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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503
Autoren: Unbekannt
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jeder Beziehung eine erdähnliche Welt.
    Die Zusammensetzung der Atmosphäre war wie von Terra gewohnt, nur gab es hier mit 4,8 Prozent einen deutlich höheren Kohlendioxyd-Anteil, das Klima der Planeten war tropisch bis subtropisch gemäßigt. Tier- und Pflanzenwelt, so wiesen die bei früheren Anflügen angefertigten Unterlagen aus, entsprachen etwa dem Entwicklungsstand des irdischen Mesozoikums. Es gab weite Ozeane und eine Unzahl inselartiger Landmassen. Die größten Inseln besaßen Flächen von maximal 100.000 Quadratkilometern.
    Auf einem dieser Inselkontinente, einer langgestreckten Landmasse, die vom
     
    28.
     
    nördlichen Breitengrad in eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt wurde, hatte die Mannschaft der PERSEUS die Apparatur zur Bestimmung der Strangeness installiert. Das Gerät hatte den sinnvollen Namen Strangesess-Detektor (SD) und war so groß wie ein durchschnittliches Einfamilienhaus - ein deutlicher Hinweis darauf, wie schwer sich die galaktische Technik mit Messungen dieser Art immer noch tat.
    Julian Tifflor und ein kleiner Stab von Technikern, begleitet von Boris Siankow und Xii-Gien-Qek, waren mit einer großen Transportfähre auf der Insel gelandet. Sie war auf den klangvollen Namen Boramaru getauft worden. Das Innere der Insel war dichtbewaldetes Hügelland. An den Küsten entlang zog sich ein stellenweise mehrere Kilometer breiter Streifen Busch- und Wiesengelände, das zum Meer hin in feinkörnigen, weißen Sandstrand überging.
    Es war früher Morgen, als die Fähre landete. Im Osten stieg die Sonne Gromat wie ein riesiger, glutroter Ball aus der stillen Weite des Meeres. Die Fähre setzte an der Südküste der Insel auf, zwei Kilometer landeinwärts, am Fuß des Hügels, auf dem der Detektor stand. Die Ladung der Fähre bestand aus technischem Gerät und einer Hundertschaft von Robotern.
    Julian Tifflor rechnete mit der Möglichkeit, daß die Spiegelung, die der Detektor nachgewiesen hatte, während der kommenden Plusphase erneut auftrat. Für diesen Fall hatte er vorgesorgt. Das mitgebrachte Gerät war in der Lage, jede Facette des irrealen Phänomens von seiner Entstehung bis zu seinem Verschwinden aufzuzeichnen. Diesmal würde man sich nicht mit den verschwommenen, konturlosen Aufnahmen begnügen müssen, wie sie der SD beim letzten Auftreten der Fata Morgana angefertigt hatte.
    Die Roboter waren auf Boris Siankows Anraten hin mitgenommen worden. Als Boris seinen Vorschlag unterbreitete, hatte Julian Tifflor ihn verwundert gefragt: „Was willst du mit den Robotern?"
    Und Boris hatte darauf geantwortet: „Es ist schon einmal vorgekommen, und zwar auf Arkon II, daß aus einer immateriellen Spiegelung plötzlich ein materielles Objekt entstand, das auch nach der Auflösung der Spiegelung noch Bestand hatte."
    „Die Geschichte des Pyramidenprismas ist mit bekannt", war Julian Tifflor dem Nexialisten kurz ins Wort gefallen. „Gut. Wenn Atlan damals nicht genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen wäre, hätte man das Prisma wahrscheinlich nie gefunden. Ein solches Risiko wollen wir hier nicht eingehen. Wir verteilen die Roboter im Innern der Spiegelung und tragen ihnen auf, nach plötzlich materialisierenden Gegenständen Ausschau zu halten."
    Das hatte Tifflor eingeleuchtet, und Boris' Vorschlag war akzeptiert worden. Boris hatte allerdings seinen wahren Beweggrund nicht genannt. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich das Ereignis von Arkon II wiederholte, hielt er für vernachlässigbar gering. Wesentlich wahrscheinlicher war dagegen, daß der hypnosuggestive Einfluß wieder auftrat, den Atlan auf dem Industrieplaneten des Arkon-Systems, Ronald Tekener auf Accaro III und Xii-Gien-Qek ebenso wie er selbst auf Kaahar gespürt hatten: der Lockruf einer unheimlichen, fremden Macht.
    Die Roboter, die gegen jegliche Art mentaler Beeinflussung immun waren, sollten eingreifen, wenn einer der Besatzung dem Lockruf keinen Widerstand mehr leisten konnte und sich in Gefahr begab. Auf Boris' Anweisung hin - und ohne daß Julian Tifflor davon wußte - waren die Roboter programmtechnisch darauf getrimmt worden, jeden abzuschleppen, der sich während der Dauer der Spiegelung abnormal verhielt, und ihn schnellstens in Sicherheit zu bringen.
    Auf diese Überlegung war Boris nicht eingegangen, als er den Vorschlag machte, eine Hundertschaft Roboter mit nach Boramaru zu nehmen.
    Man hätte ihn für übervorsichtig oder gar ängstlich gehalten.
    Die Vorfälle auf Arkon II, Kaahar
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