nicht. Ich sehe vielleicht das Jenseits-Land, ja, das werde ich ganz sicher. Und deshalb trennen sich unsere Wege. Wir zwei waren Weggefährten auf Zeit. Du wolltest etwas von mir, Atlan. Ich hoffe, daß ich es dir geben konnte, denn mehr wirst du nicht bekommen."
    Der Arkonide schaute lange in das asketische, feingeschnittene Gesicht, auf die hohe schwarze Stirn und in die dunklen Augen. Niisu hatte recht. Nicht der Nomade mußte dankbar sein, sondern er, der Arkonide. Hatte er nicht sehr viel über Canaxu gelernt?
    Daß die von Philip versprochenen Wunder bisher ausgeblieben waren, lag an Niisu ganz zuletzt. „Ich wünsche dir Glück", sagte der Arkonide.
    Niisu drehte sich wortlos um, tat ein paar zaghafte Schritte -- und verschwand in einem Trupp
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