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1666 - Der weite Horizont

Titel: 1666 - Der weite Horizont
Autoren: Unbekannt
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lesen. „Zehn von uns fliegen in die Schlucht hinunter und versuchen, von den Dorfbewohnern etwas über das Weite Land zu erfahren."
    „Das Weite Land ist jetzt sehr nahe", plapperte Kruff prompt seinen Spruch herunter.
    Er hatte sich noch nicht bewegt. „Fliege mit deinen Freunden", sagte Boccu. „Es ist vielleicht besser, wenn ich etwas allein bin."
    „Du bist ganz sicher?"
    „Ganz sicher", versicherte Boccu und hoffte, daß es überzeugend klang. Immerhin blieb Henna auch hier. Zu ihr hatte er mindestens soviel Zutrauen wie zu Cyta.
    Sie stand auf, nickte ihm zu und ging zu den anderen, die sich für den Besuch im Steindorf bereitmachten.
    Auch Voltago war bei ihnen. Boccu war froh darüber. Ein Blick des schwarzen Nackten fand ihn und haftete einen ganz kurzen Moment lang auf seinem Gesicht. Für Boccu war es, als bohre sich etwas in ihn hinein, um von seinem Geist Besitz zu ergreifen. Er mochte diesen Voltago nicht. Der Fremde war ihm unheimlich. Boccu war froh, als er mit den anderen vom Plateau abhob und über die Kante des Abhangs schwebte. Die Zaubermacht, die sie fliegen ließ, senkte sie langsam in die Schlucht hinab, wo sich jetzt endlich die ersten Bewohner zwischen den Felshütten blicken ließen.
    Sie waren sehr weit weg, die Schlucht war mindestens zweihundert Körperlängen tief.
    Aber Boccu schrak wieder zusammen, als er die Bewohner sah. Denn sie waren dunkel und seltsam verschwommen.
    Das schwarze Nichts war hier, er spürte es deutlich. Und dies war nicht etwas, das er träumte oder im Pilzrausch sah. „Du spürst es, Erhabener, nicht wahr?" fragte Kruff völlig überraschend und ohne ihn anzusehen. „Was?" kreischte Boccu ihn an. „Was soll ich spüren?"
    „Das Weite Land, Erhabener. Es ist jetzt sehr nahe."
    „Hör endlich auf damit", zischte Boccu ihn an. „Was hat das Weite Land mit dem schwarzen Nichts zu tun, das alles frißt?"
    Jetzt drehte der Wilde sich zu ihm herum und starrte ihn staunend an. „Hat dir dein Geistvogel das denn nicht gesagt?"
     
    *
     
    Boccu war erschüttert. Er konnte nicht glauben, was er von dem Nasranfresser gehört hatte. Kruff hatte ja geradezu so geredet wie einer, der über eine tiefe Weisheit verfügt, wie sie einem Sterblichen nur selten gegeben ist.
    Als er sah, daß sich Kruffs Blick wieder in die Ferne richtete, zog er sich leise zurück bis zu einem doppelt mannshohen Stein. Niemand achtete auf ihn.
    Er setzte sich so hinter den Stein, daß er von den Himmelsfahrzeugen aus nicht gesehen werden konnte, und begann zu grübeln.
    Was passierte mit ihm?
    Das wesenlose Schwarz, das ihn schon wiederholt in seiner geistigen Versenkung bedroht hatte, kam jetzt schon am hellichten Tag auf ihn zu. Es war keine Einbildung gewesen. Er hatte es gesehen, unten in der Schlucht.
    Hätte er Rhodan, Henna und die anderen nicht warnen müssen?
    Aber sie hätten ihn sicher nur ausgelacht. Außerdem waren sie mächtiger als er. Das schwarze Nichts konnte ihnen bestimmt nichts anhaben. Aber ihm ... „Attan?" flüsterte er. „Bitte komm! Ich habe nichts, um dich magisch zu beschwören, und ich stecke auch nicht in einer schlimmen Klemme. Noch nicht! Aber bitte komm und hilf mir, das alles zu verstehen ..." Boccu wartete vergeblich. Er wurde von einer trüben, traurigen Stimmung ergriffen. Wieso hatte er die Fremden nicht gefragt, ob sie ihn in die Schlucht mitnähmen? Die Angst vor dem wesenlosen Schwarz war gewaltig, aber die plötzliche Einsamkeit würde mindestens genauso schlimm sein.
    Mit welchen großen Träumen und Zielen war er in die Welt losgezogen, in die anderen Länder, ins Anderland. Das Weite Land wollte er finden. Attan hatte versprochen, ihn zu führen, obwohl er gewarnt hatte. Boccu forderte die Schicksalsgötter heraus, hatte der Geistvogel behauptet. Damals hatte Boccu das in den Wind geschlagen. Heute spürte er, wie etwas unaufhaltsam auf ihn zukam. Oder umgekehrt, er ging auf sein Schicksal zu. Auf das Ende des Lebens, wie er es bisher gekannt hatte.
    Vor ihm hatte sich schwarzer Dunst über dem Geröll gebildet. Boccu sah es erst jetzt, als er aus seinen Gedanken aufschrak.
    Hab keine Angst, Boccu, hörte er die lautlose Stimme des Geistvogels in seinem Kopf.
    Noch bist du sicher, denn noch kannst du wählen. Du hast einen Punkt deiner Wanderung erreicht, an dem die Wege zusammenführen. Die Wege des Schicksals und der Bestimmung. „Attan!" entfuhr es dem jungen Nasran. „Du bist da!"
    Ich bin immer bei dir, Boccu. Du weißt es, auch
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