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1653 - Randwelt der Rätsel

Titel: 1653 - Randwelt der Rätsel
Autoren: Unbekannt
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Spitzfindigkeiten!" schrie Rutan aufgebracht. „Wo willst du überhaupt hin? Falls du zum Feind überläufst, lasse ich dich standrechtlich erschießen."
    „Du genießt deinen martialischen Auftritt, wie?" fragte Dilja bitter. „Wann wirst du lernen, dich zivilisiert auszudrücken, wenn du dich schon nicht zivilisiert benehmen kannst? Aber keine Sorge.
    Ich laufe nicht über, sondern unternehme einen Versuch, die anderen auszuschalten."
    „Das kaufe ich dir nicht ab", tönte Rutan, immer noch zornbebend. „Ich kriege dich; das verspreche ich dir. Dann..." Er atmete ein paarmal hektisch, dann unterbrach er die Verbindung. „Armer Kerl", sagte Dilja. „Er weiß, daß alle seine Drohungen Makulatur sind." Nachdenklich fügte sie hinzu: „Noch schlimmer für ihn: Er würde es gar nicht fertigbringen, mir Schaden zuzufügen. Das weiß er, aber es dringt nicht bis zu seinem Bewußtsein durch. Noch nicht."
    Der Syntron des Shifts aktivierte den Paratronschirm, als seine Hypertaster den Abschuß eines lichtschnellen Elektronenstrahls von einem anderen Shift orteten. Ein Manöver-Schuß.
    Gleich darauf waberte schwaches bläuliches Leuchten einen Moment lang um den Schutzschirm, dann erlosch es wieder. „Kein Punkt für dich, Arlo", stellte Dilja Mowak fest.
    Zu ihrer Verwunderung empfand sie jedoch keine Schadenfreude, sondern ein bißchen Mitleid. „Du bist ein richtiger Kindskopf", spottete sie leise
     
    6.
     
    Nach fünf Kilometern stellte Dilja fest, daß ihr nur noch ein Shift folgte. Das beunruhigte sie nicht. Er war nicht schneller als ihr Flugpanzer. Folglich konnte er sie auch nicht einholen.
    Und keine seiner Waffen war dazu geeignet, den Schutzschirm ihres Shifts zu durchschlagen.
    Und wenn, wäre das rein theoretisch. Ein „vernichtender" Manövertreffer zwang zwar jeden Manöverteilnehmer dazu, sich als abgeschossen zu betrachten, sofort zu landen und „toten Mann" zu spielen.
    Sie aber war kein Manöverteilnehmer mehr und brauchte sich deshalb nicht mehr nach den Spielregeln zu richten.
    Dilja übergab dem Bordsyntron die Steuerung, ging zu Sherl und legte ihm die Robotfessel an.
    Der Kerl war zwar noch bewußtlos, aber sie wollte Vorsorgen.
    Die Oxtornerin übernahm die Steuerung wieder selbst, beschleunigte mit Höchstwerten und ging auf Nordkurs. Ihre Absicht war, sich zwischen den verschiedenen blauen und roten Manövergruppen hindurchzuschlängeln. Sobald sie auf gleicher Höhe mit ihrer ehemaligen Gruppe war, die inzwischen im Territorium der Eingeborenen verteilt sein mußte, würde sie scharf nach Nordwesten abschwenken.
    Genau zwischen die Planetarier und die Manöverkrieger.
     
    *
     
    Sieben Stunden später hatte Dilja Mowak ihr Ziel noch immer nicht erreicht.
    Das lag daran, daß ein Vorauskommando der roten Partei unerwartet früh bis an die angenommene Grenze des Eingeborenengebiets vorgestoßen war. Dort war es zu mehreren Scharmützeln mit Meg Fotherns Leuten gekommen.
    Und die Oxtornerin befand sich plötzlich zwischen zwei Feuern.
    Um nicht zufällig ausgepunktet zu werden, hatte sie ihren Shift auf den Boden gebracht und war allein mit dem Gleiskettenantrieb weitergefahren. Stöße und Gegenstöße der beiden Parteien zwangen sie schließlich dazu, sich in die dichte Vegetation eines Sumpfgebiets zurückzuziehen.
    Dort steckte sie noch immer, als die bisher dichte Bewölkung aufriß und die Strahlen der Morgensonne durchs Blätterdach des Sumpfwaldes fluteten.
    Von einem Augenblick auf den anderen befand sich die Hanse-Spezialistin in einer völlig anderen Welt.
    Rechts vom Shift gab es ein Gewirr von Lianen, die von den teilweise abgestorbenen Bäumen herabhingen und zusammen mit nassen, grünen Hängepflanzen einen dampfenden Vorhang bildeten.
    Zur Linken plätscherte das absolut glasklare Wasser eines Flusses über blankgewaschene Kiesel. Hätte die Wasseroberfläche nicht die Bäume und Lianen widergespiegelt, wäre Dilja der Illusion erlegen, daß das Flußbett überhaupt mit Wasser gefüllt war.
    Auf der anderen Seite des Baches lagen abgestorbene kahle Bäume am Ufer - und auf ihnen saßen reglos scharlachrote und weiße Vögel. Sie sahen so ähnlich aus wie terranische Reiher und waren auch etwa gleich groß.
    Ihr Blick wanderte an der schwarzgrünen Mauer des Dschungels entlang, der am jenseitigen Ufer hinter den abgestorbenen Baumriesen aufragte. Die grüne Mauer wirkte extrem abweisend.
    Dilja fand die Andersartigkeit dieser Welt bestätigt: das Resultat einer in
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