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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen
Autoren: Susan Schwartz
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Tochter schämen, wenn das so weitergeht!«
    Genau deswegen hatte Eliana sich umso mehr in ihrem Ehrgeiz angespornt gefühlt. Angefangen bei einer kleineren Gonzales-Sippe hatte sie vor, den Ruf des Hauses durch nützliche Erfindungen wiederherzustellen. Und sich so ganz nebenbei bis an die Spitze vorzuarbeiten…
    Eliana stand auf und trat ans Fenster. In Utopia herrschte völliges Chaos. Obwohl die Logistik hervorragend plante, reagierten die Leute keineswegs so, wie sie sollten. Die einen weigerten sich, ihre Wohnungen zu verlassen. Die anderen wollten auf eigene Faust reisen. Die nächsten wollten sofort weg, wieder andere lieber später. Die Straßen waren verstopft, der Luftraum für private Gefährte längst gesperrt. Gleiter und Solarflieger wurden in der Luft und große Überlandrover am Boden eingesetzt, um die Leute zu Sammelpunkten zu bringen, wo sie in Luftschiffe umstiegen. Alle fünf Häuser hatten ihre Aero-Flotten zur Verfügung gestellt, damit der Transport schnellstmöglich erfolgen konnte.
    Dabei hatte es noch nicht mal ein leichtes Zittern des Bodens gegeben, trotz aller düsterer Vorhersagen. Vielleicht wurde auch alles ein wenig übertrieben, um die Leute abzulenken und auf etwas anderes zu konzentrieren, denn mit der Regierung stand es ja nicht gerade zum Besten.
    Um nicht zu sagen, es qualmte aus allen Rohren.
    Eliana goss sich perlenden Frukan in ein Glas und nippte daran, während sie das Schauspiel in der Stadt beobachtete.
    Merianne rief an; der kleine Bildschirm des PAC ( PAC = Persönlicher Armband Computer ) zeigte sie völlig aufgelöst. »Eliana, was sollen wir tun? Gerade kam eine neue Meldung herein, dass bald ein größeres Beben erwartet wird! Aber schau dir das Chaos da draußen an, wir kommen ja gar nicht weg! Es heißt, dass schon mindestens die Hälfte der Bevölkerung die Stadt verlassen hat, aber trotzdem wird es nicht besser!«
    »Ich bleibe noch hier«, erklärte Eliana.
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
    »Aber du sagst es doch selbst, man kommt gar nicht weg. Außerdem wird Hagfinn mich abholen, sobald seine Familie die Startgenehmigung erhalten hat. Du kannst mit mir kommen, wenn du willst, ich finde bestimmt noch einen Platz für dich.«
    Merianne schüttelte den Kopf. »Eliana, ich glaube, du verkennst den Ernst der Situation. Das ist keine Regierungskrise oder ein Kampf zwischen Städtern und Waldleuten. Wir werden einer Naturkatastrophe ausgesetzt, gegen die wir nichts ausrichten können! Geht das nicht in deinen Schädel?«
    Eliana sah keinen Grund, sich darüber aufzuregen. Sie hatte ganz andere Probleme. »Es wird schon alles gut gehen«, sagte sie. »Wir befinden uns doch nicht auf der Erde. Die Vulkane des Mars sind seit Jahrmilliarden erloschen und werden nie wieder erwachen. Wir haben seiner erstarrten, toten Kruste zwei Millimeter Fruchtbarkeit abgerungen, und das nicht einmal planetenweit. Das Schlimmste, was wir erwarten können, sind die Stürme.«
    »Ich gebe auf«, stieß Merianne hervor. »Wie kann man nur so ignorant sein? Wir sind nur Gäste des Mars, und wenn es ihm nicht mehr gefällt, setzt er uns mit fristloser Kündigung vor die Tür! Wir sind hier nicht die Herren, auch wenn deine Gonzales-Sippe der Ansicht sein mag!«
    »Du bist nervös, Merianne, deswegen bin ich dir auch nicht böse über das, was du mir da an den Kopf wirfst.« Eliana trank einen Schluck. »Natürlich nehme ich diese Sache ernst, und ich werde die Stadt verlassen. Aber was hilft es mir, mich darüber aufzuregen oder in Panik zu verfallen? Es kommt, wie es kommt. Der Segen der Gründer ist mit uns, das weiß ich. Es wird rechtzeitig eine Lösung geben. Jeden Moment könnte ein Ersatzkristall gefunden werden, und dann löst sich alles in Wohlgefallen auf. Du wirst es sehen.«
    »Nein, werde ich nicht, denn bis dahin habe ich die Stadt zu Fuß verlassen. Keine Sekunde bleibe ich länger hier! Ich wünschte, ich hätte dein unerschütterliches Vertrauen. Oder doch nicht?« Merianne blickte traurig. »Alles Gute, Eliana. Wir sehen uns in Elysium.«
    Das Beben kam wie angekündigt. Zum ersten Mal begann alles zu schwanken und zu schwingen, für weniger als eine Minute.
    Eliana musste sich festhalten, und die Gläser klirrten im Schrank. Aber dann war es auch schon wieder vorbei, und es wurde Entwarnung gegeben.
    Die Evakuierung wurde fortgesetzt, und tatsächlich leerte sich die Stadt allmählich.
    Elianas Mutter war abgereist, ebenso sämtliche Freunde und
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