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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London
Autoren: Jason Dark
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wunderte mich nicht mal darüber, dass er meinen Spitznamen kannte. Ich horchte auf mein Bauchgefühl, und das wiederum sagte mir, dass ich auf der Hut sein musste.
    »Ich bin der Heilige. Ich habe eine Aufgabe bekommen. Und ich bin dabei, sie zu erfüllen. Ich hasse es, wenn Menschen sich wie Tiere benehmen, und deshalb bin ich erschienen, um sie zu bestrafen. Hast du mich verstanden, Geisterjäger?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Schön. Ich helfe dir also.«
    »Wobei?«
    Plötzlich schrie er in mein Ohr. »Halt dein Maul! Jetzt rede ich, verdammt!«
    »Heilig hat sich das nicht angehört.«
    Er knurrte etwas, das sich anhörte wie »sei still«, und ich hielt den Mund.
    »Ich bin der große Bestraf er. Ich bin ein Schatten, ein Phantom. Ich und mein Freund. Wir haben eine Liste derjenigen erstellt, die es nicht mehr wert sind, am Leben zu bleiben. Wir werden London von den widerlichen Kreaturen befreien, die bisher unter einem Deckmantel gelebt haben und ihre wahre Identität verbergen konnten. Aber das ist jetzt vorbei. Nun regieren wir. London wird uns erleben. Da werden die heiligen Dämonen über die Stadt kommen, und all das richten, was gerichtet werden muss. Hast du das gehört?«
    »Habe ich. Aber ich weiß nicht, was ich damit zu tun haben soll.«
    »Wir wollen, dass du erkennst, wie man richtig mit seinen Feinden umgeht. Das ist alles.«
    »Gut. Und weiter? Sollen wir uns treffen? Wollen Sie mir alles genau erklären?«
    »Nein, du sollst es sehen.«
    Jetzt war ich leicht überfragt. »Sorry, aber können Sie mir helfen? Was soll ich sehen?«
    »Den Tod!«
    Das war sehr allgemein gesprochen. Meine Gedanken glitten zurück zu unserem letzten Fall. Da war der Tod in Gestalt eines Skeletts erschienen, das mit einer Sense bewaffnet war, aber diese Sache war erledigt. Damit hatte der Anruf bestimmt nichts zu tun.
    »Hast du mich gehört?«
    »Sicher, aber nicht so recht verstanden.«
    »Das kommt schon noch, keine Sorge.« Heftige Atemstöße erreichten mein Ohr. »Ich will, dass du es siehst. Ich will, dass du erkennst, wie ernst wir es meinen.«
    »Als Heilige?«
    »Genau das ist es. Als Heilige! Wir meinen es sehr ernst, und wir haben bereits erste Spuren hinterlassen. Ich will, dass du sie erkennst, dass du siehst, was wir vorhaben. London wird durch uns gezeichnet, nur durch uns.«
    »Können Sie nicht zur Sache kommen?«
    »Ja, das will ich. Es wäre gut für dich, wenn du deine Wohnung verlässt und zur Albert Bridge fährst.«
    »Und weiter?«
    Ein Pfeifen drang an mein Ohr. Es konnte auch ein Lachen sein, so genau fand ich das nicht heraus.
    »Fahr auf die Südseite der Themse. Nahe der Brücke gibt es ein Dock, das stillgelegt wurde. Dazu gehört ein Lagerkeller. Du wirst eine unverschlossene schwarze Eisentür vorfinden. Dahinter beginnt eine Treppe, die in die Tiefe führt. Wo sie endet und die Dunkelheit am dichtesten ist, kannst du sogar Licht einschalten. Dann wirst du mit eigenen Augen sehen, was ich gemeint habe.«
    »Und was ist es?«
    »Lass dich überraschen, Geisterjäger. Es ist so etwas wie ein Anfang, und wir denken nicht daran, aufzuhören.«
    »Ich habe verstanden. Aber eine Frage hätte ich noch. Werden wir uns dort treffen?«
    Das anschließende Gelächter tat mir in den Ohren weh.
    »Treffen, Geisterjäger? Das bestimmen wir, wann wir uns treffen. Damit hast du nichts zu tun. Wir sind die Dirigenten, und du musst tun, was wir wollen. Und jetzt viel Spaß, Sinclair.«
    Es war sein letzter Satz. Er legte auf, und ich saß bewegungslos auf meinem Platz, denn so leicht konnte ich das Gehörte nicht abschütteln.
    Zuerst hatte ich daran gedacht, dass sich jemand einen schlechten Scherz mit mir erlaubte, aber daran glaubte ich nun nicht mehr. Die Stimme hatte geklungen, als würde ihr Sprecher keinen Spaß verstehen.
    Er nannte sich einen Heiligen. Schon dieser Begriff war für mich nicht zu begreifen. Es gibt ja Menschen, die sich Namen und Bezeichnungen zulegen, aber von einem Heiligen hatte ich noch nie etwas gehört. Aber ich nahm den Begriff auch nicht auf die leichte Schulter, denn dieser Anrufer hatte sich angehört, als würde er es tödlich ernst meinen, und ich stellte mich innerlich schon auf einen neuen und nicht eben ungefährlichen Fall ein.
    Es war schade, dass ich Suko nicht mitnehmen konnte, und ich dachte auch jetzt darüber nach, ob ich wirklich fahren oder den Anruf als lächerliche Farce abtun sollte. Nein, das ging nicht. Der unbekannte Heilige hatte es sehr ernst
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