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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers
Autoren: Jason Dark
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Mittelpunkt meines nächsten Werks werden. Kannst du das nicht verstehen? Ich bin der Künstler, der tote Körper in Szene setzt und diese Kunstwerke denen widmet, die vor mir gewesen sind.«
    Harry fielen die Bilder in diesem kleinen Kellerraum ein.
    »Meinst du die Massenmörder und…«
    »He!« Die Stimme schrie in ein rechtes Ohr. »Ja, die meine ich. Das sind meine Vorbilder. Wunderbare Menschen, die Zeichen gesetzt haben. Und das werde ich auch tun. Ich habe es ihnen bereits gesagt. Sie haben mir zugestimmt, und das ist einfach wunderbar.«
    »Ach. Ich habe gedacht, sie sind tot.«
    »Sind sie auch.«
    »Dann kannst du mit den Toten reden?«
    »Nein, aber ich spüre sie. Sie sind bei mir. Ihre Geister fordern mich auf, das zu tun, was wichtig ist. Ich kann und soll in ihre Fußstapfen treten, und das ist für mich das Allerhöchste. Ich werde spitze sein, das verspreche ich dir. Noch in dieser Nacht werde ich mich mit einer neuen Performance zurückmelden. Aber erst wenn ihr nicht mehr seid.« Er holte scharf Luft. »Ich will John Sinclair, verstehst du? Ich will ihn haben!«
    »Ja, das habe ich gehört. Und warum willst du ihn haben? Was hat er dir getan?«
    »Nicht mir persönlich. Ich habe nur über ihn gelesen. Er soll so gut sein. Er kämpft gegen die andere Seite, zu der ich mich hingezogen fühle. Und ich werde ihm beweisen, dass er nicht so gut ist, wie er es sich vorgestellt hat.«
    »Du willst dich selbst beweisen.«
    »Genau.«
    »Dann müsste John hier erscheinen. Und wann das geschehen wird, weiß ich nicht.«
    Harry war trotz allem Optimist. John und er hatten zwar nicht alle Details abgesprochen, aber er würde sich an die Regeln halten. Und es war inzwischen Zeit verstrichen. Er hätte längst den Anleger erreichen müssen und damit auch das Boot.
    »Ich könnte ihn anrufen«, schlug Harry vor.
    Gilensa keuchte auf. »Das könnte dir so passen, nein, das wirst du nicht. Ich gebe dir noch eine Minute. Wenn dein Freund dann nicht hier in der Kabine ist, suche ich ihn. Aber dann lasse ich dich und die Kleine in der Koje als Tote zurück.«
    Harrys Magen krampfte sich zusammen. Ihm war klar, dass der Künstler nicht geblufft hatte, und er würde sich in den nächsten Sekunden etwas einfallen lassen müssen.
    Hilfe erhielt er von einer Seite, mit der er nicht gerechnet hatte. Plötzlich hörte er die Stimme der Frau. Sie klang schwach, war aber trotzdem gut zu verstehen.
    »Nein, ich will nicht sterben!«
    »Halt dein Maul!«
    »Nein, ich will leben, ich gehe jetzt!«
    In Harry schoss das Adrenalin hoch. Mit einer derartigen Wende hatte er nicht rechnen können. Nicht er, sondern Frank Gilensa befand sich jetzt in einer Zwickmühle, denn dass die Frau es ernst meinte, war am Klang ihrer Stimme zu hören gewesen. Sie lag nicht mehr in ihrer alten Haltung. Sie war dabei, sich aufzurichten.
    Noch sah Harry das blutige Messer dicht vor seinem Hals, wenn er nach unten schaute.
    Aber es bewegte sich, denn plötzlich veränderte der Künstler seine Haltung. Fast wäre der Stahl in Harrys Hals geschnitten. Ob er es lebend überstanden hätte, war nicht sicher. Noch immer wurde er gepackt, jetzt aber zur Seite gerissen, damit Gilensa einen Blick auf die Frau werfen konnte.
    Das Messer schrammte an seinem Kinn entlang und riss dort einige Hautfetzen weg. Harry war innerlich so aufgewühlt, dass er den Schmerz gar nicht merkte.
    Jutta saß auf dem Bett!
    »Leg dich wieder hin!«
    »Nein!«
    Harry bewunderte die junge Frau, die jetzt Courage zeigte. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem es ihr egal war, ob sie nun lebte oder starb.
    Sie stand sogar auf, auch wenn sie dabei zitterte wie Espenlaub.
    »So nicht!«, brüllte der Killer, und sein Griff um Harry lockerte sich. Er wollte sein noch lebendes Kunstwerk nicht entkommen lassen und warf sich auf sie.
    Ein gezielter Stich mit dem Messer würde reichen, und die Frau war tot.
    Das wusste auch Harry Stahl, der rein reflexartig reagierte.
    Frank Gilensa befand sich im Sprung, als Harry sein Bein verschob und sein Fuß zwischen die Beine des Künstlers stellte. Für einen Moment nur, aber das reichte.
    Frank Gilensa verlor das Gleichgewicht und fiel. Sein rechter Arm mit dem Messer beschrieb noch einen Bogen, aber dann rammte die Klinge gegen den Boden und blieb im Holz stecken.
    Harry musste sich blitzschnell entscheiden. Entweder gegen den Killer kämpfen oder die Frau in Sicherheit bringen.
    Er entschied sich für sie. Gilensa lag noch auf dem Boden, als
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