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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London
Autoren: Jason Dark
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nur mein Kreuz gemeint sein konnte, stand für mich fest. Aber diesen Satz hatte nicht Jane Collins gesprochen, sondern eine andere Stimme. Ich war schon leicht irritiert, denn nach wie vor war nur Jane zu sehen. »Wehre ihn ab! Wehre ihn ab…!«
    »Töte ihn doch!«
    »Stich ihm die Augen aus! Reiß ihm die Kehle auf! Er steht auf der anderen Seite!«
    Nach wie vor war keine andere Person zu sehen. Für mich kamen die Befehle aus dem Unsichtbaren, als hätte sich über uns ein Geistersturm erhoben. Sie mussten unmittelbar mit Jane Collins zu tun und uns beobachtet haben. Jane konnte nicht mehr ruhig bleiben. Auf dem engen Sitz und zur Seite gedreht rutschte sie hin und her. Sie traf auch Anstalten, den Wagen zu verlassen. Sie machte den Eindruck, als ob sie in einem Käfig steckte, aus dem sie sich nicht befreien konnte.
    »Töten!«
    »Ja, töten!«
    Da sprachen keine normalen Stimmen mehr. Das war ein wildes Gekreische. Wütend und hasserfüllt. Als säßen irgendwelche Geistgestalten in Janes Körper, den sie nicht so ohne Weiteres verlassen konnten.
    War das die Lösung?
    Das konnte sein, denn Jane war durch diese Stimmen oder auch Geister beeinflusst. Für mich war es so etwas wie ein Beweis, dass sie in ihr steckten. Sie hatten Jane Collins übernommen, und sie waren die Helfer der mörderischen Totengöttin.
    Auch wenn ich es schon so oft hatte tun müssen und man von einer gewissen Eintönigkeit sprechen konnte, ich sah im Moment keine andere Chance, als die Situation für die Gegenseite auf eine bestimmte Weise zu verschärfen. Das ging nur, wenn ich näher an Jane Collins herankam und auch mein Kreuz in ihre Nähe brachte. Ich betete darum, dass ich nicht Jane erwischte, sondern das Böse, das in ihr steckte.
    Ich fühlte mich zwar nicht als Exorzist bei einer Teufelsaustreibung, aber der Vergleich war nicht ganz abwegig.
    Zwischen uns gab es keine große Distanz, die ich in den folgenden Sekunden noch mehr verkürzte.
    Jane konnte nicht weiter zurück. Hart presste sie ihren Körper gegen die Innenverkleidung der Tür. Ihr Mund stand weit offen. Sie sagte nichts. Zischlaute, die in ihrer Kehle geboren wurden, drangen daraus hervor.
    »Jane, bitte«, flüsterte ich ihr zu. »Du kannst nur gewinnen, das musst du mir glauben. Es ist nicht aus dir gekommen, was in dir steckt. Du bist eine Gefangene. Ich muss dich befreien.«
    Einen Moment später hörte ich wieder die Geisterstimmen. Sie schrien und kreischten. Es gab ein großes Durcheinander. Was sie wollten, war nicht zu verstehen, aber positiv hörten sie sich nicht an, das stand fest. Sie schienen Angst zu haben, sie waren durcheinander, und auch Jane streckte mir ihre Hände entgegen.
    Ich glaubte nicht, dass sie nach meinem Kreuz greifen wollte. Für mich war es mehr eine hilflose Geste, aber ich traute mich auch nicht, sie mit dem Kreuz zu berühren.
    Das war auch nicht nötig. Mein Talisman hatte schon seine Macht ausgespielt und der anderen Seite einen Schlag versetzt. Sie konnten sich nicht wohl fühlen, sie mussten raus aus ihrem Gefängnis, und das geschah auch, noch bevor ich Jane berührte.
    Die Stimmen wurden zu einem einzigen Schrei. Sie mussten die unsichtbaren Ströme meines Kreuzes gespürt haben - und wurden von ihnen getroffen. Ich sah nicht genau, wie es passierte, aber es geschah. Plötzlich huschte etwas durch die Luft. Schlangengleiche und irgendwie auch neblige Gestalten, die man mit dem Begriff Geister umschreiben konnte. Sie hatten in Jane gesteckt, und ich fragte mich, ob ich jetzt ihr neues Angriffsziel war…
    ***
    Nein, das wohl nicht. Sie tanzten tatsächlich um mich herum, und ich wunderte mich darüber, dass sie nicht verschwanden, wie es eigentlich normal gewesen wäre.
    Der Golf war im Innern nicht eben groß und auch nicht hoch. Trotzdem gelang es mir, die drei Geister deutlich zu sehen. Sie hatten menschliche Konturen. Jane und mich umgab ein regelrechter Geistersturm, gegen den ich nicht ankam und auch nicht ankommen wollte. Bisher hatte man mir nichts getan, aber sie flohen auch nicht.
    Drei Geistwesen hatte ich gezählt. Drei Frauenkörper, die durchscheinend waren und dennoch gut auseinandergehalten werden konnten. Da gab es schon Unterschiede.
    Zwei dieser Geschöpfe hatten dunkle Haare. Zwar bewegten sie sich recht schnell, ich hatte trotzdem erkannt, dass es sich bei ihnen um Zwillinge handeln musste. Dann gab es dann noch das blonde Wesen, das sich den beiden angeschlossen hatte. Es umtanzte mich ebenfalls.
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