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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London
Autoren: Jason Dark
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trafen. Dorthin führte mich mein Weg.
    An einigen Türen ging ich vorbei. Dahinter lagen keine Büros. Eine Wäschekammer, ein Sanitätsraum und ein Zimmer, in dem Büromaterial verwahrt wurde. Dann sah ich den Namen Gayle Dawson. Die Tür war zwar geschlossen, aber unter dem Spalt entdeckte ich einen schmalen Lichtstreifen.
    Ich klopfte an und stand wenig später im Büro der Frau, die hinter einem Schreibtisch saß und einen Kaffee trank, den sie einer Maschine entnommen hatte, die auf einer breiten Fensterbank stand.
    Die Frau starrte mich an, ließ die Tasse dabei sinken und flüsterte: »Sie?«
    Ich schloss die Tür. »Überrascht?«
    »Und ob. Ich dachte, Sie wären wieder gegangen. Haben Sie mit Terence Haie sprechen können?«
    »Habe ich.«
    »Sehr gut. Hat es Sie weitergebracht?«
    »Nicht viel, Mrs. Dawson. Aber es war sein Glück, dass wir ihn trafen. Wir haben ihm nämlich das Leben gerettet. Zwei Killer wollten ihn umbringen. Sie hätten es beinahe geschafft. So ist er nur verletzt.«
    Ich hatte schnell gesprochen, und sie hatte auch alles verstanden, dann erfolgte ihre Reaktion.
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    Sie hatte mich nicht zum Platznehmen aufgefordert, aber das war mir egal. Ich zog mir aus der Ecke einen Stuhl auf Rollen heran und setzte mich der Frau gegenüber.
    »Sie glauben mir nicht?«
    Mrs. Dawson schnappte nach Luft. »Hören Sie, dieses Haus beherbergt junge Menschen, die vom Leben nicht eben verwöhnt werden, aber wir hüten keine Killer.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass die Täter aus diesem Haus stammen.«
    »Das beruhigt mich gar nicht, muss ich Ihnen gestehen. Was ist mit Mr. Haie?«
    »Der liegt oben in seiner Wohnung. Mein Kollege ist bei ihm geblieben. Um seine Verletzungen haben wir uns gekümmert.«
    »Muss er denn keinen Arzt konsultieren?«
    »Das wird sich noch herausstellen. Er schwebt durch die Verletzungen nicht in Lebensgefahr. Was das andere angeht, da bin ich mir nicht so sicher. Und jetzt zum Thema, das mir auf den Nägeln brennt.«
    »Bitte.«
    Gayle Dawson war sehr gespannt, das sah ich ihr an.
    Ich sagte mit leiser Stimme: »Mein Kollege und ich haben die Killer gesehen. Leider waren wir nicht in der Lage, sie zu stellen. Was ich Ihnen jetzt sage, das ist wahr. Diese beiden Mörder waren zwar Erwachsene, aber von der Größe her konnte man sie mit Liliputanern vergleichen…«
    Da die Frau leise aufschrie, sprach ich nicht mehr weiter. Irgendwas musste sie überrascht und gestört haben.
    »Was ist los?«
    Sie hatte einen Arm leicht angehoben und presste ihre Handfläche gegen die Lippen. Nur allmählich erholte sie sich und wurde wieder normal. Als sie die Hand wieder sinken ließ, flüsterte sie: »Sie haben von zwei Liliputanern gesprochen?«
    »Ja. Kennen Sie sie?«
    Gayle Dawson schüttelte den Kopf und nickte zugleich, sodass mich ihre Reaktion verunsicherte.
    »Was meinen Sie denn damit?«
    »Ich kenne sie nicht, das müssen Sie mir glauben. Aber ich habe von ihnen gehört.«
    Oh, jetzt wurde es spannend. »Wissen Sie denn noch, in welch einem Zusammenhang?«
    »Das habe ich nicht vergessen.« Sie fuhr mit einer nervösen Geste durch ihr Haar. »Ich weiß es durch die Kinder hier. Sie haben hin und wieder davon gesprochen.«
    Jetzt lag es an mir, überrascht zu sein. Ich schüttelte den Kopf und hakte nach. »Die Kinder? Habe ich Sie da richtig verstanden, Mrs. Dawson?«
    »Ja, das haben Sie.«
    »Und was haben die Kinder Ihnen gesagt?«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Ich habe es nicht ernst genommen. Sie sprachen davon, dass sie von Schutzengeln besucht worden wären und dass sie keine Angst mehr zu haben brauchten. Ihnen würde nie wieder etwas passieren. So wurde es mir gesagt.«
    »Hätten Sie denn vor etwas Angst haben müssen?«, hakte ich nach.
    »Ich weiß es nicht. Mir ist jedenfalls nichts zu Ohren gekommen.«
    »Auch keine Gerüchte?«
    »Was meinen Sie denn damit?«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass hier ein gewisser Paul Sanders eine große Rolle spielt.«
    »Sie meinen unseren Wohltäter.« Plötzlich konnte sie lachen. »Nun ja, er ist schon ein besonderer Mensch. Wir sind immer froh, wenn wir seine Schecks bekommen.«
    »Das kann ich mir denken. Und hat er nie eine Gegenleistung dafür verlangt?«
    Die Frau musste nicht lange nachdenken. »Nein, Mr. Sinclair, nicht, dass ich wüsste.«
    »Kam er denn persönlich her?«
    »Klar.«
    »Und was passierte dann?«
    Gayle Dawson verdrehte die Augen. »Himmel, was Sie alles wissen
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