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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London
Autoren: Jason Dark
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verhört.«
    »Dann haben sie den Begriff pervertiert.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Wir rollten auf das breite Gittertor der Tiefgarage zu, das sich vor uns hob. Viel zu reden gab es nicht. Ich ging davon aus, dass die ersten Ergebnisse der Spurensicherung schon in unserem Büro vorlagen.
    Hoffentlich hatten sie auch etwas gebracht. Aber wichtig war auch, dass wir uns um den toten Paul Sanders kümmerten und dessen Vorleben unter die Lupe nahmen. Ich hatte nicht vergessen, weshalb er hatte sterben müssen. Die beiden Heiligen hatten in ihm einen Pädophilen gesehen. Auch wenn sie recht hatten, war dies kein Grund, den Mann zu töten.
    Ich hatte Suko wie immer die Fahrerei überlassen und war froh, dass die Straßen vom Schnee befreit waren. Außerdem hielt sich der Verkehr in der Stadt um diese Zeit zwischen den Jahren in Grenzen, sodass wir einigermaßen gut durchkamen. Einen Kaffee musste ich mir selbst kochen, denn unsere Assistentin, Glenda Perkins, hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen. Ich gönnte sie ihr. Dann meldete sich mein Handy. Es war Sir James, der wissen wollte, ob wir bereits unterwegs waren.
    »Sind wir, Sir, und es gibt auch kein großes Problem mit dem Verkehr.«
    »Dann erwarte ich Sie in Glendas Büro.«
    »Okay, wir sind gleich da.«
    Das war nicht zu viel versprochen, denn knapp zehn Minuten später betraten wir das Yard Building. Es war wie immer. Der kurze Gruß, mal ein knappes Hallo zu den Kollegen, die wir trafen, dann brachte uns der Aufzug in die Höhe. Wenig später schauten wir auf den Rücken unseres Chefs, der an Glendas Schreibtisch stand und telefonierte. Er gab nur knappe Antworten. So war es für uns unmöglich zu erfahren, mit wem er sprach.
    Als er aufgelegt hatte, machten wir uns durch ein Räuspern bemerkbar. Sir James drehte sich um. Er rückte seine Brille zurecht, und an der Stirnfalte, die sich gebildet hatte, erkannten wir, dass er nicht eben bester Laune war.
    »Da sind Sie ja.«
    »Und? Gibt es etwas Neues, Sir?«
    Er nickte mir zu. »Für mich schon. Ich habe die Fotos vom Tatort gemailt bekommen.«
    Er schloss für einen Moment die Augen. Danach sagte er: »Es ist wirklich grauenhaft, was man mit Paul Sanders getan hat. Man hat ihn lange leiden lassen, bis er erlöst wurde.«
    »Das dachte ich mir auch.«
    Suko wollte die Bilder auch sehen. Sie lagen auf Glendas Schreibtisch. Er nahm sie an sich, schüttelte den Kopf und musste schlucken, denn das war wirklich hart.
    Er stieß scharf die Luft aus. »Das sollen Heilige getan haben?«
    »So haben sie sich mir gegenüber genannt«, sagte ich.
    »Es sind Bestien.«
    »Sicher.«
    Sir James hatte uns zugehört. Jetzt sagte er: »Lassen Sie uns in Ihr Büro gehen.«
    Das taten wir und nahmen dort unsere Plätze ein. Sir James setzte sich auf den Besucherstuhl.
    Wir erfuhren, dass die Spezialisten noch bei der Arbeit waren. Bisher hatten sie keine auffälligen Spuren der Mörder entdecken können.
    »Dann haben sie bestimmt Handschuhe getragen«, meinte Suko.
    »Ja, davon müssen wir ausgehen.« Sir James schaute für einen Moment ins Leere, bevor er hörbar Luft holte und seinen Blick auf uns richtete. »Wir wissen mittlerweile, um wen es sich bei dem Ermordeten handelt. Ein gewisser Paul Sanders.«
    »Ja, Sir, das habe ich auf der Nachricht der Killer gelesen.«
    »Und damit beginnt das Problem.«
    »Welches?«
    »Dieser Sanders ist nicht irgendwer gewesen. Er hat im Innenministerium gearbeitet, und zwar in leitender Funktion. Man konnte ihn durchaus als einen Computer-Experten bezeichnen.«
    »Oh, dann hatte er alle Chancen, an gewisse Datenbanken heranzukommen?«
    »Hatte, John.«
    »Und Sie wissen, Sir, als was ihn die Heiligen bezeichnet haben. Er ist für sie ein Pädophiler gewesen. Ein Mensch, der sich an Kindern vergangen hat.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Bedenken Sie, dass es Anschuldigungen sind und keine Beweise.«
    »Das sehe ich auch so.«
    »Demnach müssen wir sehr vorsichtig sein. Ich habe vorhin mit dem Vertreter des Innenministers gesprochen, der Minister selbst ist in Urlaub. Ich habe den Verdacht ihm gegenüber nicht erwähnt. Man ist natürlich über den Mord geschockt. Ich habe den Mann davon abhalten können, schon jetzt eine Sonderkommission zu bilden, die sich um die Aufklärung kümmert. Vorerst lieg alles in unseren Händen. Und Sie haben die Mörder ja gesehen, John.«
    »In der Tat, das habe ich.«
    »Und weiter?«
    »Sorry, Sir, aber sie haben mich reingelegt. Ich hatte nur mit
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