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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen
Autoren: Susan Schwartz
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übrige Verwandte.
    »Ich möchte, dass du mit ihnen fliegst«, sagte Hagfinn bei seinem letzten Anruf. »Wir werden hier noch aufgehalten.«
    »Nein«, weigerte sich Eliana. »Ich werde bei dir bleiben. Mir reicht schon die Entfernung, die wir jetzt zueinander haben. Wie soll ich es ertragen, zweitausend Kilometer von dir entfernt zu sein?«
    »Eliana, sei vernünftig!«
    »Das bin ich, Hagfinn. Ich stehe bereit, mit meinem Gepäck. Wenn dein Gleiter mit dir an Bord kommt, werde ich einsteigen. Aber vorher gehe ich hier nicht weg.«
    Er seufzte. »Dann komm wenigstens endlich in den Tower!«
    Auch das lehnte sie ab. »Ich habe meine Prinzipien, das weißt du. Solange ich keine echte Gonzales bin, bleibe ich draußen. Ich möchte… mir diesen ganz besonderen Moment aufheben.« Tatsächlich hatte Eliana den Tower noch nie betreten, nicht einmal zu einer geschäftlichen Besprechung.
    Dies war ihr Traum seit früher Jugend gewesen, und sie wollte diesen bedeutendsten Moment ihres Lebens nicht versäumen, sondern zelebrieren. So hatte sie es geplant, und so musste es auch kommen. Nicht einmal ein Erdbeben konnte sie daran hindern. Wenigstens diesen Traum wollte sie sich bewahren, wenn die Welt tatsächlich untergehen sollte.
    Hagfinn hatte keine Zeit, mit ihr darüber zu diskutieren.
    Hastig verabschiedete er sich von ihr, kündigte aber an, sie abzuholen, sobald er eine freie Minute ermöglichen könne, ob nun mit oder gegen ihren Willen.
    In der Nacht kam dann das wahre Beben.
    Unangekündigt. Keine Zwischenbeben, kein Anstieg seismologischer Aktivität. Irgendwo unterhalb von Utopia explodierte ein Dampfkessel, den bisher niemand bemerkt hatte.
    Eliana wurde aus dem Bett geworfen, als das erste Zittern begann. Voller Entsetzen taumelte sie, mehr fallend als gehend, in den Wohnraum. Die ganze Welt schwankte, bebte, zitterte.
    Die Sitzmöbel hüpften durch den Raum, Schränke stürzten in sich zusammen, Glas zersprang in tausend Scherben.
    Eliana Margy lag vor dem bis zum Boden reichenden Panoramafenster und sah schluchzend auf die Stadt, die dort draußen hin und her schwang wie Bäume in einem Wirbelsturm. Sie sah, wie Mauerwerk abbröckelte, Verzierungen und Dachfiguren sich aus den Verankerungen lösten und Dutzende Meter in die Tiefe stürzten. An mehreren Stellen kam es zu Explosionen, Funken sprühend wie ein Feuerwerk in der Nacht.
    Und der hell erleuchtete, strahlende, stolze Gonzales-Tower bog sich wie Riedgras in der Sommerbrise. Schwang zurück.
    Schüttelte sich und zitterte.
    Dann stürzte er.
    Elianas Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei, kein Laut drang aus ihrer verkrampften Kehle. Ihre Augen spiegelten das Inferno, als der mächtige Turm bröckelte und zerbrach, Funken sprühend seinen eigenen Tod beleuchtete.
    Die Spitze stürzte in einen angrenzenden Wohnblock und zertrümmerte auch ihn, das Mittelteil machte einen ganzen Straßenzug dem Erdboden gleich, und der Grundstamm stürzte in einer gewaltigen Staubexplosion in sich zusammen.
    Vollständig; es blieb nichts mehr übrig außer weit verstreuten Trümmerteilen und einem riesigen rauchenden, an mehreren Stellen brennenden dunklen Haufen.
    Das Beben war vorbei.
    Die Stadt stand ruhig in Dunkelheit. Es gab keine Energie mehr.
    Eliana richtete sich auf. Innerlich spürte sie immer noch das Beben, und ihre Bewegungen waren unkoordiniert. Ihr blasses, fassungsloses Gesicht war nass von Tränen. Mit einem pfeifenden Geräusch atmete sie ein.
    Als sie wieder ausatmete, flüchteten Worte von ihren Lippen, die sich wie ein Fanal in ihr Gedächtnis brannten.
    »Das Strafgericht des Mars…«
    ***
    Kristallträumer ließ sie in zwei Lehmhütten bringen, am Rand des Waldes. Diese Hütten standen so abseits, dass sie vermutlich nicht als normale Wohnung benutzt wurden.
    »Wie Aussätzige«, bemerkte Matt für sich.
    Auf dem Boden waren dünne Matten ausgebreitet. In Schalen war Trinkwasser und Eintopf bereit gestellt.
    Die beiden Gruppen blieben getrennt; aber wenigstens hatten sie sich gegenseitig kurz gesehen und wussten, dass alle einigermaßen wohlauf waren.
    Die halbkugelförmigen Hütten wurden mit Bewaffneten umstellt. Der Schamane selbst hatte sich nicht blicken lassen.
    Als Matt darum bat, mit ihm sprechen zu dürfen, wurde es abgelehnt.
    »An deiner Aufrichtigkeit wird noch gezweifelt«, sagte ein Mann. »Du hast erst die zweite Stufe der Läuterung erreicht. Nutze die Zeit, die Kristallträumer dir schenkt.«
    Maya wandte sich an Matt, als
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