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1654 - Komm in meine Totenwelt

1654 - Komm in meine Totenwelt

Titel: 1654 - Komm in meine Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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denn was sie sehen musste, das war auf keinen Fall normal.
    Die feinen Haare auf dem Arm zitterten. Nicht nur das, sie hatten sich auch hochgestellt, und das Gleiche erlebte sie mit denen in ihrem Nacken. Warum?
    Suzie schob sich auf der Sitzfläche etwas nach vorn und blieb auf der Sesselkante hocken. Sie wirkte, als säße sie wie auf dem Sprung, aber es gab für sie keinen Grund, so zu reagieren.
    Es war keine Gefahr vorhanden, und doch kam es ihr so vor, als hätte sie eine Vorwarnung erhalten, denn ihre Umgebung hatte sich tatsächlich verändert.
    Was war das? Was hatte das alles zu bedeuten? Was geschah in ihrer Nähe und im Unsichtbaren?
    Suzie Carpenter blieb auf ihrem Platz sitzen, als hätte man ihr einen Befehl gegeben.
    Sie reduzierte ihren Atem, sie schaute weder nach rechts noch nach links.
    Es war verrückt, aber sie konnte sich vorstellen, dass etwas in diesem Haus passierte.
    Suzie wagte kaum mehr zu atmen. Sie horchte nur und wäre nicht überrascht gewesen, wenn plötzlich jemand aufgetaucht wäre, der ihr Böses gewollte hätte.
    Es war niemand da!
    Und doch wollte sie es nicht so akzeptieren. So ganz allein konnte sie nicht sein.
    Zumindest die Luft hatte sich verändert. Sie erlebte sie, als wäre sie gefüllt mit Elektrizität. Da es sehr still war, glaubte sie sogar, ein leises Knistern zu hören, das an ihren Ohren vorbeihuschte.
    Oder war es doch eine Täuschung?
    Dann erwischte sie ein leichter Windhauch. Er strich an ihrem Hinterkopf entlang und erreichte auch die Ohren, was bei ihr eine Gänsehaut hinterließ. Sie hob die Schultern und bereitete sich darauf vor, aufzustehen, aber es war seltsam. Ihr eigenes Gewicht drückte sie zurück in den Sessel, und so schaffte sie es nicht mehr, auf die Beine zu kommen. Zudem spürte sie in ihren Knien ein Zittern.
    Sekunden später erreichte eine Stimme ihre Ohren. Sie sprach nur leise, aber es war genau zu verstehen, was sie sagte.
    »Komm in meine Totenwelt…«
    ***
    Suzie Carpenter tat nichts. Auch wenn sie es gewollt hätte, sie hätte es nicht geschafft.
    Sie blieb auf dem Sessel sitzen. Ihr Gesicht glich jetzt einer Maske, und sie dachte darüber nach, ob sie die Stimme tatsächlich gehört hatte oder sie nur eine Einbildung gewesen war.
    Nein, das war keine Einbildung gewesen. So etwas bildete man sich nicht ein. Ebenso wenig, wie sie sich den Traum eingebildet hatte.
    Sie gab einen Laut von sich. Es war keine Frage, nur ein Stöhnen. Die Worte, die sie gehört hatte, wollten ihr nicht aus dem Kopf.
    Das Zimmer hatte sich verändert. Es war nicht mehr der romantische Ort, an dem sie sich gern zurückzog. Dieser Raum war für sie zu einem Gefängnis ohne Gitter geworden. Suzie dachte daran, dass andere Mächte die Kontrolle übernommen hatten.
    Sie hörte den eigenen Atem, den sie lautstark in ihre Lunge einsaugte.
    Jetzt bewegte sie auch die Augen, weil sie das Gefühl hatte, etwas sehen zu müssen, aber da tat sich nichts. Nur die andere Atmosphäre hatte sich gehalten und war sogar noch etwas stärker geworden.
    Suzie saß so, dass sie auf die offene Tür schauen konnte. Dahinter lag der schmale Flur, der zur Treppe führte.
    Sie konnte sich vorstellen, dass der Flur nicht mehr leer war.
    Versteckte sich dort jemand?
    Da erklang wieder die Stimme!
    »Komm in meine Totenwelt!«
    Diesmal zuckte Suzie noch heftiger zusammen. Aus ihrem Mund drang ein röchelnder Laut. Plötzlich wurde die Angst zu einer Klammer, die sie nicht loslassen wollte.
    Suzie sah die Frau mit dem Stundenglas nicht, aber sie erschien vor ihrem geistigen Auge, wobei das Skelett nicht hinter ihr stand. Sie war allein, sie lächelte, aber zugleich schalt sich Suzie Carpenter eine Närrin. Das konnte sie nicht sein. Sie war ein Geist, und sie hatte noch nie gehört, dass Geister sprachen. Die verhielten sich anders, die waren stumm und lösten allein durch ihr Erscheinen Angst und Schrecken aus.
    Aber Suzie wusste jetzt, woher die Stimme sie erreicht hatte. Und zwar aus dem Flur.
    Es hatte sogar noch einen leichten Nachhall gegeben.
    Okay, sie wusste Bescheid, aber besser ging es ihr deswegen nicht. Noch immer steckte die Furcht tief in ihr, sodass sie sich keinen Schritt nach vorn traute.
    Wenn jemand etwas von mir will, dann soll er sich zeigen. Er hat sich schließlich ins Haus geschlichen.
    Wie lange sie vor der Stimme Ruhe gehabt hatte, wusste sie nicht, aber sie hatte sich entschlossen, über ihren eigenen Schatten zu springen, und plötzlich war sie sogar froh,
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