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1662 - Welt ohne Schatten

Titel: 1662 - Welt ohne Schatten
Autoren: Unbekannt
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er. „Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus", gestand Bull. „Das ist ein Unterschied zu Owigo 3 wie Tag und Nacht; fast könnte ich glauben, ich träume."
    Er blinzelte zum Himmel hinauf und bemerkte irritiert, daß sich der Sonnenstand nicht verändert hatte. „Als ob sie festgenagelt wäre", murmelte er vor sich hin. „Ich denke, du verstehst jetzt, was ich meine", sagte Michael Rhodan. „Ich weiß nicht, wie lange die Owigos brauchten, sich an diesen Zustand zu gewöhnen. Sie registrieren es überhaupt nicht mehr, und ihre Körper haben sich auf die feinen Temperaturunterschiede eingestellt. Sobald es ein wenig kälter wird und die Sonne um ein Winziges schwächer - was wir nur anhand empfindlicher Meßgeräte feststellen können -, ist für sie der Zeitpunkt der Nachtruhe gekommen. Sie ziehen sich in ihre Pueblos zurück, und es wird geisterhaft still. Man sieht auch kein Tier mehr, nirgends mehr rührt sich etwas.
    Es ist beängstigend, als ob man irgendwo im Nichts wäre - außer dem Land ist einfach nichts mehr da, keine Spur von Leben. Überall sonst gibt es tagaktive und nachtaktive Wesen, hier auf Owigorn aber ist alles wie tot. Erst wenn der >Morgen< anbricht und die Temperatur wieder steigt, erwacht alles gleichzeitig und übergangslos und geht seinen Geschäften nach."
    Er zog Bull in eine kleinere Seitenstraße, zu einem auffällig geschmückten Pueblo, vor dem ein drei Meter großer Owigo kauerte; seien Armpaare waren mit buntem Schmuck behangen. Vor ihm lag auf dem Erdboden eine quadratische Platte, auf der ein metallener Kubus stand, mit dem eingeschnitzten und in verschiedenen Farben bemalten Symbol der liegenden Acht auf jeder Fläche.
    Neben dem Kubus stand ein kleiner Ständer, in dem eine Art Räucherstäbchen brannte, das einen süßlichen, betäubenden Geruch verbreitete.
    Reginald Bull fühlte sich eigentümlich berührt, als er vor dem Kubus stand. Eine eigenartige Anziehungskraft ging von ihm aus, und die Symbole schienen sogar kurzzeitig aufzuglühen, als er sie nacheinander betrachtete.
    Michael neigte höflich seinen Kopf und sprach: „Ich grüße dich, Quangquarrl."
    Bull dachte, Michael würde die Zunge abbrechen, als er den Namen aussprach, aber offensichtlich hatte er schon eine gewisse Übung darin. „Ich möchte dir meinen Freund Reginald vorstellen, er kommt von weit her und möchte wie ich deinen weisen Worten lauschen", fuhr Michael fort. „Selbstverständlich nur, wenn es uns erlaubt ist, deine Meditation zu unterbrechen."
    Das Multiorgan des Owigos bewegte sich langsam von der Mitte zum oberen Drittel des quaderförmigen Körpers. Das schien die Einladung zu sein, Platz zu nehmen, denn Michael setzte sich hin und winkte dem Freund. Bull ließ sich neben ihm nieder und beobachtete fasziniert, wie das Multiorgan allmählich immer weiter nach oben wanderte, während sich nach und nach alle Augenpaare öffneten. „Quangquarrl ist >dual<, er bezeichnet sich selbst aber nicht als >es<, sondern als >er<.
    Er ist weiseste und älteste aller Schamanen", flüsterte Michael. „Von ihm habe ich nahezu alles erfahren. Er unternimmt nicht mehr viel, sondern sitzt meist hier, meditiert oder erteilt Rat oder tauscht schamanischen Schnickschnack gegen Nahrungsmittel."
    „Dein Freund Reginald", sprach der Schamane plötzlich langsam, „dein Freund ist mit dem Zeichen des Quidor bereits vertraut."
    Beide Terraner waren für einen Moment so verblüfft, daß sie nichts darauf erwiderten. „Ich spüre eine große Vertrautheit", fuhr Quangquarrl fort, „ganz anders als bei dir, Mike. Aber dein Freund denkt nicht so wie wir, auch das spüre ich, und er hat den Sinn hinter dem Quidor auch nicht erkannt. Das gibt mir ein Rätsel auf, über das ich nachdenken muß."
    „Ich habe am Spiel des Quidor teilgenommen", erklärte Bull.
    Der Terraner ging nicht davon aus, daß der Schamane das Spiel kannte, aber vielleicht akzeptierte er die Erklärung als solche. „Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Taten des Quidor, Reginald, und ich hörte auch manche davon sprechen, daß er spiele.
    Aber der Quidor ist sehr viel mehr als das. Er ist unser Lebensspender. Seine magische Kraft wohnt in vielem, was jedoch nur mit dem geheimen Wissen auch" wirklich genutzt werden kann.
    Mein T'schaqua lehrte mich dieses Wissen und sein T'schaqua vor ihm, und eines Tages werde ich mein Wissen weitergeben. So ist es, so war es, und so wird es sein für alle Zeit, solange Culla am Himmel
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