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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503
Autoren: Unbekannt
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so genau ... Unmittelbar vor ihm lag ein kopfgroßes Stück Mauerwerk. Er versuchte, es mit dem Fuß fortzuschieben. Das gelang ihm nicht. Der Fuß drang durch das Trümmerstück hindurch, als wäre es nicht vorhanden.
    Boris kannte das. Er selbst und das, was er rings um sich sah, gehörten nicht derselben Wirklichkeit an.
    Kein Laut war zu hören. Die schweren Wolken hingen fast bis auf die Mauerkronen der zertrümmerten Gebäude herab.
    Irgendwo jenseits der Wolken gab es eine Sonne, die hauptsächlich im tiefen Rot des sichtbaren Spektrums strahlte.
    Ihr Licht, gefiltert durch das dumpfe Grau der Wolken, schuf ein umbrafarbenes Halbdunkel, das sich auf die Seele legte und die Szene der Verwüstung noch grausiger erscheinen ließ, als sie ohnehin war.
    Er rief nach Xii, aber es kam keine Antwort. Er wollte Verbindung zuerst mit der Landefähre, dann mit der PERSEUS aufnehmen. Aber die Mikropositronik, mit der der SERUN neben dem Pikosyn ausgestattet war, belehrte ihn, daß unter den angegebenen Rufcodes niemand zu erreichen sei. Boris hielt nach den Robotern Ausschau, aber auch die waren verschwunden.
    Er setzte sich in Bewegung. Die Straße war mit einem dunkelgrauen, asphaltähnlichen Überzug versehen. Die Stiefel des SERUNS drangen ein paar Zentimeter tief in den glatten Belag ein. Die Straße war ebenso irreal wie die Gebäude, die Trümmer, der düstere Himmel und die drohenden Wolken. Er fragte sich, auf welchem Boden er sich denn wohl wirklich bewege. War es der Untergrund der Hügelkuppe? Würde er beim nächsten Schritt mit dem Strangeness-Detektor zusammenprallen, der zwar unsichtbar, aber ganz ohne Zweifel vorhanden war?
    Jetzt hörte er Geräusche: ein deutliches, brodelndes Gemurmel, das durch die halbzerfallenen Mauern drang. Boris Siankow war von Natur aus nicht ängstlich. Aber der Anblick der Trümmerwüste, die leeren Fensterhöhlen, das düstere Licht und die unheimlichen Geräusche machten ihm zu schaffen.
    Wenn wenigstens Xii-Gien-Qek noch bei ihm gewesen wäre!
    Der Himmel mochte wissen, wohin es den Blue verschlagen hatte.
    Boris gelangte an eine Straßenkreuzung. Er wandte sich nach rechts, weil dort die Straße breiter und nicht so sehr mit Trümmern übersät war. Hier waren die Gebäude - vielmehr das, was von ihnen noch stand - wesentlich höher. Er näherte sich wahrscheinlich dem Zentrum der Anlage, der Siedlung, der Stadt - was auch immer es gewesen sein mochte.
    Unschlüssig wandte er sich einer der trapezförmigen Toreinfahrten zu. Dahinter war es noch düsterer. Das Murmeln war inzwischen noch lauter geworden. Es klang wie Hunderttausende von Stimmen, die monoton und ohne Anteilnahme ein Gebet herunterleierten.
    Die Einfahrt mündete in eine weite, rechteckige Fläche.
    Ringsum standen die Mauern des Gebäudes, riesige, hohe Flächen aus grauem Mauerguß, die überall die Spuren der Zerstörung zeigten. Schutt lag überall verstreut. Aber im Hintergrund der Fläche, vor der rückwärtigen Gebäudewand, ragte er zu einem Berg von gut zwanzig Metern Höhe auf.
    Hinter dem Schuttberg waren in der Mauer zwei hohe und schlanke Fenster mit gotischen Spitzbögen. Durch die leeren Fensterhöhlen leuchtete wabernd ein roter Schein, als gebe es auf der anderen Seite der Wand ein loderndes Feuer.
    Neugierig trat Boris näher. Immer lauter wurde das Gemurmel. Fast glaubte er schon, einzelne Stimmen voneinander unterscheiden zu können. Inmitten der Trümmer, die um den Fuß des Schuttberges verstreut lagen, fielen ihm ein paar dunkle Flecken auf. Er schaltete den Brustscheinwerfer des SERUNS ein.
    Zuerst konnte er mit der dunklen Masse nichts anfangen. Sie war formlos. Sie sah nicht so aus, als hätte sie früher zum Mauerwerk oder zum Bodenbelag gehört. Es schien sich um eine weiche Substanz zu handeln.
    Boris umkreiste das merkwürdige Gebilde. Er erschrak. Aus dem amorphen Etwas glotzte ihn ein riesiges Auge an, so groß wie eine Männerfaust, mit gelbweißem Augapfel und einer feuerroten Iris. Die Pupille maß wenigstens drei Zentimeter im Durchmesser.
    Er stand starr vor Entsetzen. Er wußte nicht, wie der Fremde ausgesehen hatte, als er noch lebte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine absolut nonhumanoide Lebensform. Wie viele von diesen Geschöpfen waren hier gestorben? Boris zählte über fünfzig, so weit der Lichtkegel des Scheinwerfers reichte. Zu den Seitenwänden hin lagen noch mehr. Sie verschmolzen mit der umbrafarbenen Dunkelheit.
    Boris zuckte zusammen, als das
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