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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers
Autoren: Jason Dark
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verletzte sich mit dem eigenen Messer, denn er zog die Spitze schräg durch sein Gesicht.
    Er brüllte. Er schrie nach seinen Geistern. Er lag auf dem Rücken und stieß die Arme in die Höhe, als wollte er sie fangen, um sie an sich zu ziehen, was er nicht schaffte.
    Seine Geister ließen sich nicht blicken, sie waren längst in anderen Sphären verschwunden.
    Ich stellte mich so vor ihn hin, dass er mich anschauen konnte. Er sah mich auch und hörte meine Frage.
    »Habe ich dir nicht etwas versprochen? Ich will dich hinter Gittern sehen.«
    »Nie!«
    Die Antwort war so intensiv gegeben worden, dass ich hellhörig wurde.
    Zugleich sah ich, dass die Klinge von seinem Gesicht hin- und herzuckte, dann schrie er seinen unsichtbaren Helfern zu: »Ihr habt mich verlassen!«
    Einen Moment später stieß er zu. Er rammte sich das Mordmesser in den Hals und ließ es dort stecken.
    Der Künstler gab noch ein letztes Röcheln von sich, dann nichts mehr.
    Sein Körper erschlaffte, und in dieser Kabine lag eine zweite Leiche…
    ***
    Ich atmete durch und spürte, wie der harte Stress in diesen Momenten von mir abfiel. Dabei trat das Gegenteil ein. Ich fühlte mich ausgelaugt und fing jetzt an zu frieren.
    Dann nahm ich Harrys Pistole auf, drehte mich um und stieg die Stufen des Niedergangs in die Höhe. Dabei schaute ich in das Gesicht meines Freundes Harry Stahl, der um seinen Hals ein Taschentuch geknotet hatte. Ich gab ihm seine Waffe zurück.
    »Lebt er noch?«
    »Nein.«
    »Ich habe den Schuss gehört und…«
    »Falsch, Harry, ich habe ihn nicht erschossen. Er hat sich selbst umgebracht, nachdem meine Kugel sein Bein getroffen hat.«
    »Okay, dann können die Menschen hier aufatmen.«
    »Und was ist mit der Frau?«
    Harry runzelte die Stirn. »Sie ist fertig mit den Nerven und steht unter Schock. Ich habe nach dem Schuss den Notarzt und die Kollegen alarmiert. Sie müssen jeden Moment eintreffen.«
    Damit lag er richtig, denn als ich das Deck betrat, sah ich das Blaulicht durch die Nacht geistern.
    Die Frau saß am Bug. Sie starrte ins dunkle Wasser, flüsterte etwas vor sich hin und war völlig in sich versunken. Ich wollte sie auch nicht stören.
    Harry legte mir eine Hand auf die rechte Schulter.
    »Darf ich fragen, wie du dich fühlst?«
    »Nicht wie ein Sieger. Es haben einfach zu viele Menschen ihr Leben verloren. Da kann man nicht von einem Sieg sprechen. Auch wenn man so lange diesen Job macht wie ich, gewöhnen kann man sich nicht daran. Aber da sage ich dir ja nichts Neues.«
    »Stimmt, John. Wichtig allerdings ist, dass wir es wieder mal geschafft haben, und ich hoffe, dass dies noch öfter so sein wird…«
    ENDE
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