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1662 - Welt ohne Schatten

Titel: 1662 - Welt ohne Schatten
Autoren: Unbekannt
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verwirrend", antwortete er. „Ich kann es nicht erklären, Joara. Die Sonne steht andauernd über dir, es ist vollkommen verrückt. Ich hatte gestern eine interessante Begegnung mit einem Medizinmann und bin nun heute auch zu dem Großen Fest eingeladen, so daß ich alles aus erster Hand erleben kann."
    „Das ist eine erfreuliche Nachricht."
    „Ja, wir hoffen, dabei einiges über das Symbol zu erfahren. Bisher konnten wir nur Allgemeinplätze in Erfahrung bringen. Die Owigos hier sind völlig anders als diese Steinzeitwesen auf Owigo 3, sie haben eine richtig mittelalterliche Kultur und sind für diese Begriffe hoch entwickelt. Wir werden sehen, was sich heute abend ergibt."
    Sie nickte. „Du mußt uns auf alle Fälle ausführlich berichten. Hier bei uns läuft alles weiter wie gehabt, es gibt aber keine neuen Erkenntnisse."
    „Schade, aber nicht zu ändern. Viel Erfolg weiterhin bei der Spurensuche."
    „Viel Spaß in der Sonne."
     
    *
     
    Am Nachmittag suchte Michael Rhodan den alten Schamanen auf, um sich zu erkundigen, wann er und Reginald Bull sich auf dem Fest einfinden sollten. Aber der Owigo war bereits dorthin unterwegs; wie es aussah, sollte es jeden Moment beginnen.
    Von einem Nachbarn des Medizinmanns erfuhr Michael, daß das Treffen in einer südlich der Stadt gelegenen Senke stattfinden sollte, die leicht zu finden sei. Mit dieser Auskunft kehrte Michael ins Lager zurück. Die beiden Terraner rüsteten sich entsprechend mit ausreichend Aufzeichnungsgeräten aus, so, wie sie es für notwendig erachteten, und brachen auf.
    Als sie eintrafen, waren noch nicht alle „Großen" anwesend. Aus dem ganzen Land verteilt kamen die Oberhäuptlinge und die mächtigsten Medizinmänner und suchten ihre Plätze in einer weiten Runde.
    In der Mitte der Runde stand ein großer, metallener Sockel, über und über mit verschlungenen Symbolen und mystischen Zeichen bedeckt; auf der Spitze des Sockels befand sich eine von glatt zusammengeschmiedeten Stäben geformte Pyramide mit dem Symbol der liegenden Acht darin.
    Die Owigos - übrigens auch von ihren Körpermaßen her die „größten" ihrer Stämme - kauerten ein wenig versetzt. Die Schamanen hockten etwa einen Schritt weiter vorn als die Häuptlinge, mit genau bemessenem Abstand. An vier Stellen war der Abstand zum nächsten so groß, daß ein Durchgang frei blieb.
    Hinter der Runde liefen einige kleinere Owigos umher, die offenbar als Helfer dienten, den Mächtigen bei der Platzsuche halfen und Getränke und Früchte verteilten.
    Den beiden Terranern wurde von einem Helfer bedeutet, am Rand eines solchen Zugangs zur Mitte der Runde Platz zu nehmen, hinter den Häuptlingen, aber trotzdem so, daß sie alles gut überschauen konnten. Von den Mächtigen wurden sie völlig ignoriert. Deshalb konnten sie sich in Ruhe gemütlich hinsetzen, die Aufzeichnungsgeräte einstellen und sich umsehen.
    So nach und nach füllten sich die leeren Plätze. Das Gemurmel ebbte allmählich ab und erstarb schließlich ganz, als auch der letzte „Große" seinen Platz eingenommen und die richtige Ruhelage gefunden hatte.
    Auf Michaels geflüsterte Frage hin erklärte ein Helfer leise, daß alle Mächtigen „dual" seien und als „er" bezeichnet würden. Sie alle erzeugten im Lauf ihres Lebens nur ein Kind aus sich selbst, dem sie dann - als T'schaqua - ihre Gabe und ihr Wissen weitergaben.
    Inzwischen trat Quangquarrl neben den Sockel und sprach feierlich: „Ich begrüße euch, meine Freunde, zu diesem Fest. Die Zeit ist gekommen, da wir wieder einmal alle versammelt sind, um unser Wissen auszutauschen und das Ritual zu vollziehen. Laßt uns beginnen, und - wie immer -möge der Jüngste als erster vortreten."
    So trat einer nach dem anderen in den Kreis und vollzog sein eigenes, wohl von Jugend an sorgfältig erlerntes und einstudiertes Ritual. Manche bewegten dabei nur die Arme oder Arme und Beine, andere nahmen Fetische zu Hilfe, mit denen sie heftig herumfuchtelten, andere gaben einen monotonen, nervtötenden Singsang von sich, dessen Worte niemand verstand. Manche versuchten eine Art Tanz, manche schritten die Runde ab und plärrten wie Marktschreier herum, wieder andere machten alles zusammen.
    Die beiden Terraner waren anfänglich etwas enttäuscht über die auf sie albern wirkende Selbstdarstellung, die ohnehin niemanden zu interessieren schien: Die ganze Zeit über blieben die Owigos, die nicht agierten, reglos auf ihren Plätzen sitzen, ohne ein Anzeichen irgendeiner
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