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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503
Autoren: Unbekannt
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des SD sich als erfolgreich erweist, sollten wir einen Apparat konstruieren, der mindestens dreimal schneller arbeitet."
    Boris war nicht überzeugt. „Dazu könnten wir Myles nicht überreden", sagte er. „Der Aufwand wäre zu groß. Myles setzt große Hoffnungen in den Nakken."
    Xii wollte etwas erwidern, aber er wurde abgelenkt. Boris konnte zunächst nicht erkennen, was seine Aufmerksamkeit erregte. Er spürte nur, daß etwas, was es auch immer sein mochte, plötzlich anders war als vorher. „Hörst du es?" fragte Xii.
    Da ging Boris ein Licht auf. „Ich höre es eben nicht", antwortete er. „Das Piepsen hat aufgehört!"
    „Ja", sagte der Blue. „Wir sind jetzt in der Toten Zone."
    Sie kehrten zur Fähre zurück. Unterwegs begegneten sie einigen Robotern, die im Begriff waren, ihre Stellungen zu beziehen. Der größte Teil der Hundertschaft wurde auf den Hängen des Hügels postiert. Zehn Roboter bewachten die Hügelkuppe, auf der der Strangeness-Detektor stand. Die übrigen verteilen sich auf die Küstenebene und das hügelige Gelände weiter landeinwärts.
    Boris Siankow und Xii-Gien-Qek hatten die Unterlagen eingesehen, die der SD beim ersten Auftreten der Spiegelung angefertigt hatte. Das erste Anzeichen einer von null verschiedenen Strangeness war vierzehn Stunden nach Beginn der Plusphase registriert worden. Es blieb den beiden also noch viel Zeit, sich auf das Erscheinen der Fata Morgana vorzubereiten und zwischendurch sogar noch ein wenig Ruhe zu finden.
    Gromat Vdrehte sich einmal in gut 41 Stunden um die eigene Achse. Es war später Nachmittag, als Boris und Xii sich auf den Weg machten. Inzwischen war die Stationierung der Roboter abgeschlossen. Rings um die Fähre herum waren Apparate aufgebaut, die jede Phase der Spiegelung beobachten, ausloten, analysieren und aufzeichnen sollten. Der Nexialist und der Blue trugen schwere SERUNS. Man wußte nie, welche Art von fremden, gefährlichen Einflüssen in einer Spiegelung wirksam wurde.
    Sie verabschiedeten sich von Julian Tifflor. „Ich habe immer noch nicht begriffen, warum ihr die Erscheinung unbedingt draußen im Freien erleben wollt", sagte Tifflor. „Ihr könntet die Sache viel besser und bequemer von Bord aus beobachten."
    Boris Siankow hatte den Helm seines Überlebenssystems bereits geschlossen. Seine Stimme wurde über Außenaudio übertragen. „Die Erfahrung lehrt, daß ein beweglicher Beobachter mehr über das Wesen der Spiegelung erfährt als ein stationärer", antwortete er. „Denke an Ronald Tekener. Denke an die Ereignisse, die sich auf Kaahar abgespielt haben."
    „Gut, ich denke daran", lenkte Tifflor ein. „Ihr zwei seht euch da draußen vor. Ihr habt Erfahrung mit Erscheinungen.
    Aber man sagte mir, daß keine zwei davon einander gleichen."
    Zu Fuß hatten sie den Weg schon einmal gemacht. Diesmal zogen sie es vor, bequem zu reisen. Sie schalteten die Gravo-Paks ein und glitten über das Laubdach des tropischen Waldes zur Kuppe des Hügels hinauf. Von den zehn Robotern, die den SD bewachten, schwebten sechs entlang dem Rand der Lichtung. Die übrigen waren irgendwo in der Nähe unterwegs.
    Die Natur begann sich für die Nacht zu rüsten. Insekten summten heimwärts. Aus der Dunkelheit des Dschungels ertönten die absonderlichen Laute fremdartiger Tiere. Eine einsame geflügelte Kreatur - ob Vogel oder Flugechse, das vermochte das ungeschulte Auge nicht zu erkennen - zog hoch über der Lichtung träge ihre Kreise. Der wolkenlose Himmel nahm eine orangegelbe Färbung an, während die Sonne Gromat sich immer tiefer aufs Meer herabsenkte. „Dreizehn Stunden fünfzehn Minuten seit Beginn der Plusphase", zwitscherte Xii-Gien-Qeks Stimme im Helmempfänger. „Wenn der SD einigermaßen ..."
    Mehr hörte Boris Siankow nicht. Der Blue war mit einemmal verschwunden. Verschwunden waren auch die Lichtung, die Roboter, der Strangeness-Detektor und der Wald.
    Eine völlig neue Welt hatte sich vor Boris aufgetan.
    Es war eine düstere Welt.
    Ringsum waren Trümmer, die Überreste von Gebäuden, Produkte einer exotischen Architektur. Ovale Fenster, manchmal hochkant stehend, manchmal waagrecht angeordnet, durchbrachen die Mauern. Trapezförmige Eingänge, ohne Tür und ohne Glas, gähnten ins verwüstete Innere der Häuser.
    Boris stand auf einer Straße, auf der der Schutt sich häufte.
    Instinktiv trat er ein paarmal von einem Fuß auf den anderen, um zu sehen, ob der Boden ihm sicheren Halt bot. Bei Fata Morganas dieser Art wußte man nie
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