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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London
Autoren: Jason Dark
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Gesichter rote Streifen schoben.
    Ich wollte hochzucken und Jane einen Kopfstoß versetzen. Das packte ich nicht, der Gegendruck war einfach zu stark.
    Ich tastete nach den Händen. Ich suchte jetzt tatsächlich die kleinen Finger und befreite mich von dem Gedanken, dass Jane noch die Frau war, wie ich sie gekannt hatte.
    Meine Hände rutschten ab.
    Egal, ein neuer Versuch. Diesmal erwischte ich die kleinen Finger, aber sie waren zu glatt, um sie richtig fassen und sie dann zur Seite biegen zu können. Das war auch nicht die normale Kraft der Jane Collins. Hier ging es um etwas anderes, sie war von der anderen Macht übernommen worden, die das Menschliche verdrängt hatte.
    Auch glaubte ich, andere Stimmen zu hören, die eigentlich nur aus einem böse klingenden Wispern bestanden.
    Die beiden Daumen berührten meinen Kehlkopf. Sie würden ihn eindrücken. Dann war es um mich geschehen, wenn ich die kleinen Finger nicht vorher zu fassen bekam.
    Ein erneuter Versuch. Ich war schwächer geworden, das merkte ich, als ich meine Arme bewegte. Meine Hände rutschten über die Gelenke der Detektivin nach unten. Luft bekam ich schon längst nicht mehr. Auch Janes Gesicht war nicht zu sehen. Es schien hinter dunkelroten Kreisen verschwunden zu sein. In meinem Kopf rauschte es. In meinen Ohren lastete ein dumpfer Druck, der sich bis zu den Augäpfeln hinzog. Es war fast unmöglich, eine Gegenwehr zu starten. Alles in mir schrie nach Luft, aber genau die bekam ich leider nicht. Doch dann erwischte mich ein Luftstrom. Er fuhr über mein Gesicht hinweg. Es war mir egal, woher er kam, denn er war so etwas wie ein Vorbote meiner Befreiung.
    Ich hörte einen Schrei, ohne zu wissen, wer ihn ausgestoßen hatte. Danach ein anderes Geräusch. Wieder ein Schrei. Hoch und schrill. Und plötzlich konnte ich wieder atmen. Ja, ich bekam wieder Luft, auch wenn es sich anhörte wie das Röcheln eines Menschen, der kurz vor dem Ableben stand. Mein Hals brannte vor Schmerzen. Aber ich konnte atmen, und auch die roten Kreise vor meinen Augen lösten sich auf.
    Aber wer hatte mich gerettet?
    Ich war zu schwach, um nachzuschauen, bis ich die Stimme meines Freundes Suko hörte.
    »Es ist alles gut, John…«
    ***
    Suko war wirklich im letzten Moment erschienen. Schon von außen hatte er gesehen, was sich im Rover abspielte und wie schlecht es seinem Freund erging. Es gab keine Sekunde des Zögerns für ihn. Das war nicht die Jane Collins, die er kannte. Sie hatte sich in ein mordendes Monstrum verwandelt, und deshalb nahm Suko keine Rücksicht.
    Sein Schlag erwischte ihre Stirn. Ihr Kopf zuckte zurück, und Suko sah noch, dass die Augen einen anderen Blick annahmen. Er kannte diesen Ausdruck. Das war kein Brechen des Blicks wie bei einem Menschen, der soeben gestorben war, die Augen wirkten irgendwie verdreht und blieben es auch, als Jane Collins nach hinten kippte, noch gegen das Lenkrad prallte und danach zusammensackte. Sie blieb liegen, ohne sich noch mal zu rühren. Ihre Würgehände hatten sich von Johns Hals gelöst, der trotzdem noch nicht richtig da war. Suko schaute über ihn hinweg. Um Jane Collins musste er sich nicht kümmern. Sie lag da, ohne Anstalten zu treffen, sich wieder zu erheben. Er sah, dass Johns Gesicht anfing zu leben und sagte dann den Satz: »Es ist alles gut, John…«
    ***
    Den hatte ich gehört, wenn auch nicht so normal, sondern mehr dumpf. Das entsprach dem, was sich in meinem Kopf ausgebreitet hatte. Ein dumpfes Gefühl. Ich fühlte mich wie zerschlagen. Jedes Luftholen war mit Schmerzen in meinem Hals verbunden. Da schien jemand Säure in meine Kehle gekippt zu haben. Aber ich lebte, und mein Blick klärte sich allmählich. Ich stellte auch fest, dass ich mich in einer Rückenlage befand. Wenn ich nach oben schaute, sah ich zwar einen Himmel, aber es war der Autohimmel.
    »Kannst du dich bewegen, Alter?«
    »Muss ich ja wohl.«
    Ich wollte mich hochstemmen und meinen Kopf aus der kalten Luft schaffen, die durch die offene Tür drang. Das klappte bereits im Ansatz nicht, was Suko bemerkte. Er zog mich in die Höhe, damit ich in eine sitzende Position geriet. Da Suko die Tür zuschlug, bekam ich einen Halt in meinem Rücken. Ich fuhr mit den Händen an meinem Hals entlang. Sofort waren die Schmerzen wieder da. Sie würden auch noch bleiben, was mich nicht weiter störte, denn ich lebte, und allein das zählte.
    Zwar hielt ich die Augen nicht geschlossen, aber richtig sehen konnte ich immer noch nicht. Ich sah aber
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