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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London
Autoren: Jason Dark
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ihr die Zeichen an den Enden?«, fragte ich mit leiser Stimme. »Schaut genau hin…«
    Ob sie das taten, war nicht zu erkennen. Aber es gab auch eine andere Reaktion. Die feinstofflichen Gestalten waren so auf ihre Kräfte fixiert, dass sie den Kampf annehmen würden.
    Etwas geschah mit dem Kreuz. Äußerlich veränderte sich nichts, doch in seinem Innern ging etwas vor, denn ich verspürte einen weiteren Wärmestoß. Sie blieben stehen. An einen Angriff auf mich dachten sie nicht. Bevor ich den nächsten Schritt ging, stellte ich eine Frage.
    »Seht ihr die Zeichen an den Seiten? Es sind Buchstaben, und zwar Anfangsbuchstaben von Namen. Ich werde sie euch sagen. Michael, Gabriel, Raphael und Uriel.«
    Instinktiv hatte ich durch diese Ansprache genau das Richtige getan. Es waren zwar nur Buchstaben in meinem Kreuz eingraviert, aber sie standen mit den anderen Mächten in Verbindung. Der Reihe nach hatte ich die Namen ausgesprochen, und der Reihe nach erlebte ich die Reaktion.
    Zuerst glühte das M auf.
    Danach das G.
    Es folgte das R.
    Und auch das U wurde von einer roten und glühenden Farbe übernommen. Das hatte ich noch nie erlebt, aber ich wusste, dass es der erste Schritt zum Sieg war. Ich erlebte eine Reaktion, die für mich völlig neu war. Keine Strahlen diesmal, kein helles Licht, nur dieses Glühen, das die vier Buchstaben überdeutlich hervorholte. Und die beiden angeblichen Schutzengel? Plötzlich sah ich ihre Unruhe. Sie konnten nicht mehr still stehen bleiben. Sie bewegten sich auf dem Fleck, und es sah so aus, als wollten sie starten.
    Ja, das taten sie tatsächlich. Die Überraschung war perfekt Sie blieben nicht mehr stehen, und ohne einen Laut abzugeben, glitten sie auf mich und das Kreuz zu. Keinen Schritt wich ich aus. Ich wusste, dass das große Finale dicht bevorstand, und ich setzte darauf, dass ich es gewann. Ich sprach sie auch nicht mehr an und wunderte mich nur darüber, dass sie immer näher kamen, obwohl sie in meinem Kreuz einen Feind sehen mussten.
    Oder konnten sie nicht anders?
    Das war auch eine Möglichkeit. Das Kreuz wirkte auf sie wie ein Magnet, dessen Kraft sie nicht entgehen konnten.
    Und so kamen sie näher und näher. Kein Licht, keine Strahlen, nur das unheimliche Glühen der vier Buchstaben, das sich allerdings veränderte, denn jetzt strahlte es nach vorn.
    Und da standen sie beiden angeblichen Schutzengel.
    Voll wurden sie erwischt.
    Ich hatte mit ihnen gesprochen, ich hatte sie gelockt. Sie vertrauten auf ihre Kraft, doch jetzt gerieten sie in den Einfluss der wahren und auch mächtigen Engel, die auf der anderen, der richtigen Seite standen und dafür sorgten, dass es sie nicht mehr gab. Das rote Licht erfasste sie, und ich sah plötzlich zwei Gestalten vor mir, die glühten, obwohl sie keinen Körper mehr hatten. Aber das rote Glühen zeichnete ihre Umrisse nach, und für Sekunden standen sie unbeweglich vor mir. Dann sanken sie zusammen. So zumindest sah es aus, aber es gab auch noch eine andere Alternative. Sie verglühten.
    Die angeblichen Engel waren in einem heiligen Feuer verbrannt!
    ***
    Ich atmete auf, schaute mir mein Kreuz an und lächelte, denn es sah wieder völlig normal aus. In diesen Momenten war ich wahnsinnig froh, es zu besitzen. Es hatte mir einmal mehr gezeigt, dass noch etwas anderes in ihm steckte und dass es sich nicht täuschen ließ.
    »Soll ich jetzt Beifall klatschen?«, hörte ich Sukos Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. »Wenn du willst…«
    »Nein, das werde ich nicht. Höchstens für dich. Ich habe mich übertölpeln lassen.«
    »Das ist Schicksal. Wir sind keine Übermenschen.«
    Suko nickte. Er stand langsam auf, und sein Blick fiel zu Terence Haie hin.
    »Er ist tot«, sagte ich leise. »Die Heiligen haben es tatsächlich noch geschafft, ihn zu töten.«
    »Was uns unsere Grenzen aufzeigt.«
    »Du sagst es, Suko«, erwiderte ich, sah mein Kreuz noch mal an und hängte es wieder an seinen Platz…
    ENDE
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