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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers
Autoren: Jason Dark
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sah ihn nicht und war auch nicht von der gefesselten Frau gesehen worden, denn sie hatte ihr Gesicht in den Stoff gedrückt, weil sie einfach nichts sehen wollte.
    Es ist eine Falle!, dachte Harry. Und trotzdem komme ich nicht darum herum, weiterzugehen.
    Er fragte sich, wo sich der Killer versteckt hielt. Da gab es den toten Winkel in der Kabine. Oder Gilensa befand sich an Deck, wo Harry ihn übersehen hatte.
    Er hielt seine Pistole längst in der Hand, duckte sich jetzt wieder und brachte die restlichen Stufen hinter sich. Dann ging er noch einen Schritt vor und berührte beinahe den bewegungslosen Mann auf dem Stuhl.
    Er war leise gewesen, und trotzdem hatte man ihn bemerkt. Es war die gefesselte Frau, die ihren Kopf anhob und ihn mit starrem Blick anschaute. Wahrscheinlich glaubte sie an eine Fata Morgana.
    Harry legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen und hoffte, dass er verstanden wurde.
    Die junge Frau mit den dunklen Haaren war zwar nicht geknebelt, sie verhielt sich allerdings so, als wäre sie es. Sie brachte kein Wort hervor.
    Möglicherweise hatte sie begriffen, vielleicht war es auch der Schock, jedenfalls war Harry zufrieden. Nur hatte er den Mörder noch nicht gesehen, und das passte ihm nicht, denn er glaubte nicht daran, dass es normal war, die Geisel hier allein in der Kajüte zu sehen.
    Harry wollte die Chance nutzen. Er schlich auf die Gefangene zu und beugte sich über sie. Er hörte sie atmen, er sah auch die Panik in ihrem Blick und wie sie den Mund öffnete. Zugleich verdrehte sie die Augen.
    Diese drei Dinge verstand Harry Stahl als Warnung. Er wollte hochschnellen und sich herumwerfen. Auf die Beine kam er noch, mehr war aber nicht möglich, denn plötzlich war jemand hinter ihm.
    Ein Arm umschlang ihn. Dann wurde Harry zurückgerissen, und einen Moment später spürte er etwas Kaltes an seiner Kehle. Es war die Klinge eines Messers.
    Und eine Stimme flüsterte: »Eigentlich bist du schon tot!«
    ***
    Ich hatte mir meinen Weg durch den Fluss doch etwas anders vorgestellt. Dafür gab es einen einfachen Grund. Ich hatte die Tiefe unterschätzt. Da schwappten die Wellen doch höher und erreichten bereits meine Brust.
    Zu Schwimmen brauchte ich trotzdem nicht. Ich musste durch das Wasser waten, was nicht eben angenehm war, und so kam ich nur mühsam voran.
    Ich hielt mich an der Backbordseite des Boots. Vom Ufer her hatte die Mosel ausgesehen, als wäre keine Strömung vorhanden. Das traf allerdings nicht zu. Ich merkte sie schon, denn sie kam mir entgegen. So hatte ich Mühe, gegen sie anzukämpfen, und fand an der glatten Bordwand auch nichts, woran ich mich hätte festhalten können.
    An Aufgabe dachte ich trotzdem nicht. Ich kämpfte mich weiter und war in der graudunklen Dämmerung so gut wie nicht zu sehen. Das Klatschen der Wellen vernahm ich jetzt deutlicher. Hin und wieder spritzte mir Wasser ins Gesicht. Unter meinen Füßen war der Boden glatt, und ich hütete mich davor, nach rechts abgetrieben zu werden, denn ich hatte keine Lust, mit Kleidung im Fluss zu schwimmen.
    Aber ich kam voran und würde den Bug erreichen. Vom Heck war ich losgegangen. Dort gab es leider keine Leiter. Und wenn, dann war sie hochgeklappt.
    Auch an der Seite sah ich keine Sprossen, und so musste ich bis zur Anlegstelle.
    Ich hörte keine Stimmen. Weder die von Harry noch die des Killers. Das sah ich als positiv an. Es war durchaus möglich, dass man Harry noch nicht entdeckt und er freie Bahn hatte.
    Als ich den Bug des Boots erreichte, da verfluchte ich meinen Plan. Wir hätten das Deck auch normal und zeitlich getrennt betreten können. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer.
    Am steinernen Anleger gab es eine Kletterhilfe. Es war eine Leiter, die bis ins Wasser reichte, damit die Schwimmer schnell aus dem Wasser kamen.
    Auch für mich war sie ideal. Tropfnass stieg ich ins Freie und hatte den Eindruck, doppelt schwer zu sein, was natürlich an der nassen Kleidung lag.
    Das Wasser tropfte von mir ab und hinterließ einen nassen Fleck auf dem Gestein. Ich fing an zu frieren, was mich nicht weiter störte.
    Dafür dachte ich an Harry Stahl und den Künstler. Von beiden war nichts zu sehen und zu hören. Da kam mir zum ersten Mal der Verdacht, dass ich mich auf dem falschen Dampfer befand.
    Ich richtete mich auf. Vom Anleger her fiel mein Blick über das Deck.
    Dass keine Positionsleuchten brannten, das hatte ich längst registriert, aber das Boot war trotzdem nicht lichtlos. Deutlich sah ich den Schein,
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