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1643 - Psychospiel auf Akon

Titel: 1643 - Psychospiel auf Akon
Autoren: Unbekannt
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einem Ausdruck der Geringschätzung. Beim Betrachten des Verletzten schien Tattaglia sogar angewidert zu blicken.
    Als er sich aber wieder Michael Rhodan zuwandte, zeigte seine Miene einen Ausdruck unverhohlener Freude. „Fahre fort, Michael Rhodan!" forderte Tattaglia den Terraner auf. „Wir hören! Wir sind ungemein gespannt auf alles, was du uns zu sagen hast. Oder dein Begleiter."
    Michael Rhodan machte ein betroffenes Gesicht. „Mein Begleiter?"
    „Er wird doch ebenfalls hier sprechen wollen, nicht wahr?
    Wollen wir uns nicht zunächst seine Äußerungen anhören, als sachliche Zeugenaussage, bevor die streitenden Parteien diese Aussagen diskutieren?"
    Michael Rhodan zögerte.
    Taiphanor Tattaglias Stimme troff geradezu von Hohn und Genugtuung. „Es wäre zur sachlichen Beurteilung der Aussage allerdings ratsam, wenn dein Begleiter sein Gesicht nicht länger verbergen würde - das Risiko, das von ihm ausgeht, sind wir gerne bereit zu ertragen."
    Einige Kilometer entfernt, in ihrer Zentrale, begann Lothea Vilgor zu schmunzeln. Tattaglias giftiger Humor gefiel ihr.
    Und sie genoß es zu sehen, wie sich Michael Rhodan innerlich krümmte und wand.
    Der Augenblick seiner Demütigung war offensichtlich gekommen. „Wie du willst, Rat Tattaglia", antwortete Michael Rhodan zögernd. „Wenn es euer Wunsch ist. Ich darf die Person vorstellen: Mariin Kinnor, ein Mitglied der Besatzung der MONTEGO BAY!"
    Er entfernte die Gesichtsmaske seines Begleiters.
    Liganon Gurth sah, wie Lothea Vilgor blaß wurde. Sie richtete sich auf und starrte auf den Bildschirm, auf dem Marfin Kinnor zu sehen war.
    Ganz sicher war diese Person nicht der linguidische Friedensstifter Arinu Barras. „Heiliges Akon!" stieß Lothea Vilgor hervor. „Was wird dort gespielt?"
    Auch Taiphanor Tattaglia war blaß geworden.
    Etwas stimmte nicht. Der Plan lief nicht so, wie er laufen sollte. „Wir sollten aber auch den anderen Zeugen zur Sache befragen", fuhr Michael Rhodan fort.
    Selbst ein Wesen, das nicht mehr Menschenkenntnis hatte als eine ertrusische Ringelmaus, konnte dem Tonfall von Michael Rhodan entnehmen, daß er nicht im geringsten irritiert oder gar verzweifelt war. Im Gegenteil, er sprühte vor Kraft und Zuversicht, als er mit wenigen Schritten hinüberging zu der Schwebetrage.
    Ein Handgriff reichte aus, die dünne Decke über dem Körper des Blue zu entfernen. Und dann griff Michael Rhodan mit beiden Händen nach dem Brustkorb des Verletzten. „Aufhören!" schrie Lothea Vilgor außer sich. „Aufhören!"
    Mit einer raschen Handbewegung schaltete sie die gesamte Kommunikation aus. In dem kleinen Raum wurde es dunkler, als das Licht der Bildschirme verschwand. „Hereingelegt", stöhnte die Frau entsetzt auf. „Er hat uns getäuscht und hereingelegt, dieser terranische Halunke. Was für ein Betrug!"
    Liganon Gurth begriff nicht, was vorgefallen war. Aber jäh schoß in ihm die Ahnung hoch, daß Lothea Vilgor wohl einen furchtbaren Fehler gemacht hatte - einen Fehler, der sie den hübschen Kopf kosten würde.
    Und seinen eigenen Kopf vielleicht retten konnte...
     
    16.
     
    „Dies ist Arinu Barras", sagte Michael Rhodan mit lauter Stimme. „Ein Linguide, der uns zu helfen bereit ist. Wir wollen ihn anhören!"
    Michael trat zwei Schritte zurück und überließ dem Linguiden das Feld.
    Bedächtig begann Barras zu sprechen.
    Einige der Räte, die wohl die ungeheure Gefahr für ihr eingefahrenes Weltbild erkannt hatten, suchten ihr Heil in der Flucht. Aber ehe sie noch eine der Türen erreichen konnten, hatte die ruhige Stimme des Friedensstifters sie bereits erreicht und bannte sie.
    Michael stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Seine Kalkulation war aufgegangen.
    Es war ein äußerst verwegener Plan gewesen, eines der abenteuerlichsten Unterfangen, das er jemals eingeleitet hatte, ein Doppel- und Dreifachspiel mit Täuschung, Gegentäuschung und abermaliger Täuschung.
    Cailman Tzyk hatte völlig recht gehabt - man konnte einen Linguiden nicht in einer Schar von Blues verstecken. Also war es folgerichtig, daß Arinu Barras sich unter den Humanoiden der MONTEGO BAY verbarg.
    Genau das aber mußte sich der akonische Geheimdienst ebenfalls ausrechnen - und damit war dieser Plan von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
    Nicht rechnen konnte Akons Geheimdienst allerdings damit, daß Väter ihren Söhnen mitunter Teile ihrer Lebensgeschichte erzählen, vor allem Geschichten aus den aufregenden Zeiten des Anfangs. Alle Details dieser
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